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Wally Feiden bekennt sich zum "Sündenbabel"

Wally Feiden bekennt sich zum "Sündenbabel"

Erinnerungen an die Gründerjahre der "Löstige Geselle" bestimmen den Jubiläumsfrühschoppen im Selhofer Schützenhaus - Heinz Arenz steigt zur Feier des Tages erstmals nach 20 Jahren in die Bütt

Bad Honnef. Es war der knackig-kalte Winter 1945/46. Um den Bollerofen im Kolpinghaus saßen Männer, die harte Zeiten hinter sich hatten. Erst in den Wochen zuvor waren sie aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden. Nun wollten sie ein bisschen Fröhlichkeit tanken und erzählten sich Witze.

Das heizte zwar ein, aber nicht genug. Zu ihren Zusammentreffen mussten sie die Mangelware Briketts für den Ofen mitbringen. Kalte Füße hatten sie trotzdem. Und deshalb nannten sie ihren Kreis, der die tollen Tage 1946 gemeinsam beging, zunächst "Kaal Föös". Im Herbst jenes Jahres taufte sich die Karnevalstruppe dann um in "Löstige Geselle" und war ein Ableger der Kolpingfamilie.

Am Sonntag feierte diese Gesellschaft nun ihr 60. Jubiläum im Selhofer Schützenhaus im Kreise befreundeter Vereine. Mittendrin das Siebengebirgsprinzenpaar Dieter I. und Marion I. aus den eigenen Löstige-Reihen sowie die Tollitäten aus Aegidienberg Oliver I. und Andrea I. Schließlich zogen sogar noch die gekrönten Häupter aus Brühl in den Saal.

Wie es sich für einen Karnevalsverein gehört, war der Festakt keine Sache von trockenen Endlos-Reden. Die Lachmuskeln der Geburtstagsgäste wurden mächtig strapaziert. Löstige-Präsident Heinz Arenz hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Festrede in zwei Abschnitte zu trennen. Der erste: offiziell. Der zweite? Kappe ab, Mütze auf.

Dem Gesichtserker eine rote Pappnase übergestülpt. Zur Stärkung ein Schluck aus dem Kölschglas, Trommelwirbel. Und los ging's. Nach zwanzigjähriger Pause trat Arenz erstmals wieder in die Bütt. Er beleuchtete berufsbedingt das Gesundheitswesen und heimste manche Lacher ein. Ernster war da schon sein Auftakt im blau-gelben Ornat seiner Gesellschaft.

Er ging dabei auf Entwicklungen in der eigenen KG und im Karneval ganz allgemein ein. Arenz erinnerte an die Anfänge der Löstige Geselle als Produkt einer "fixen Idee", die nun eine Tradition von weit über einem halben Jahrhundert habe. "Die reine Herrengesellschaft wurde Anfang der sechziger Jahren um ein Damenkomitee erweitert, Senatoren federn bestimmte Aktionen finanziell und beratend ab", erinnerte er.

Die Mädchentanzcorps kamen hinzu. Arenz: "In einer Zeit zunehmender Kommerzialisierung und auch wirtschaftlicher Zwänge sind Zusammenhalt und Integration ein unabwendbares Muss. Und so sind wir Löstigen selbstverständlich integer, was die Mitgliedschaft und Mitarbeit im Festausschuss Siebengebirge, aber auch im Festkomitee Bad Honnefer Karneval anbelangt."

Das bestätigten Festausschuss-Präsident Dieter Wittmann und Festkomitee-Chef Gerd Papenbrock nur allzu gern in ihren Grußworten. Beide gratulierten ebenso "vun Hätze" zum Jubiläum wie Bürgermeisterin Wally Feiden, die ja vor zehn Jahren als erste Dame überhaupt Senatorin der Löstige wurde und somit einen ganz besonderen Bezug zur Jubiläums-Gesellschaft hat.

Sie wusste deshalb bestens: "60 Jahre und kein bisschen leise, 60 Jahre und kein bisschen weise." Mit Narren und Weisen hatte sie es vor 45 Jahren in ihrer Abiturrede zu tun, berichtete sie dem jecken Volk. "Zu lachen gab's in der Rede allerdings nichts." Und an Karneval habe sie dabei gleich gar nicht gedacht. Dennoch war im Norden, wo sie aufwuchs, Karneval ein Begriff.

"Karneval im Rheinland. Das war das reinste Sündenbabel. Deshalb trieben uns die Nonnen meiner Schule zum vierstündigen Gebet in die Kirche, um für alle rheinischen Sünder zu beten. Hätte ich geahnt, dass Ihr schon unter diesen Sündern ward...", meinte Wally Feiden unter dem Gelächter des Auditoriums.

"Ich fürchte, heute betet keiner mehr für uns. Und jetzt sündige ich fleißig mit." Feiden, nun ernster: "Aber das wirkliche Leben, der rheinische Karneval und die Löstige Geselle sind anders, als die Nonnen meinten." Dabei begnügen sich die Jubilare nicht nur mit dem Sitzungs- und dem Straßenkarneval, wodurch sie aus dem Vereinsleben Honnefs nicht mehr wegzudenken sind, sondern sie halten auch alljährlich in Hohenhonnef eine Karnevalsveranstaltung ab.

Dass sie die Behinderten dieser Einrichtung nicht vergessen - dafür dankte die Bürgermeisterin ausdrücklich. Ein besonderes Bonbon schenkten den Jubilaren dann noch die Prinzengarde Aegidienberg und das Tanzcorps Blau-Weiß Selhof mit ihren gekonnten Auftritten.