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Rathaussturm: Beueler Weiber vertreiben Captain Jack Sparrow

Rathaussturm : Beueler Weiber vertreiben Captain Jack Sparrow

Da halfen keine Ablenkungsmanöver, kein Jammern, keine Versprechungen: Die Niederlage der Männer zeichnete sich am Donnerstag bei der Beueler Weiberfastnacht schon früh ab.

Auch an ihrem Ausweichstandort am Rheinufer - das Rathaus ist wegen einer Baustelle derzeit für Events dieser Größenordnung nicht einsetzbar - waren die als Piraten verkleideten Rathausverteidiger chancenlos. Wäscherprinzessin Marie-Christine I. (Fries) eroberte mit Charme und Schlagfertigkeit die Piratenburg (ein Action-Haus der Schaustellerfamilie Kipp).

Der ruchlose Pirat Jack Sparrow alias Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch stand wie immer auf verlorenem Posten. Von wegen Sonne der Karibik: Der Regen am Rhein wurde ihm zum Fluch. Die Strahlkraft von Johnny Depp verblasste gegen die Angriffslust der Weiber schnell. Am Ende stand der OB eher mürrisch und trotzig wie Jürgen Depp da.

Johlende Wiever tanzten um ihn herum und feierten den erneuten Sieg über Griesgram und Muckertum. Dabei hatte alles so hoffnungsvoll für die Bürgermeister-Riege begonnen: Die Weiber landeten mit deutlicher Verspätung am Rheinufer und kamen kaum noch durch die Masse der Narren.

Was den OB zu der Äußerung hinreißen ließ: "Ihr habt Euch im Zug aufgerieben, seid durchnässt und kraftlos. Gebt auf." Doch diese herrschsüchtige Männerpose forderte die Weiber erst recht heraus. Vize-Obermöhn Ina Harder, die Jeanne d'Arc der Weiberfastnacht, drohte mit der Amtsgewalt von Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa: "Wenn ihr weiter auf stur schaltet, werdet ihr wegen brauchtumswidrigen Verhaltens inhaftiert."

Aber alles Rasseln mit den Piratensäbeln half nichts: Die Weiber fuhren immer schwerere Geschütze auf und bombardierten die Männer mit Konfettikanonen. Tausende Weiber jubelten, als Wäscherprinzessin Marie-Christine I. den Schlüssel der Macht in den wolkenverhangenen Himmel reckte. Bis Aschermittwoch haben jetzt die Frauen in Beuel das Sagen.

Das geht nun schon seit 1824 so: Ab dem Donnerstag vor Karneval haben die Frauen für sechs Tage die Hosen an. Obwohl der Angriff der Weiber wieder auf viel Begeisterung bei den Narren stieß, gab es doch einige Stimmen, die lieber am Rathaus gefeiert hätten.

Manfred Krahe, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle Beuel, erklärte den Nörglern geduldig, warum der Umzug ans Rheinufer unumgänglich war: "Eigentlich sollte schon längst rund ums Rathaus gebaut werden. Dass sich der Baubeginn so verzögert, damit konnte niemand rechnen. Das Grundstück am Rathausvorplatz ist außerdem verkauft, und wir haben somit keinen Zugriff mehr darauf."

Am Rande bemerkt: Am Donnerstag rollte ein Bagger über das Rathaus-Gelände und hob Löcher im Erdboden aus. "Der ist doch extra für heute bestellt worden", ulkte ein als Clown verkleideter Beueler. Ob 2013 wieder vor dem Rathaus gefeiert werden kann, steht noch nicht fest. "Das hängt vom Baufortschritt ab", sagte Krahe.