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Der schwarze Koffer ist immer mit dabei

Der schwarze Koffer ist immer mit dabei

Das Leben einer LiKüRa unterliegt einem straffen Zeitplan, der für Essen nur wenig Raum lässt - Andrea II. kennt auch nach der Geisterstunde keine Müdigkeit - Bis Aschermittwoch mehr als 130 Auftritte

Limperich/Küdinghoven/Ramersdorf. Gemütliches Kaffeetrinken am Morgen? Vergessen Sie''s. Wenn morgens früh der Wecker der LiKüRa-Prinzessin klingelt, dann steht er schon ungeduldig neben ihrem Bett, der Stress. Insofern ist dieser Tag zunächst einmal untypisch, denn Ihre Lieblichkeit konnte nicht nur ausschlafen, sondern sogar noch ein leichtes Mahl zu sich nehmen. In ihrem bürgerlichen Leben ist Andrea Minten stellvertretende Leiterin der Volksbank-Filiale Beuel-Zentrum. In ihrer majestätischen Laufbahn heißt sie schlicht Andrea II.

Die Adelung bringt für die 27-Jährige Annehmlichkeiten. So unterhält sie seit ihrer Krönung Anfang Januar einen eigenen Hofstaat. Zu nennen sind da an vorderster Stelle die Paginnen Bjanka Bozic und Sabine Jeschenko, die jetzt pünktlich zum Ankleiden im Zwei-Zimmer-Palast auf der Königswinterer Straße erscheinen.

"Die Haare hab ich mir schon gemacht, und das Make-up sitzt ebenfalls", sagt Andrea II. Routiniert stecken die Paginnen sie in Reifrock, Rock und Oberteil und setzen ihr in Windeseile die Krone auf. Vor den beiden motorisierten Kutschen haben sich derweil die Tollitäten-Fahrer Ulrich Rosen und Christian Jakobs nebst Tollitäten-Vater Hans Werner Minten versammelt. Im Hinausgehen greift sich Andrea II. noch schnell einen schwarzen Koffer. In ihm ist alles, was eine moderne Prinzessin braucht: Schlabberlätzchen, Grippemedikamente, Schminkutensilien, Nähgarn und natürlich ein Handy. "Ohne den Koffer geht gar nichts", meint die LiKüRa schmunzelnd und nimmt im Mini-Van auf dem Chefsessel Platz.

Wenn man mit der Equipe unterwegs ist, sollte man nichts gegen laute Musik haben - und keine Süßigkeiten-Allergie. "Bjanka, gib mal die Pralinen rüber", bittet die Regentin. Bis zur Aufnahme von fester Nahrung wird nämlich noch eine kleine Ewigkeit vergehen.

Der erste Stopp führt nach Friesdorf. Im Vorraum erteilt Adjutant Frank Hinterkeuser letzte Instruktionen für den Einzug. Auf der Bühne präsentiert er Andrea II. als "Dat Schönste, wat LiKüRa dieses Jahr zu bieten hat". Dann folgt für die Angekündigte die schönste Disziplin: Orden verleihen und Bützje austeilen.

Über die Autobahn geht es weiter nach Siegburg. Dabei wird aus dem Kolonnefahren schnell ein Wettrennen. Zwischen Rabattschildern und Kleiderständern trifft Andrea II. in einem großen Kaufhaus auf Mutter Marga. Auch sie ist in das Unternehmen "LiKüRa" eingespannt und muss filmen. Gemeinsam mit Wäscherprinzessin Silvia I. verbreitet die Ennert-Tollität auf der Bühne gute Laune - trotz der grellen Scheinwerferlichter. Zurück im Wagen bestaunt die LiKüRa den neuen Orden und legt ihn zu den übrigen in den berüchtigten Koffer.

Der Besuch der ökumenischen Messe im Bonner Münster ist für die Katholikin Ehrensache. Am frühen Abend dann hat Gringes Ingo Pelzer die Entourage zu einem Überraschungstermin nach Ramersdorf geladen. "Hiermit erkläre ich den Dorfkrug für die närrische Zeit zu deinem zweiten Amtssitz", sagt Pelzer. Gerührt guckt sich die Küdinghovenerin ihr Porträt an der Außenwand der Gaststätte an. Und dann passiert, was man zu hoffen nicht mehr gewagt hatte: Nach kurzer Fahrt gibt es tatsächlich etwas zu Essen. Auch im Restaurant ist die Prinzessin im Amt und schreibt Autogramme für Fans.

Bevor es zur nächsten Sitzung ins Kardinal-Frings-Gymnasium (KFG) geht, stattet Ihre Lieblichkeit der wiedereröffneten "Wilhelmshöhe" in Limperich einen Kurzbesuch ab. Von da aus steuern die Fahrer Jakobs und Rosen zielsicher das KFG an. Hier werden Tollität und Paginnen bis zur Geisterstunde in den Elferrat gebeten und schunkeln, was das Zeug hält. Müdigkeit scheint Andrea II. nicht zu kennen und lächelt nur verschmitzt über das Schlafbedürfnis anderer.

Trotz fortgeschrittener Stunde reißt sie beim anschließenden Termin im Haus der Begegnung in Vilich alle Narren mit. Wenn die Session am Aschermittwoch ausklingt, wird die LiKüRa über 130 Auftritte absolviert haben. "Ich würd'' es immer wieder tun", meint sie trocken zu diesem Mammutprogramm. Kontakt zur Außenwelt hält sie während der Autofahrten - denn die Rückkehr in ein Leben nach dem Karneval ist unausweichlich.