Schlafhäubchen sind reine Tarnung
In den Sälen in Bad Honnef, Aegidienberg und Rheinbreitbach bleibt kein Stuhl frei - und kein Auge trocken. Ab 15.11 Uhr ging hier die Post ab. Endlich Weiberfastnacht!
Seelhof. Leer gefegte Straßen, alle Geschäfte geschlossen. Nur der klägliche Rest einer Federboa wehte am Donnerstagnachmittag sanft über die Bad Honnefer Hauptstraße. Ja, wo sinn die dann all? Wo schon! In den Sälen ging spätestens ab 15.11 Uhr die Post ab. Endlich Weiberfastnacht!
Richtig kuschelig wurde es beim Einmarsch des Damenelferrates am Eingang zum Saal Kaiser. Diese männliche Unterstützung nahmen die Damen gerne in Kauf: Zu den schmissigen Klängen des Tambourcorps "Frei Weg" ging es Sitzungspräsidentin Ulrike Palm voran in den knubbelvollen Saal. Während Literatin Uschi Brodesser die nächsten Auftritte schon fest im Blick hatte, stimmten die Musiker auf der Bühne schwungvoll auf ein Programm ein, das die jecken Wiever fünf Stunden in Atem halten sollte.
Dass "Frei Weg" in nagelneuen Uniformen unterwegs war, freute Musiker und Publikum: Lange hatte die Truppe auf das schmucke Outfit gespart, erfolgreich so manche Spende erbeten - und wie gut das Geld angelegt ist, das zeigte sich bei der Premiere bei der Damensitzung der Großen Selhofer KG. Während Mathias Palm zum Mikrofon griff, um live eine Hymne auf Selhof zum Besten zu geben, und KG-Präsident Stefan Meyer das Mischpult nicht aus den Augen ließ, standen die Damen der KG bereit.
Zum Brings-Hit "Halleluja" und weiteren Straßenfegern zeigten sie den Clowns-Tanz. Schlag auf Schlag ging es weiter: Ein "Selefer Klaav", die Rasselbande, die Old Stars, die "Husmeester vom Bundestag", nicht zu vergessen das Siebengebirgsdreigestirn und immer wieder herrlich "handgemachter" Selefer Karneval sorgten für Stimmung. Als die Sonne versank, waren Männer zugelassen: Als "Zwerge" alias Männer-Elferrat. Ob "Kommando-Zwerg" Oliver Backhaus auf diese Rolle gebucht ist? Uschi Brodesser hatte jedenfalls ganze Arbeit geleistet bei der Choreographie.
Bad Honnef. Der Blick in den Seminaris-Saal machte klar: Auf Stühle hätte das Damenkomitee der KG Löstige Geselle gut und gerne verzichten können. Kaum, dass Marion Kock und Heike Scheel den ersten Punkt einer langen Liste von Beiträgen aufgerufen hatten, standen die närrischen Weiber, tanzten und sangen.
Solotrompeter Lutz Kniep hatte leichtes Spiel bei dieser gut gelaunten Schar, die seine schmissigen Töne mit Texten zu unterlegen wusste. Schmissige Töne hatten auch die Old Stars aus Selhof im Gepäck, die vormachten, wie auf die bekannten Lieder perfekt getanzt wird. Der "Tuppes vom Land", Uwe Weiler als "Immi us Kölle" und, mit nicht ganz so weiter Anreise, das Tanzcorps der Rheinbreitbacher KG sorgten ebenso für Stimmung wie die Halt Pöler Tollitäten samt "American Dream vom Rhing".
Welche Putzfrau das größte Zipperlein hat? Diese Frage beantworteten die Eigengewächs Marlies Weiss und Tochter Andrea Andrea Irlenbusch mit ihrem Klaav.
Aegidienberg. Derweil durfte sich Aegidia Michaela I. doppelt freuen: Weiberfastnacht und der eigene Geburtstag auf einen Tag, da strahlte die jecke Herrscherin noch mehr als sonst schon. Dass sie "ihren" Jens I. nachmittags solo auf die Piste schickte, hatte einen anderen Grund: Im Bürgerhaus war die jecke Herrscherin unabkömmlich, saß im Elferrat auf der Bühne. Im proppenvollen Saal feierten die Weiber unter der "Stabführung" des Damenelferrates ausgelassen ihren Tag, bejubelten die Nachwuchs-Prinzessin - und Tochter der Aegidia - Nayla und ihren Prinzen Sven ebenso wie das Siebengebirgsdreigestirn, die Bergfunken und natürlich die neue Ehrengarde, die mittlerweile schon einiges an Bühnenerfahrung hat.
Für Furore sorgten auch "Mr. Feinripp" und "Die Eiermänner", obwohl Männer auch auf dem Berg eher "nur" Gästerollen hatten. Dass die KG-Männer als "Schneewittchen und die 7 Zwerge" da besonders gern gesehen waren, versteht sich von selbst.
Rheinbreitbach. "Das ist Spitze! Mit Alexander Schmidt und Kevin Andrade habt ihr geschafft, was uns nie gelungen ist: Bei den Tänzen Männer auf die Bühne zu bringen", schwärmte Petra Ockenfels von der "Großen Burggarde".
Die Tante von Kinderprinz Noah hatte bei der Wieversitzung der KG "Me haalen et us" das Amt der Präsidentin übernommen. Die Wiever erfreuten sich an den Verzällcher von "Lieselotte Lotterlappen", der frechen Comedy-Oma mit dem Zungenschlag eines Leguans, und sangen kölsche Leedcher mit, die von der "Schlabberbotz" angestimmt wurden. Wohlig warm ums Herz wurde es allen, als das Männerballett "Heiße Socken" sein Unwesen trieb. Auch die Weckmöhnen kamen ins Schwitzen und sehnten sich nach den Pantoffelhelden, die sich vorerst am Eingang herumdrückten.
