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Ganz Vettelschoß steht Kopf

Ganz Vettelschoß steht Kopf

Das Tanzcorps Rot-Weiß ist Weltmeister - Auf den Straßen des Dorfes wird Karneval im Sommer gefeiert

Vettelschoss. "Wir haben den Pott verteidigt!" Unter dem anhaltenden Jubel der Menschenmenge, die sich rund um die Vettelschoßer Kirche Sankt Michael versammelt hat, stemmt die Trainerin des Tanzcorps Rot-Weiß Vettelschoß, Hiltrud Enkelmann, den Weltmeisterschafts-Pokal ihrer Truppe in die Höhe.

Zusammen mit Co-Trainerin Janina Weber, den vier Tänzern und den zwölf Tänzerinnen hat sie es tatsächlich geschafft: Die Rot-Weißen wurden in der Eskara-Halle von Essenbach bei Landshut nach 2004 erneut Worldchampions im Gardetanz der Paare.

"Ich kann es noch gar nicht richtig glauben", erklärt Enkelmann, während um sie herum Karneval mitten im Sommer gefeiert wird. Die KG Grün-Gold und der Musikverein, der Junggesellenverein "Frohsinn" und der Möhnenclub "Zuckerklümpchen", das Jugendtanzcorps und die "Funken", die kleinsten Tänzerinnen des TC Rot-Weiß, sind gekommen - natürlich schon mit neuen Weltmeisterschafts-T-Shirts ausgestattet.

Sie alle wollen wie die vielen Ehemaligen, Fans und Familienangehörigen an dem Zug mit Deutschland-Fähnchen zu Ehren ihrer Weltmeister teilnehmen. "Schön, dass ihr alle hier seid", begrüßt sie die Trainerin mit strahlendem Lächeln.

Nicht "Op dem Maat stonn de Buure", wie die Musiker suggerieren wollen, vielmehr tanzten die Vettelschosser auf der Michaelstraße. "Das war schon toll, nach drei Jahren Turnierpause wieder auf dem obersten Treppchen zu stehen", strahlt Andreas Buslei, der zusammen mit Michael Krupp, Paul Marx und Daniel Walgenbach die "tragende" Rolle im Team hat.

"Verantwortlich" für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft war der Aufenthalt im spanischen Karneval in Calpe bei Alicante Ende Februar. "Eigentlich wollten wir uns den Trainingsstress, den Turniere nun einmal mit sich bringen, ersparen, denn der lässt sich kaum mit dem Beruf vereinbaren", berichtet Buslei. Aber in Spanien habe man dann doch wieder Blut geleckt.

Zwei bis drei Mal die Woche wurde seitdem die von Enkelmann ausgearbeitet neue Choreografie einstudiert. "Ein Turnier-Tanz ist etwas ganz anderes, als wenn unsere ganze Truppe bei Karnevalssitzungen auf der Bühne tanzt", erklärt die Trainerin, die sich mit dem Corps in den Monaten vor der Weltmeisterschaft zahlreichen Wettbewerben stellte, obwohl die Rot-Weißen als Titelverteidiger für die Endausscheidung gesetzt waren.

Dabei fielen die "Generalproben" bei weitem nicht so überzeugend aus wie vor drei Jahren, als die Truppe auch die Deutsche und die Europameisterschaft errang. "Wir sind zwar NRW-Meister geworden, bei der Deutschen Meisterschaft reichte es aber nur zum Vize, und die Europameisterschaft haben wir schon vergessen", erklärt Buslei.

Und auch Enkelmann läuft es noch kalt den Rücken herunter, wenn sie an das Turnier denkt. "In den 26 Jahren als Trainerin ist mir das bei einem Wettkampf noch nie passiert, dass eine Figur runterstürzt", berichtet sie. Ganz anders in Essenbach. Da halfen dem Mitkonkurrenten aus Merseburg auch die bekannten Zaubersprüche nichts mehr, und an die 46,8 Punkte der Rot-Weißen kam auch das Tanzcorps der Siegburger KG Blau-Rot nicht heran.

Unvergessen ist auch die tolle Atmosphäre in der riesigen Halle. "Es war eine wahnsinnige Stimmung", berichtet Enkelmann, während die Weltmeister schon die Michaelstraße hinaufziehen und der jubelnden Menge "Schmetterlinge" sowie andere Figuren aus ihrem Tanz präsentieren.