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Beuel: Nostalgiesitzung im Zeughaus​

Nostalgiesitzung im Zeughaus : Woran sich Beueler Karnevalisten gerne erinnern

In den vergangenen Jahren ist die Nostalgiesitzung im Zeughaus der Stadtsoldaten Corps zu einem echten Geheimtipp im Bonner Fastelovend geworden. Hier gehen die Narren hin, die noch handgemachten Karneval in vertrautem Umfeld erleben möchten.

Große Karnevalsbands und überdimensionale Tanzgruppen haben auf der kleinen Bühne im Beueler Zeughaus keinen Platz. Statt 2000 passen auch nur 200 Menschen in den Saal der Stadtsoldaten Corps unter der Kennedybrücke hinein. Einen Einfluss auf der Stimmung der Gäste bei der sechsten Nostalgiesitzung hatte das jedoch nicht. Im Gegenteil. Es wurde mitgesungen und geschunkelt, was das Zeug hielt. Und das ganz familiär.

„Vom Partykarneval in Köln halte ich nicht viel. Massenbesäufnisse braucht niemand“, sagt Hajo Seeger. Die Nostalgiesitzung sei ruhiger als andere Veranstaltungen, das gefalle ihm. Zum zweiten Mal ist er heute mit dabei und dafür extra aus Buschdorf angereist. „Die jungen Leute sollen auch ihren Spaß haben – jeder nach seiner Fasson. Dass der traditionelle Aspekt bei der Nostalgiesitzung erhalten bleibt, mag ich persönlich gern“, so Seeger.

Redner „kaum noch eine Chance“

Dagmar Bärhausen schließt sich dem an. „Auf den großen Sitzungen haben die Redner heute kaum noch eine Chance. Das ist wirklich Schade. Sie brauchen mehr Gehör. Das macht doch den Karneval aus.“ Bei der Nostalgiesitzung sei das anders – deshalb ist sie heute hier und habe sogar einen Sketch vorbereitet, den sie gemeinsam mit Karnevalskollegin Monika Held präsentiert will. „Das würde auf den großen, lauten Sitzungen nie funktionieren“, weiß sie.

Biggi Landsberg hat noch einen weiteren Grund, warum sie sich die Nostalgiesitzung nicht entgehen lässt und auch zum wiederholten Male mit dabei ist: „Mit fehlen beim modernen Karneval spitzfindige und politische Beiträge. Eine Band nach der nächsten macht für mich keinen Fastelovend aus“, so Landsberg. Außerdem gehe es auf der Nostalgiesitzung persönlicher zu.

Das bestätigt ein Blick in die Reihen. Man sitzt eng zusammen und kennt sich. Von Anonymität keine Spur. Überhaupt gleicht die Nostalgiesitzung eher einem großen Klassentreffen unter alten Bekannten als einer wilden Party. Dafür verantwortlich ist auch der Altersschnitt, der etwas höher als bei den anderen Karnevalsveranstaltungen liegen dürfte. Aber auch das ist ein Grund, warum viele heute ins Zeughaus gekommen sind.

So sonst nirgends

„Wir haben ein Format aufgebaut, dass es so nirgendwo anders in Bonn gibt“, sagt der Sitzungspräsident und Kommandant der Beueler Stadtsoldaten, Hans Hallitzky, stolz. Er setze sich dafür ein, das der traditionelle Karneval erhalten bleibt. Mit Erfolg. In den vergangenen Jahren hat sich die Nostalgiesitzung zu einem echten Geheimtipp im bönnschen Fastelovend gemausert. So waren die kostenlosen Karten schnell vergriffen. Da es sich um eine Benefizveranstaltung handelt, standen alle Künstler ehrenamtlich auf der Bühne. Jeder Gast musste am Eingang einen Sitzungsorden für 11,11 Euro kaufen. Der Erlös kommt Projekten der Bürgerstiftung Beuel zu Gute.

Auf der Bühne gab es dann das zu sehen, was die viele junge Karnevalisten nicht mehr kennen: bönnche Krätzchen von Gregor Kess und Winni Lombardo und klassische Büttenreden, zum Beispiel von Urgestein Willi Armbröster. Natürlich durfte auch eine Tanzeinlage nicht fehlen. So wirbelten die Sternschnuppen Bockeroth zu Modern Dance und Rock-’n’-Roll-Musik über die Bühne. Durch das Programm führten die drei Sitzungspräsidenten Hans Hallitzky, Ralf Birkner (Vorsitzender der Bürgerstiftung) und Holger Willcke (GA-Redakteur).

Eine Sache haben die Karnevalisten im Zeughaus in diesem Jahr allerdings doch schmerzlich vermisst: ihre Wäscherprinzessin, die eigentlich fester Bestandteil des Programms ist. „Lena I. musste ihren Auftritt für heute leider kurzfristig absagen, weil sie krank im Bett liegt“, vermeldet Obermöhn Ina Harder im Vorfeld der Veranstaltung. Vertreten wurde Lena I. dennoch und das sogar von einer hochkarätigen Tollität. LiKüRa-Prinzessin Angela I. hat dafür extra ihre Abendtermine neusortiert – auch das geht unter Bekannten schnell.