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Die Osanna-Glocke hat Originalgröße

Die Osanna-Glocke hat Originalgröße

In der Salzhalle an der B 42 baut derzeit das Team um Bernd Walbrück Motivwagen für den Karnevalszug in Erpel - Kaninchendraht ist die Grundlage

Erpel. "Dafür nehmen wir lieber die Stichsäge. Das Holz ist sehr dünn." Bereitwillig reicht Jürgen Geschonneck seinem Freund Helmut Conee das Werkzeug, und schon wird es etwas lauter in der Salzhalle an der B 42 in Erpel. Im Handumdrehen ist die große Platte auf das rechte Maß zugeschnitten und wird in die schon begonnene Verkleidung des langen Anhängers eingebaut. Endspurt bei den Erpeler Wagenbauern.

"Unter diesem Kasten verbirgt sich ein Elektromotor, denn unsere Glocke von Sankt Severinus, die Osanna, soll ja richtig schwingen", erklärt Geschonneck. Wie sein Partner gehört er zum festen Stamm des Wagenbauteams um Bernd Walbrück, das für die Motivwagen des Erpeler Blütenkorsos verantwortlich zeichnet. Doch momentan sind sie von Kopf bis Fuß auf Karneval eingestellt.

"Seit Ende November arbeiten wir jede Woche von 17 bis 21 Uhr hier, um den Wagen der Brauchtumsfreunde des Erpeler Weinfestes zu bauen", berichtet Walbrück, der gerade mit Karl-Heinz Bender in der Salzhalle ankommt. Und das Ergebnis der wochenlangen Arbeit kann sich sehen lassen. Majestätisch hängt die riesige Osanna auf dem langen Hänger in einem massiven Glockenstuhl.

"Wenn die Große Erpeler KG schon das Motto “Osanna, Osanna - Erpel ist der Hammer„ gewählt hat, dann liegt es doch nah, dass wir dieses Motiv auswählen, aber natürlich in Originalgröße", erklärt Walbrück. Außerdem war für die Kirchenglocke von einem früheren Blütenkorso zumindest noch das Grundgerüst vorhanden.

Das ist inzwischen dick mit Schaumstoff umzogen, über den sich silbergrauer Stoff spannt. "Nur unten am Wulst müssen ihn noch geschickte Hände umnähen. Aber da haben wir mit Ursula und Angela Dung ja sich zwei Fachfrauen, die auch noch die Goldverzierungen für die Glocke nähen", sagt der Chef der Wagenbauer.

Die sind mit ihrem Karnevalswagen nicht allein in der Salzhalle. Auch die Tischtennisfreunde sind dort schon eifrig aktiv gewesen. Vor dem Prinzenwagen der vorigen Session, in dessen Kamelle-Kästen jetzt leere Dosen Montage-Füllschaum und jede Menge Karton lagern, erhebt sich bereits ein Western-Saloon.

"An die langen Plexiglas-Biersäulen haben die Jungen schon die Hähne montiert und auch das Holz des Saloons ist bereits geflämmt", lobt Bender den Eifer der Tischtennis-Spieler. Selbst der mehrarmige Kaktus vor dem Saloon strotzt schon vor lauter Zahnstocher-Stacheln. "Wir liegen ganz gut im Rennen, müssen aber noch den Wagen des Möhnenclubs fertig stellen, den wir seit Jahren aus Dank für ihre Hilfe beim Blumenkorso bauen", berichtet Walbrück, ohne das Motiv zu verraten.

"Die Salzhalle hat uns der Getränke-Großhandel zur Verfügung gestellt, aber das ist hier unsere letzte Aktion, weil Klaus Sieberz die Halle jetzt für seinen Betrieb braucht", erzählt Bender. Damit geht ein Stück Erpeler Wagenbau-Geschichte zu Ende, von der unzählige Exponate zeugen, die sich neben verschiedensten Materialien in den Regalen bis an die Hallendecke stapeln.

Unmengen Rollen Kaninchendraht und Schaumstoffplatten lagern neben riesigen Blumen, dicke Papp- und Plastikrohre und ausrangierte Schranktüren lehnen neben einem riesigen Löwenkopf und einem Drachen, der sein Maul aufreißt. Nur Emil Duck, der Gründer von Entenhausen, der als Denkmal den Pütz von Erpel beim Hammerdorf-Wettbewerb zierte, steht völlig frei am Eingang der Halle und reckt seinen Kopf stolz in die Höhe.

"Kurz vor Weihnachten war es hier mehr als schuppig, sodass wir nur mit Hilfe von heißem Glühwein arbeiten konnten", erzählt der Chef der Truppe griemelnd. Da sei es beim Blütenkorso schon erheblich wärmer. Dafür aber hektischer. Fertig werden die Wagenbauer aber sicher auf jeden Fall. Und wenn ihre Osanna den Karnevalszug am Sonntag, 3. Februar, ab 15 Uhr einläutet, werden die bunt kostümierten Fußgruppen tolle Motivwagen begleiten.