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Die Schwere Artillerie von Linz wird 70 Jahre alt

Die Schwere Artillerie von Linz wird 70 Jahre alt

Urvater des Korps ist die Seniorenriege des Schwimmclubs 1922

Linz. (khd) "Zu gleich" schallte der Schlachtruf am Sonntag durch die Linzer Stadthalle. Und dabei zückten die Mannen von Commodore Christian Siebertz ihr Markenzeichen, eine lange weiße Meerschaumpfeife.

Deren Sinn wird deutlich, wenn man den Ruf des Linzer Korps "Schwere Artillerie Rut Wiess" hinterfragt, erinnert der doch seit 1939 an das gleichzeitige Entzünden der Kanonenlunten eben mit Hilfe der weißen Pfeifen. Mitglieder der Seniorenriege des Linzer Schwimmclubs 1922, genauer Karl Aufdermauer, Franz Berg, Josef Küpper, Peter Meyer, Wilhelm Müller, Bernhard Peiß, Jakob und Peter Rahm sowie Heinrich Schütz, hatten vor 70 Jahren die Idee, sich im Karneval zu engagieren.

Da Meyer und Schulz bei der Artillerie gedient hatten, entschloss man sich im Weinlokal "In der Blech", diesen Heeresteil als Namenspatron zu wählen. Und da die Gründer schon etwas gewichtiger und unbeweglicher, weil älter, als die schon seit fünf Jahren bestehenden Stadtsoldaten waren, legte man sich auch das Eigenschaftswort "schwer" zu.

Erster Kommandant war Peiß, auch Peise Bään" genannt. Seine Regentschaft war wegen des Zweiten Weltkrieges sehr kurz. Ganz anders die von Commodore Peter Rahm, der sein Amt 1949 antrat, als die Linzer Karnevalisten gegen den anfänglichen Widerstand der französischen Besatzer wieder aktiv wurden. Fast 30 Jahre lang ließ er bei den Kurzeinlagen auf den Sitzungen sein gewichtiges Korps "über den Gewässern schweben", bis er 1975 Erwin Schrauth 18 Jahre lang die Leitung der Schweren Artillerie überließ.

1993 wurde ein komplett neuer, stark verjüngter Vorstand gewählt mit Heinz Bündgen an der Spitze. Franz Josef Adams, der Linzer Prinz von 1999, übernahm die Funktion des Literaten. Gerade diese sollte immer wichtiger werden, gewannen die Auftritte des Korps bei den Linzer Sitzungen doch immer mehr an Bedeutung. Unvergessen sind Adams' Auftritte als "Schwabbelbäuche mit Zylinderhüten oder "Lummerland-Express".

Wer nun gehofft hatte, bei der Geburtstagsfeier der Artilleristen in der Stadthalle am Sonntag in den Genuss des diesjährigen Sitzungsprogramms zu kommen, wurde enttäuscht. "Wir sind heute nur Gastgeber. Bis die anderen Corps vom Empfang im Rathaus zu uns kommen, übernehmen zunächst die Vettelschoßer Kürassiere die Gestaltung des Programms", so Siebertz. Und während die "Franzosen" von der Linzer Hüh mit ihrem gallischen Hahn einzogen, hatte sich auch schon das Funkencorps Leubsdorf im Foyer ausgebreitet, um dort jecke Laune zu verbreiten.

Wer aber die "Zeitreise" der Artilleristen noch einmal miterleben will, der sollte beim Strünzerball am Freitag vorbeisehen. Da wird man nicht nur dem "Dudelsack-Schotten" begegnen, mit dem ein stadtbekannter Verkehrsdirektor aufs Korn genommen wird, sondern auch Literat Uwe Jenichen als Stein und Marmor-brechenden Drafi Deutscher. Am Sonntag war von den Artilleristen "nur" ihr Korpslied zu hören, von dem vor allem die vierte Strophe in die Tat umgesetzt wurde: "Bis morjens fröh steit Linz om Kopp mit allen Art'lleristen, mit allen Art'lleristen!"