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Im Nahkampf behält der Prinz die Oberhand

Im Nahkampf behält der Prinz die Oberhand

Karnevalisten erobern das Rathaus im Sturmlauf - Die Bad Honnefer Federfuchser können nur noch kapitulieren - Neue Machthaber zerren Ratsvertreter vor das Narrengericht

Bad Honnef. Weder Gewalt noch List konnte die Bad Honnefer Karnevalisten davon abhalten, am Samstag das Rathaus zu stürmen und die Macht im Handstreich an sich zu reißen.

Keine Chance hatten die Rathausverteidiger um die Bürgermeisterin Wally Feiden gegen die geballte Macht der von den Siebengebirgsregenten Dieter I. und Marion I. angeführten Narrenschar.

Die hielt sich nicht lange mit Kapitulationsforderungen und Übergabeverhandlungen auf, sondern überrannte die Linien der Verteidiger und entriss der Bürgermeisterin den Goldenen Schlüssel der Stadt in einem erbitterten aber kurzen Nahkampf.

Schon in den frühen Morgenstunden beherrschten die Narren das Areal vor dem Verwaltungsgebäude. Eine uniformierte Vorausabteilung war zunächst angerückt, hatte alle strategisch wichtigen Punkte besetzt und die Musikanlage in Betrieb genommen, mit der sie einige hundert Watt starke Musiksalven gegen die Mauern der letzten Verwaltungsbastion abschossen, um die Moral der Verteidiger zu schwächen.

Kontinuierlich wuchs indes die Zahl der Jecken auf dem Rathausplatz. Pünktlich um 11.11 Uhr marschierte das Kernheer der Karnevalisten im Gleichschritt an, die Siebengebirgstollitäten in der Mitte und begleitet vom klingenden Spiel der Bad Honnefer Stadtsoldaten.

Mit großen, hölzernen Federhaltern bewaffnet, erwarteten die Rathausverteidiger auf dem Podest der Außentreppe den Angriff. Der erfolgte so überraschend und mit einer solchen Kraft, dass sie keine Chancen hatten.

Mit einem langen, blau-gelben Rammbock durchbrachen die anstürmenden Karnevalisten im ersten Anlauf die mehrfach gestaffelten Verteidigungslinien und zwangen die Federfuchser und Ratsmitglieder zur Aufgabe.

Selbst die auf großen Transparenten aufgemalte Ankündigung, dass im Rathaus die Vogelgrippe ausgebrochen sei, konnte die Angreifer nicht abschrecken. Schließlich sind sie alle schon mit dem Bazillus Carnevalis infiziert, der seit Jahrhunderten schon gegen jede Therapie resistent ist.

Bis Aschermittwoch halten die Jecken nun die Macht in ihren Händen. Von der Bürde ihrer Verantwortung befreit, feierten die Unterlegenen gemeinsam mit den Siegern ausgelassen den Machtwechsel.

Nach der Begrüßung durch den Festkomitee-Vorsitzenden Gerd Papenbrock übernahm der Selhofer Karnevalspräsident Stefan Meyer die Regie und führte durch ein fantastisches Programm.

Alle Bad Honnefer Garden und Tanzgruppen erfreuten die Gäste auf dem nun rappelvollen Rathausplatz mit ihren Darbietungen. Die Kleinsten der Rasselbande waren zu sehen, die blau-weiße Garde aus Selhof, die Rot-Weißen der Ziepches Jecke und auch die Selhofer Oldstars.

Natürlich zeigten auch die im Tross der Siebengebirgstollitäten mitreisenden Tanzkorps der Löstige Geselle ihr Können. Von der anderen Seite der Landesgrenze war die KG Unkel gekommen, mit ihrem Kinderprinzenpaar, ihrem Musik- und ihrem Majorettencorps.

Begeistert empfangen wurde dazu die Aegidienberger KG Klääv Botz mit ihrem Prinzenpaar Oliver I. und Andrea I, ihrem Kinderprinzenpaar Carsten I. und Lorena I., ihrem Spielmannszug und ihren drei Tanzcorps.

Dass es sich die Karnevalisten vom Berg schon seit vielen Jahren nicht nehmen lassen, die Marktschau mit ihrem Besuch zu bereichern, zeigt, wie sehr die Gemeinschaft der Bad Honnefer Karnevalsvereine zusammengewachsen ist.

Aber auch für fetzige Live-Musik hatten die Organisatoren des Festkomitees Bad Honnefer Karneval gesorgt. "Da simmer dabei, dat is prima" sangen die Jecken gemeinsam mit den "Stroßefäjern" und reckten "die Hände zum Himmel".

Und für einen krönenden musikalischen Abschluss sorgten die Köbesse, deren Stimmen ebenfalls von einem riesigen Jeckenchor verstärkt wurden. Mit dem Machtwechsel im Rathaus nahm auch das Narrengericht seine Arbeit auf.

Die Tänzerinnen des Kinder- und Jugendtanzcorps der Löstige Geselle hatten Staatsanwalt Peter Endler und Richter Jochen Carsten als Gerichtsdienerinnen verpflichtet. Und von den freundlichen, aber bestimmten hübschen jungen Damen ließen sich die Verhafteten willig zur Anklagebank führen. Im Minutentakt wurden ihre "Vergehen" verhandelt.

Bekannte Persönlichkeiten, Ratsmitglieder und Geschäftsleute saßen ebenso vor dem Richter wie Karnevalisten. Bei jedem von ihnen wusste der Staatsanwalt etwas zu beanstanden. Dass ihre Geldbußen zur Erhaltung des karnevalistischen Brauchtums und zur Finanzierung des Karnevalszuges nicht übermäßig hoch ausfielen, dafür sorgte der Verteidiger Karl Jakobs.

Und so warfen die Bürgermeisterin, das Siebengebirgsprinzenpaar, die Huusmeister vom Bundesdaach, Sparkassendirektor Hellmuth Buhr, Franz-Ludwig Solzbacher und viele mehr die geforderten Beträge willig in den "Wechsel-Opferstock".

Diesen Namen hatte der Geldbehälter bekommen, weil die Gerichtskasse in diesem Jahr erstmals kein Wechselgeld auszahlte. Ganz zur Freude der Karnevalisten.