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Die jecken Weiber in Bad Honnef feiern Fastelovend.

Weiberfastnacht in Bad Honnef : Mit Sangeskraft und Stehvermögen

Jecke Weiber in Bad Honnef, Aegidienberg, Rommersdorf und Rhöndorf sorgen vor allem mit Lokalkolorit für närrische Unterhaltung. Hunderte Närrinnen feiern in den Sälen ihren Tag.

Weiberfastnacht, kurz nach Mittag. Leergefegte Straßen, aus den Fenstern klingt jecke Musik, Gelächter ist vielfach zu hören: Überall bereiten sich die jecken Weiber auf die Sitzungen vor, die ab 15.11 Uhr auch in den Bad Honnefer Stadtteilen für närrisches Vergnügen sorgen sollten. Und wie. Ob in Aegidienberg, in Selhof, in Rommersdorf oder Rhöndorf: Die ehrenamtlichen Gruppen, die die Damensitzungen und Parties vorbereitet hatten, zogen bis in die Abendstunden alle jecken Register.

Im Saal Kaiser „wor de Pief verstopp“: Die niedlichen Kinder der Rasselbande, die bereits im fünften Jahrzehnt fester Bestandteil und ebenso Stolz der Großen Selhofer KG ist, mussten nach ihrem Auftritt raus, „dat janze Jeschmölz“ der Karnevalsgesellschaft Klääv Botz samt dem Aegidienberger Prinzen Uli I. rein: Bei diesem Gegenverkehr ging im engen Flaschenhals vor dem Saal für kurze Zeit nichts mehr voran. Derlei kuschelige Enge sind die Selhofer in ihrem geliebten „Kursaal Kaiser“ natürlich seit eh und jeh gewohnt. Und irritieren lassen sie sich davon sowieso nicht.

Kaum dass die Damensitzung im knubbelvollen Saal begonnen hatte, war die Stimmung bestens. Die Spielvereinigung „Serpelhof“ mit den Musikern des Tambourcorps Frei Weg Selhof und den Kollegen aus Erpel, die im zweiten Jahr zusammenspielen, machte den Anfang. Nach ihnen bereitete der vereinseigene Nachwuchs den Tanzboden unter anderem für die Jugendlichen, die „Blau-Weiße Schelleböömsche“, die „Old Stars“ und natürlich die großen KG-Tänzer.

Lokalkolorit ist das Erfolgsrezept überhaupt der Selhofer Karnevalisten.  Dafür legte die Sitzung, souverän zusammengestellt von Literatin Claudia Meyer und geleitet vom Damenelferrat um Präsidentin Melanie Hellenbrandt, Zeugnis ab. Einfach grandios die Beiträge wie die Hitparade des Damenelferrates oder das „Grosefa Ballett“ der Männer. Die Trainerinnen Melli Hellenbrand und Martina Raffauf verlangten ihrer „Affenbande“ aber auch alles ab. Auch um immer neue Ideen in der Bütt sind die Selhofer nicht verlegen, vom Zwiegespräch „Ein Prinzenpaar“ bis zur „Neuen Bedienung bei Mia“– sprich: an Ort und Stelle im Saal Kaiser. Nicht fehlen durfte die neue Hymne, die Ralf Batzella ersonnen hat: das Selhof-Lied. Apropros singen: Wer noch Stimme hat, kann am Freitag bei „Selhof singt“ ab 19 Uhr noch einen drauflegen.

George Clooney oder ein muskelbepackter Tänzer der Chippendales als Hauptgewinn: Das gab es an Weiberfastnacht nur in Aegidienberg. Für jede volle Bonkarte gab es dort ein Glückslos, und als Preise winkten Pappkameraden der beiden Herren der Schöpfung – eine nette Idee der Truppe um die neue Sitzungspräsidentin Julia Stölben, die damit gleich am Eingang des Bürgerhauses für einen Hingucker sorgte. Ob manche Besucherin den staatsen Ehrengardist der KG Klääv Botz, der sich vor dem Einzug seiner Truppe in den Saal versehentlich gleich neben den „Promis“ platziert hatte, lieber als Preis gehabt hätte? Aber so ein Pappkamerad hat ja auch Vorteile, meinte eine Närrin: Er macht nichts dreckig und widerspricht auch nicht.

Die Sitzung hatte aber auch sonst alles zu bieten. Absolute Herzschlagmomente gab es gleich zu Anfang beim Einzug von Aegidia Ramona I. mit ihrem ganzen Gefolge. Einfach zauberhaft, wie sich das Kinderprinzenpaar Tim I. und Tilda I. den jecken Wievern im Saal vorstellte, nämlich singend. So professionell machten die beiden das, dass manches „Oh“ zu hören war. Und natürlich gab es für die kleinen Tollitäten, die wie alle Aegidienberger Jecken dem Zug am Veilchendienstag entgegenfiebern, ordentlich Applaus und Alaafrufe. Nach einem Tanz der KG-eigenen Fünkchen, denen übrigens auch die Kinder-Aegidia angehört, ging es Schlag auf Schlag, von Showtanz mit „Las Locas“ über Büttvorträge etwas des „Vingströschens“ aus Köln bis hin zum Finale mit Prinzen- und Ehrengarde. Ein Import aus dem Geburtsort der Aegidia war mit dem Männerballett Rahms als „Rahmser Glücksspieler“ dabei.

Seit Jahren ein fester Bestandteil des Programms ist der Eudenbach-Export „Net fööhle sons klatsch et“. Während die Jungs im Schottenrock eher etwas fürs Auge bieten, sorgte „Stadtrand“ dafür, dass die Mädels in Schwung kamen. Apropros Musik: Mit den Köbessen hatten die KG-Akteure noch ein Ass im Ärmel. Für Snacks sorgten die Mädels übrigens zum ersten Mal selbst: Zum neuen Konzept der KG gehört Selbstverpflegung beim Essen. Dafür, dass die jecken Weiber mit Flüssigem gut versorgt waren, sorgten mindestens 25 Aktive, die im Hintergrund und bei der Bedienung halfen.

Wie die Zeit vergeht: Zum sechsten Mal bereits luden die Aktiven des Damenkomitees Ziepchen statt einer klassischen Sitzung nach Rhöndorf ins Weingut Broel zu Party und Tanz. So bieten sie am Weiberdonnerstag allen Feierwütigen, auch den Pantoffelhelden, die Gelegenheit, bei Musik, Klaaf und Tanz ins jecke Wochenende zu starten. In Rhöndorf befinden sich die Damen damit in guter Gesellschaft. Schließlich hat auch die KG Ziepches Jecke mit „Ramba Zamba Bütt un Danz“ neue Seiten aufgezogen. Und das mit Erfolg.

Auch das Damenkomitee baut auf Musik und Tanz. Versorgt wurden die Gäste wieder mit hausgemachten Leckereien, die die Damen am Tresen feilboten, und zwar zu moderaten Preisen. Traditionell nahm die Party ein wenig später Fahrt auf, dauerte dafür aber auch länger an. Einziger Wermutstropfen: Versicherungen. Gema-Gebühren und zu guter Letzt erstmalig auch Genehmigungsgebühren der Stadt machen es gerade den kleineren Vereinen immer schwerer, ihre allesamt ehrenamtlich gestemmten Angebote aufrecht zu erhalten, hieß es. Immer weiter an der Preisschraube drehen, das kommt für die engagierte Truppe zugleich nicht in Frage. Die Tradition des Karnevals, so das gemeinsame Credo, soll sich jeder leisten können. Die gute Laune bei dieser Neuauflage im Weingut Broel ließen sich weder die Aktiven noch die Gäste nehmen. Dazu trugen auch honorige Besucher bei. Das Tambourcorps TV Eiche stattete ebenso einen Besuch ab wie Frei Weg Selhof und die Tänzer vom „American Dream vum Rhing“.

Versprochen ist versprochen: Zwar wird das Weinhaus Steinbach derzeit renoviert, ziert ein Gerüst das ehrwürdige Gemäuer und sind auch sonst die Spuren der Sanierung nicht zu übersehen. Aber für die Sitzung des Damenkomitees der KG „Löstige Geselle“ stand der Saal auch in diesem Jahr zur Verfügung. Und während Neu-Betreiber Jonas Scheermesser und sein Team nach der Sitzung der „Jecken Piraten“ mit den Damen der Löstigen sozusagen die zweite närrische Feuertaufe gekonnt zum Erfolg brachten, hatten die jecken Weiber im voll besetzten Saal sichtlich ihren Spaß. Seit exakt 60 Jahren schon gibt es das Damenkomitee des Vereins; 14 Jahre nur ist der Mutterverein älter.  60 Jahre und kein bisschen leise: Das traf auch bei der Neuauflage der Sitzung zu.

Den Anfang im Programm machte das Kindertanzcorps der KG, das auf der kleinen, aber feinen Bühne sein Können unter Beweis stellte. Die staatsen Kerle vom TV Eiche folgten auf dem Fuße, bevor die Schlossmadämchen für gute Laune sorgten. Dass die Freude an ihrem Auftritt keine Einbahnstraße ist, belegten die Tänzerinnen damit, dass sie sich noch auf der Bühne für die Sitzung im kommenden Jahr anmeldeten. Auch das Männerballett „Heiße Socken“, das in diesem Jahr 25-Jähriges feiert, und die „Huusmeister vom Bundesdaach“ sorgten für viel Vergnügen bei den Närrinnen. Besonders freute sich Präsidentin Marion Kock, dass sie zwei Gründungsmitglieder im Saal begrüßen konnte. Für Lucie Kossmann und Hilde Solzbacher gab es einen „Sonderorden“. „Ohne die beiden gäbe es das Damenkomitee nicht“, so Kock. Auch Otti Jonas, die dieses Mal nicht dabei sein konnte, war vor 60 Jahren schon dabei, als das Komitee aus der Taufe gehoben wurde, und auch sie werden die Damen noch ehren. Dank und Anerkennung erntete auch Elisabeth Steghaus. Seit 25 Jahren gehört sie dem Komitee an und „ist immer da, wenn man sie braucht“, so Kock.