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Die schwarze Bütt ziert eine weiße Botz

Die schwarze Bütt ziert eine weiße Botz

Die Beueler Damenkomitees feiern 180 Jahre Weiberfastnacht - Wäscherprinzessin Silvia I. und LiKüRa Andrea II. präsentieren sich ihren närrischen Untertanen

Beuel. Wenn sich zwei Frauen zum Cappuccino treffen, kann das in Gespräche über Gott und die Welt ausarten. Kann - muss aber nicht. Im Sommer saßen Evi Zwiebler und Anka Zink bei erwähntem Getränk zusammen, um den Festakt für das 180-jährige Bestehen der Beueler Weiberfastnacht vorzubereiten.

Das Ergebnis präsentierten die Obermöhn und die Kabarettistin am Freitagabend im vollbesetzten Saal des Brückenforums.

Sie boten den Gästen, darunter die 15 Beueler Damenkomitees, eine Doppelpack-Veranstaltung. Während im ersten Teil die neuen Tollitäten der schäl Sick vorgestellt wurden, stand die anschließende Geburtstagsrevue unter dem Motto "Vom Waschweib und vom Superweib".

Zunächst ging der Dank an Wäscherprinzessin Patty I. und LiKüRa Diana I. für die zurückliegende Session. Während die Bützoffiziere ihre Pflicht erfüllten, verriet (Noch-)Bezirksvorsteher Georg Fenninger der Menge grinsend: "Im September werde ich für das Amt des Bützoffiziers kandidieren."

Zu den Klängen ihrer Hofkapelle hielt dann die designierte LiKüRa-Prinzessin Andrea II. (Minten) Einzug. Traditionell stellte der Vorsitzende des LiKüRa-Festausschusses, Paul Klein, ihre Lieblichkeit in Versen vor und resümierte: "Lachen, das muss ihr Hobby sein."

In Anwesenheit ihrer Paginnen Bjanka Bozic und Sabine Jeschenko verkündete die 27-Jährige ihr Sessions- und, wie sie betonte, Lebensmotto: "LiKüRa maat öch up, wir mache ene drop."

Obermöhn Evi Zwiebler präsentierte die "Noch net, äver dann"-Wäscherprinzessin Silvia I. (Emmerich) und ihre Wäscherinnen Melanie Groll und Sonja Hacks. Die karnevalistische Heimat der 22-Jährigen liegt bei den Fidelen Reisetanten in Pützchen-Bechlinghoven.

In perfektem Platt rief Silvia I. aus: "180 Joore lang, sen Beueler Wiever at ze jang." Nach dem formellen Teil stieg eine bestens aufgelegte Anka Zink in die mit einer weißen Botz dekorierte schwarze Bütt. Über die Evolution des Geschlechterkampfes von der napoleonischen Zeit bis heute sinnierte sie: "Im Detail mag sich Einiges verändert haben, aber im Prinzip nix."

Früher seien die Wäscherinnen überlastet gewesen, heute müsse die Frau "Multi-Tasking-fähig" sein. Die Männer klärte sie unter dem Gelächter der Gattinnen auf: "Beueler Weiber unterwerfen sich gerne einem Herrn und Gebieter - sofern er was zu bieten hat."

Mit "turn-u-out" rief Conférencier Zink fünf Frauen auf die Bühne, deren Choreographie es in sich hatte. Anfangs noch in Wäscherinnen-Kleider gehüllt, ertanzten sich die jungen Frauen die Emanzipation.

Äußeres Symbol dafür waren Bundeswehr-ähnliche Hosen und Netztops. Als "Stimme aus Berlin" brachte sich Kabarettistin Gaby Decker in die Revue ein.

"Ich bin die neue Security-Chefin des Brückenforums, und wer ohne meine Erlaubnis lacht, hat ein Rendezvous mit seinem Schicksal", sagte Decker in eine dunkle Uniform gehüllt. Schließlich, so tat sie mit Berliner Schnauze kund, sei sie in allen tödlichen Kampfsportarten ausgebildet.

Ihr zweiter Auftritt als männermordender Vamp ließ dem Publikum wegen eher nicht zitierfähiger Sprüche während des Lachens kaum Zeit zum Luftholen. Im Parkhaus sollten Männer dieser Chefin besser nicht begegnen.

Entspanntere Mienen setzte das männliche Volk bei der Kölner Frauenband "Colörs" auf: Diese sangen "Beueler Junge sind einfach optimal". Höhepunkt war für viele der Film "Wiever in motion" (Frauen in Bewegung) von Anne Siegel.

Sie hatte Filmaufnahmen der Weiberfastnacht aus den vergangenen 50 Jahren zusammengeschnitten, die auch eine sehr junge Ehren-Obermöhn Erna Neubauer zeigten. Zum Abschluss des fulminanten Abends stürmten die Beueler Stadtsoldaten mit ihren Corps die Bühne.