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Zug durch die Altstadt in Königswinter: Auf der Achterbahn durch die Altstadt

Zug durch die Altstadt in Königswinter : Auf der Achterbahn durch die Altstadt

Die Jubiläums-Majestäten Michael I. und Anke II. bekamen von den Teilnehmern einen traumhaften Zug ganz nach ihrem Geschmack geschenkt: Denn die Tollitäten hatten sich kreative Verkleidungen in den traditionellen Vereinsfarben der Fidelen Freunde Postalia gewünscht.

Minions, soweit das jecke Auge blickte! Eine Springflut aus blauen Latzhosen, gelben Vereinspullovern und jeder Menge um die Stirn geschnallter Glupschaugen bahnte sich am Sonntagnachmittag den Weg durch die Straßen der Königswinterer Altstadt.

Auf ausdrücklichen Wunsch seiner beiden Tollitäten – denn zum 88. Bestehen sollte die Verkleidung kreativ, aber unbedingt in den traditionellen Vereinsfarben gehalten sein – war das 80 Mann starke Fußvolk der Fidelen Freunde Postalia in die Rolle der gelb-blauen Kultfigürchen geschlüpft. Und wie es sich für treue Minions nun einmal gehört, ebnete die bestens aufgelegte Meute dem prunkvoll verzierten Prinzenwagen seiner Herren und Gebieter Michael I. und Anke II. freudig strahlend den Weg. Fans der tollpatschigen kleinen Comic-Lakaien standen indes am Wegesrand Spalier und jubelten ihnen mit einem inbrünstig geschmetterten „Banana!“ zu, dem inoffiziellen Lebensmotto der Minions – was diese ihrerseits prompt mit Kamelleschauern belohnten.

Der diesjährige Veedelszoch, zum letzten Mal unter der Leitung von Heinz Seiler, war eine gewohnt bunte Karnevalssause, die einmal mehr mit Humor, Herz und Heiterkeit durch die Altstadt fegte. Wo der Vorjahres-Zug ganz ohne Tollitäten noch – in den Worten von Postalia-Präsident Arno Wichelhoven – „strunzordinär“ gewesen war, legten die mehr als 400 teilnehmenden Jecken nun zur Feier ihrer Jubiläums-Majestäten gleich zwei Schippen drauf: Mehr Farbenreichtum, mehr Aufwand – und nicht wenige Motti, die den Regenten wie auf den Leib geschneidert waren.

Als 13-köpfige Schar von „Post(alia)-Eulen im Paragraphendschungel“ flatterten etwa die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors Cäcilia von Sankt Remigius durch die Straßen – eine Anspielung auf die Berufe von Michael I. und Anke II. als Steuerfachangestellter respektive Finanzbeamtin. Mehrere Tage lang bis tief in die Nacht habe er an den detailverliebten Ganzkörperkostümen gesessen, sagte Chef-Eule Frank Groyen – jede Feder ein kleiner Stofffetzen, davon etliche Dutzend am ganzen Körper. Ein Aufwand, der sich ohne Zweifel gelohnt hatte.

Mit einem genüsslichen Augenzwinkern huldigten derweil die Sebastianus-Junggesellen dem Prinzenpaar: „Wat dat Finanzamt hätt jeraupt“, sagte sich die 20 Mann starke Bande, streifte sich die Panzerknacker-Uniform über und karrte ihren Kamelle-Tresor über den Asphalt, „dat weed vun uns zoröck jeklaut!“

Ein weiteres Highlight einmal mehr die ehemaligen Mitglieder der Tanzgruppe „Mo-Dancers“ um Norbert Kern: Als Afro-Hippies gingen sie auf Achterbahnfahrt durch die Königswinterer Straßen, den Sitz samt Haltebügel um den Rücken geschnallt. Der hohen Kunst des Flachwitzes hatten sich die 20 Köpfe des Stammtisches „Loss loofe“ verschrieben: Sie zogen mit Büffelfell und Mokassins als Indianer vom Stamm „Tisch“ durch die Drachenfels-Prärie.

Erstmals dabei: Die „Jecken vom Rhing“, die den Zug zum Einstieg ganz klassisch als Clowns aufmischten – ähnlich wie die „GKKG-Ultras“, die als Liebesbeweis zum Karneval teils mit leuchtendem Regenbogen-Irokesenschnitt aufwarteten. In bester Kölner Rosenmontagszug-Tradition scheute es derweil die Fußgruppe der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft nicht, sich Politisches auf die Fahne zu schreiben: „In Königswinter 'Wirtz' dem Gast zu teuer“, präsentierten sie stolz ihr Motto, „dank der neuen Bettensteuer“.

Und während die Hunnen der „Freien Bärenhorde vom Rhein“ nun bereits zum dritten Mal in traditioneller Tracht antraten, wirkten die Sebastianer der Männerschützenbruderschaft wie frisch aus dem Zoo entwischt: Das Motto kurz, die Freude groß, „im Dschungel sind die Schützen los“. Und inmitten von Kakadus, Leoparden und Nilpferden nahm sich der Erste Brudermeister Walter Faßbender selbst auf den Arm: Auf dem Rücken seines aus der Not geborenen rot-weißen Hennes-Kostüms klebte der Hinweiszettel: „Psst, Tiger, als Ziege getarnt“.

Der Kindergarten Kleiner Drache ging sinngemäß als „Schneewittchen und die 56 Zwerge“, während die rot-weißen Fliegenpilz-Hauben des Kanu-Klubs Königswinter noch aus weiter Ferne strahlten. Die Musik steuerten derweil das Fanfarencorps „Swinging Altstadt“, das „Bonner Blechkartell“ und der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr bei. Spitzenstimmung, Topkostüme und insgesamt gut eine Tonne Kamelle – ein würdiger Abschied für Heinz Seiler, der den Veedelszoch gemeinsam mit Frank Reuter ein letztes Mal stemmte, bevor er nun nach elf Jahren die Verantwortung an einen jüngeren Nachfolger abgibt. Und eine Riesenfreude für die beiden Tollitäten – samt treuer Minion-Schar, versteht sich.