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Rathaussturm in Bad Honnef: Ottos Regiment hat nicht viel zu kamellen

Rathaussturm in Bad Honnef : Ottos Regiment hat nicht viel zu kamellen

Bürgermeister Neuhoff schwört seine Federfuchser auf Angriff ein, hat dabei aber nicht mit dem Charme der Klääv Botze gerechnet.

Diese Strategie ging nicht auf. Feldherr Otto Neuhoff schwor seine Federfuchser auf Angriff ein. Aber während auf dem Balkönchen des Ratssaals Verwaltungsmitarbeiter und Stadtratsmitglieder die Sonne genossen und manche leichtsinnig die Augen schlossen, braute sich unten auf dem Rathausplatz Unheil zusammen.

Die Klääv Botze aus Aegidienberg wiegten die Rathausverteidiger in Sicherheit. Die hübschen Tanzmariechen zeigten viel Bein, die Ehrengardisten lenkten die Narren mit Stippeföttche ab. Noch während Prinz Josef I. und Prinzessin Sandra I. mit ihrem Prinzenlied die Hausherren förmlich einlullten, luden die Gardisten ihre Klabüs. Und plötzlich stürmten sie die Freitreppe hinauf.

Vorwärtsverteidigung? Ach was! Die Truppe um den Bürgermeister konnte gerade noch den entschlossenen Angreifern die Lanzen entgegenstrecken. Neuhoffs Regiment versagte kläglich.

Böse Zungen vermuteten sogar, dass die vielen Amazonen seiner Mannschaft vor diesen feschen Kerlen aus Aegidienberg die Waffen streckten und sich sogar gerne erobern ließen. Kommandorufe hallten über den Balkon. Es gab noch ein kurzes Gerangel und Verwirrung um den Rathausschlüssel. Aber schon hielten ihn die Gardisten in ihren Händen.

Otto Neuhoff hatte ihn zunächst Ratsfrau Martina Ihrig anvertraut, die ihn unter ihren Kleidern zu verstecken suchte. Aber weder ihr, noch Neuhoffs Einsatz verhinderte die Übergabe. Kommandant Roland Schramm machte kurzen Prozess. Das Siebengebirgsprinzenpaar, das seinem Militär gefolgt war, winkte mit dem Palastschlüssel den Jecken auf dem rappelvollen Rathausplatz zu. Der Bürgermeister kapitulierte und ließ sich mit seinen Verteidigern vors Narrengericht zerren.

Staatsanwältin Heike Scheel fragte: "Wie hat er sich bei seiner Festnahme benommen?" Ein Gardist zischte: "Giftig!" Schließlich einigte sich das Gericht auf eine Geldstrafe von 50 Euro für die Kasse des Festkomitees Bad Honnefer Karneval. Richter Gerd Papenbrock hielt dem Angeklagten zugute: "Er ist sehr umgänglich." Und Verteidiger Jürgen Millinghaus sagte ohnehin nur Positives über seinen Klienten.

Gerichtsschreiberin Juliane Millinghaus kassierte die Knete. Klääv-Botz-Vorsitzender Heinz Eckert hatte wohl keine Lust auf lange Verhandlungen. Er zahlte ohne Anklage. Dieses Gericht jonglierte sogar mit Familientarif. Die Dißmann-Töchter Katja und Carolin mussten mit Vater Karl-Heinz gemeinsam auf die Anklagebank. Wegen doppelter Amtsanmaßung wurde die Gleichstellungsbeauftragte Iris Schwarz verurteilt - ihre Aufmachung entsprach der einer Weinkönigin und Prinzessin.

Ganz Lady im Stil von Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" hatte sich Lucia Olbrück kostümiert. Nach der erfolglosen Verteidigung fand sich auch die Ratsfrau vor Gericht wieder. Und: Die "alte Dame" zog aus ihrer Gold-Pompon-Tasche freiwillig ein bereits geschnürtes Geldpäckchen hervor. Draußen lief derweil weiter die Verhaftungswelle. Und auf der Bühne sorgten die Honnefer Karnevalisten für ein buntes Programm mit Musik und Tanz.