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"Mir fiere all zesamme!": Veedelszöch zieht durch Beuel

"Mir fiere all zesamme!" : Veedelszöch zieht durch Beuel

Welche Farbenpracht! Was für fantasievolle Kostüme und Themengruppen! Am Samstag zeigten die Veedelszüge, dass sie es verstehen, eine ganz eigene Atmosphäre zu versprühen.

Um dem Trend weg von der klassischen Sitzung und hin zur Party mit viel Alkohol etwas entgegenzusetzen, wollten die Oberkasseler Vereine im Karneval verstärkt zusammenarbeiten. Das habe offenkundig gut geklappt, freute sich Fritz Pacht, während er am Samstagnachmittag nach dem Zug für die Musik auf dem Biwak der "Alten Kameraden" sorgte. Und das sah nicht nur der Ehrenkommandant der Karnevalisten so: "Mir fiere all zosamme!", hieß passenderweise auch das Motto, das am Wagen der "Kaasseler Jonge" prangte. Fades Wetter, aber super Stimmung war die einhellige Meinung vieler Besucher des Umzugs.

Den Auftakt hatten die Kameraden bereits gegen zwölf Uhr gemacht: "Warum denn zum Zug gehen, wenn der Zug auch zu einem kommt", hatten sich wohl viele Oberkasseler Jecken gefragt und waren konsequenterweise zum 14. Biwak vor dem Alten Rathaus in der Königswinterer Straße gekommen. Der Veedelszoch führte unmittelbar dort vorbei, und so saß man in der Pole-Position, um die schreiend pinken Flamingos der Wassersportler vom OWV oder andere vorbeiziehende Gruppen zu bestaunen. Und wen der fröhlich-bunte Umzug noch immer nicht ganz mit dem trüben Wetter versöhnt hatte, der konnte seine Sorgen dann hoffentlich spätestens beim After-Zoch-Ball in der Jupp-Gassen-Halle vergessen. kbl

Schwarzrheindorf

"De Zoch kütt!" hieß es am Samstag auch in Schwarzrheindorf. Bereits um 10.30 Uhr setzte sich der närrische Lindwurm in der Werdstraße in Bewegung und schlängelte sich anschließend rund eine Stunde durch die Straßen von Schwarzrheindorf und Vilich-Rheindorf. Entlang der insgesamt 1,1 Kilometer langen Strecke warteten zahlreiche Jecken am Wegesrand und wurden von den insgesamt 600 Teilnehmern mit jeder Menge Strüßjer und Kamelle belohnt. 17 Gruppen waren bei dem vom Bürgerverein Schwarzrheindorf und Vilich-Rheindorf organisierten Karnevalszug dabei.

Mächtig jecken Partylärm machte gleich am Anfang des Zuges die IG Samba, die unter dem Motto "Black and white together" feierte. Die Fußgruppe Hexenreiter war zum ersten Mal beim Schwarzrheindorfer Umzug dabei, und auch das Damenkomitee Mühlenbach Sterne feierte unter dem Motto "Jecke Wiever - immer dabei" seine Premiere an dem traditionsreichen närrischen Spektakel. Der Karnevalszug durch Schwarzheindorf und Vilich-Rheindorf blickt auf eine über 40-jährige Geschichte zurück, erstmals rollte der närrische Lindwurm 1975 durch die Straßen. fls

Vilich-Müldorf

Jede Menge Kamelle und Strüßjer regnete es am Samstag beim Karnevalszug durch Vilich-Müldorf. Rund 400 Personen nahmen an dem jecken Spektakel teil und zogen in insgesamt 20 Gruppen durch den Stadtteil. Rund eine Stunde war der närrische Lindwurm unterwegs und legte dabei eine Strecke von knapp drei Kilometern zurück. Bereits am Start an der Beueler Straße warteten unzählige kleine und große bunt kostümierte Jecken auf den Veedelszoch.

Der Musikzug "Bonner Blechkartell" führte den Zug an, zudem sorgte das Tambourcorps "Germania Müllekoven" für mächtig Lärm. Einzelne Gruppen hatten sich themenorientiert verkleidet. So war beispielsweise bei der Kita St. Maria Königin Märchenzeit, während sich die Mitglieder des Fördervereins Kita St. Peter Vilich als Froschkönige verkleidet hatten. Die Krakeeler brachten mit ihren bunten Kostümen jede Menge Farbe ins Spiel, und die Mupfelbande erklärte "Wir malen uns die Welt, so wie sie uns gefällt". Den krönenden Abschluss des Karnevalszuges bildete das Kinderprinzenpaar Elias I. und Joanna I. aus Geislar, die auf einem der fünf Festwagen mitfahren durften. Der vom Bürgerverein Vilich-Müldorf veranstaltete Zug blickt bereits auf eine mehr als 30-jährige Geschichte zurück. fls

Holzlar

Reinlichkeit ist ja zunächst einmal eine Tugend. Vielleicht haben es die Mitarbeiter von Bonnorange aber beim Veedelszoch durch Holzlar am Samstagnachmittag dann doch etwas zu gut gemeint: Jedenfalls beklagten in der Christ-König-Straße einige Besucher, dass die Kinder am Ende des Umzugs überhaupt keine Chance mehr gehabt hätten, die letzten Kamelle aufzusammeln, so dicht folgte die Straßenreinigung auf den letzten Wagen.

Das war aber auch der einzige Wermutstropfen: Nach einem vorangegangenen Spendenaufruf war der Umzug nämlich gesichert, und die Narren ließen sich in ihrer guten Stimmung von dem bescheidenen Wetter nicht im Geringsten beeindrucken. "Mir komme us dem Dorf mit H ..." demonstrierten sie ihren Lokalpatriotismus auf einem Wagen, und die entspannte Atmosphäre gab zum Stolz auch mehr als genug Anlass.

Auch die Kids konnten sich letzten Endes nicht beklagen: Beim Kinder-Kamelle-Verhältnis liegen die Holzlarer in Bonn ja ohnehin ganz weit vorne. Der Karnevalszug im Bonner Osten ist unter den Pänz für "gute Beute" bekannt, aber diese Verschwendung müsse ja dann doch nicht sein, beklagte ein Anwohnerpaar, während es zusah, wie einige gerade geworfene Süßigkeiten schnurstracks wieder in den Fängen der Reinigungsmaschine verschwanden.

Holtorf.

Die Holtorfer durften sich am Samstag über den mittlerweile 20. Veedelszoch freuen: Seit 1998 stellen die Holtorfer Löwen einen der wohl charmantesten Umzüge auf Bonner Stadtgebiet auf die Beine - und das ohne Wagen und nur mit Fußgruppen. "Alle Teilnehmer verlassen sich einzig auf ihre Muskelkraft", so Organisator Ralf Neuhaus, der samt seiner als Biergläser verkleideten Mitstreiter die Nachhut des Zugs bildete. Auch an der Spitze ging es um Getränke, genauer gesagt, ums Kneipensterben im Ort: "In Memoriam Gaststätte Friedrichs, Café Patt, Bonanza, Gaststätte Jülich, Café Jamann" stand auf einer Todesanzeige zu lesen, die zwei als Notärzte ausstaffierte Zugteilnehmer ihrem Wagen vorangestellt hatten.

Die "13 Linden" als letzte verbliebene Theke im Ort, war in Rot gehalten und mit einem Fragezeichen versehen. "Wo ess uns Theek'", fragten die beiden rhetorisch. In der Mitte des Zugs kontrastierten dagegen eher gruselige Gestalten, die sich von Halloween und dem mexikanischen Dia de los muertos hatten inspirieren lassen, mit einer ganzen Schar grellpinker Tortenstücke, dem flaggengeschmückten Wagen des Junggesellenvereins und mehreren Musikgruppen. Eines war aber allen gemeinsam: Die spürbare, überschäumende Freude an selbst gemachtem Karneval.