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Dittscheids Hännes und die Müllabfuhr aus Selhof

Dittscheids Hännes und die Müllabfuhr aus Selhof

Sie wurden et Mosterts Annche, dä Kinkerä, Schürreskaare Ütüt, de Reinse Will oder Dittscheids Hännes genannt. Auf den Sessionsorden der Großen Selhofer Karnevalsgesellschaft sind stets Dorf-Originale verewigt.

Selhof. Sie wurden et Mosterts Annche, dä Kinkerä, Schürreskaare Ütüt, de Reinse Will oder Dittscheids Hännes genannt. Auf den Sessionsorden der Großen Selhofer Karnevalsgesellschaft sind stets Dorf-Originale verewigt.

August Meyer, der ehemalige Präsident der Blau-Weißen, hatte vor über 30 Jahren die Idee. Bereits seit 1982 kreiert Heinz Pfälzer die jecken Anhängsel. Nun hat Christian "Büb" Brodesser ein Buch zusammengestellt, in dem die Orden und Originale bis 1996 aufgeführt sind mit dem Titel: "Selefer Originale - Verzällcher us dem ahle Selef".

Die Sammlung ist gewissermaßen eine kleine Ortschronik. Zum Beispiel: Wie funktionierte früher in Selhof die Müllabfuhr? "Aaasch erruss! Müll erruss!" Die Leute stellten ihre Eimer und Tönnchen an die Straße, und Dittscheids Hännes sammelte den Inhalt ein. Johann Dittscheid war eine Persönlichkeit im alten Selhof zwischen Jahrhundertwende und Zweitem Weltkrieg. Er hatte ein Fuhrgeschäft und irgendwann die Idee, die Müllabfuhr in Honnef zu organisieren. Mit Pferd und Wagen kam er einmal die Woche.

Wer seinen Unrat und die Asche vom Herd nicht selbst mit der Schürreskaar zur Grenskuhl an die Menzenberger Straße brachte, nahm seine Dienste an. Das kostete 50 Pfennig im Monat. Es ist jedoch überliefert, dass die Selhofer sparsam waren und Dittscheids Hännes in seinem eigenen Ort eher weniger Kunden hatte.

Mit et Mosterts Annche wurde die Reihe eröffnet. Anna Piennecke wohnte an der Bachstraße und zog mit der Senf-Kanne durch Honnef und Selhof. In dem Ordensbuch wird sie so beschrieben: "Stets hatte sie eine blitzsaubere Schürze um, das Haar zu einem Knoten mitten auf dem Kopf aufgesteckt und in der Hand eine schneeweiße Emaillekanne, deren Ausguss stets mit frischem Pergamentpapier umwickelt war, damit der Mostert nur in kleinen Strömen in die Tassen der Haushalte fließen konnte."

Zehn Reichspfennige kostete die große Portion, fünf die kleine. Es soll Qualitätsware gewesen sein. Zu seinem Spitznamen dä Kinkerä gelangte Gerhard Neffgen schon früh. Wenn die Blasmusik den Petersburger Marsch spielte, trällerten die anderen Kinder "Zimterä, zimterä, kommen die Soldaten." Beim kleinen Gerd wurde daraus aber ein "Kinkerä". Berühmt wurde er durch sein Pferd.

Drei Spaßvögel schlichen sich in Neffgens Stall und verwandelten dessen Gaul mit gelöschtem Kalk zum Zebra. Als dä Kinkerä es morgens füttern wollte, rief er entsetzt: "Frau, et Pääd es em verrecke, et hät at de Farv jewässelt!

Und so gibt es eine Reihe hübscher Anekdoten, die das Leben und vor allem die Menschen im alten Selhof nahe bringen. Mit dem Selefe Theater-King Peter Stöcker schließt der erste Band. Dem "Millowitsch von Selhof" ist die lange Theatertradition im Ort zu verdanken. Als Präsident der Fidelen Freunde Postalia hatte er viele Karnevalsorden. Die Große Selhofer KG sorgte 1996 dafür, dass der Tausendsassa auch mal mit dem eigenen Konterfei auf einem karnevalistischen Edelmetall landete.

Am Donnerstag wird das erste Exemplar des Buches um 11 Uhr in der Filiale Selhof der Volksbank Bonn Rhein-Sieg vorgestellt. Zu haben ist es jedoch erst später.