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Beueler Weiberfastnachtszug 2023​: Beste Laune

Nach zwei Jahren Coronapause : Beste Laune beim Beueler Weiberfastnachtszug 2023

Mehr als 2000 Teilnehmer waren beim Beueler Weiberfastnachtszug mit dabei. Sie alle haben Wäscherprinzessin Lena I. zum Rathaus geführt.

Kurz vor dem Start werden noch einmal die Blütenblätter zurechtgezupft und die Schminke im Gesicht nachgezogen. Schließlich sind einige der kleinen Karnevalisten schon seit mehreren Stunden auf den Beinen. Und das, obwohl es erst kurz vor zehn ist – kein gewöhnlicher Kitatag.

„Wir sind mit 118 Pänz und Eltern beim Zug dabei“, sagt Sabine Münch, Leiterin der Katholischen Kitas St. Pius und St. Paulus, stolz. Die Jüngsten ihrer Fußgruppe sind gerade einmal zwei Jahre alt, die Ältesten sechs. Alle sind als Blümchen verkleidet. Auch die Kinderwagen, in denen die Kleinsten geschoben werden, zieren bunte Blumenketten. „Unser Motto ist floral. Die Blumenhaarreifen haben die Kinder selbst gebastelt. Unterstützung gab es nur bei den grünen Schürzen. Die wurden von den Eltern fachmännisch beklebt und benäht“, verrät Münch. Als Wurfmaterial hat die Truppe, unter denen auch die Kinderwäscherprinzessinen ist – wie sollte es anders sein – Strüßjer mit dabei. Dazu gibt es Tütchen mit Blumensamen, für den Garten zo Hus.

Insgesamt 51 Zugnummern mit 2100 Teilnehmen hatten sich im Vorfeld des diesjährigen Weiberfastnachtszugs in Beuel angemeldet. Von der Siegburger Straße geht es bis zum Rathaus, wo die Politik schon furchtsam auf die Erstürmung des Rathauses wartet. Mit dem Motto „Is et denn wohr: Wievefastelovend bahl 200 Johr“ blicken die Beueler Jecken schon jetzt auf das große Jubiläum der Weiberfastnacht 2024 voraus.

Pünktlich um zehn Uhr, als Zugleiter Ralf Reetmeyer im ersten Wagen vom Hof des Pantheons rollt, schiebt sich doch noch die Sonne durch die dichten Wolken am Himmel und kitzelte die wartenden Jecken auf der Nasenspitze. Unter ihnen auch Familie Hoffmann, verkleidet als Babys mit Strampelanzügen. „Ich bin so froh, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Vater Ralf erleichtert. Mit dabei hat die Familie zwei große Körbe. „Es kann gar nicht genug Süßkram geben“, sagt er mit einem Lachen.

Süßkram gibt es unter anderem auch von der Josefschule, die verkleidet als Nasa-Astronauten für kosmische Impressionen sorgt. Mit ihren umfunktionierten Rettungsdecken verwandeln die rund 400 Schüler, Eltern und Lehrer den Zug zwischenzeitlich in ein glänzendes Silbermeer. Damit wirklich genug Kamelle geworfen werden konnten, hatten sich die Schüler zuvor ins Zeug gelegt. Bei einem Spendenlauf im vergangenen Herbst hatten sie 10.000 Euro erlaufen. „Das wurde direkt reinvestiert in Süßigkeiten“, sagt Rektor Sascha Zuber.

Besondere Gäste im Zug

Für die Josefschule ist auch Ukrainerin Inessa mit ihren Kindern dabei, die aufgrund des Krieges nach Bonn geflohen war. Zusammen mit ihrer ukrainischen Nachbarin Jaroslawa, die schon länger in Deutschland ist und deren Kinder auch auf die Josefschule gehen, feiert Inessa das erste Mal Karneval in Deutschland: „Ein schöner Tag“, sagt sie. Neben ihr sind neun weitere ukrainische Familien unter den Astronauten mit dabei.

Einen großen Fan hat die Astronautengruppe sofort: Jochen Theile. „Ihr seht toll aus“, ruft er, als die glitzernde Gruppe an ihm vorbeikommt. Mit Frau und Freunden ist der Pensionär extra aus Hennef nach Beuel gekommen, um sich den Weiberfastnachtszug anzuschauen. Ihr eigentlicher Auftrag war jedoch ein anderer: den fünf Enkelkindern in Hennef so viel Kamelle wie möglich mit nach Hause zu bringen. So sieht man den sorgenden Großvater immer wieder agil und elegant nach Süßem greifen.

Einer seiner Enkel ist sogar mit dabei. Er hält sich jedoch im Hintergrund und trägt eine Maske, so wie ein besonders warmes Plüschkostüm. Seit einigen Tagen ist er erkältet. Ob es Corona ist? „Das wissen wir nicht. Dennoch: Vorsicht ist wichtig“, sagt Theile. Am Ende kann der Großvater stolz einen ganzen Bollerwagen voll mit Süßigkeiten für seine Enkel präsentieren – abzüglich der Bonbons, die er sich selbst immer wieder in den Mund geschoben hat: „Natürlich nur zur Stärkung.“

Keine Lust mehr auf Corona hat auch die Elisabeth-Selbert-Gesamtschule. „Die Pänz hatten wirklich eine harte Zeit. Aber jetzt ist es vorbei“, kündigt die Zugkommentatorin die 250-Leute starke Truppe an. „Wir sind das Testergebnis. Wir haben alles überstanden: Home-Schooling, schlechte Digitalisierung, jeden Tag die Pflicht zum Testen. Wir leben immer noch“, erklärt Bio- und Lateinlehrerin Irene Tendler das Motto der Schule.

Keine Lust mehr auf Corona

Auch sie haben ihr Kostüme selbst gebastelt. Alle tragen weiße Schutzanzüge, darauf sind mit Edding gezeichnet die Anzeigeblätter von Covid-Schnelltestes zu erkennen. Der Strich ist dabei eindeutig: Alle sind ganz klar positiv. Doch Moment: positiv? „Wie kann die Stimmung auch anders sein, wenn nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder richtig gefeiert werden darf?“, erklärt der didaktische Leiter der Schule, Ralf Wörmann, und Tendler ergänzt: „Wir sind positiv durch diese verrückte Zeit gekommen.“ Als Wurfmaterial gibt es deshalb auch keine Schnelltests oder Masken, sondern „nur gesunde Sachen“, wie Wörmann mit einem Zwinkern erklärt: Traubenzuckerbonbons und Gummibärchen.

Gesundes Wurfmaterial gibt es auch von Schwarz-Gelbe-Jong: eine Vielzahl an Fruchtsafttüten. Wer jedoch unaufmerksam ist, wenn der große Wagen vorbeikommt und der Saft durch die Luft fliegt, hat schnell eine saftige Beule auf dem Kopf. Sei es drum. Obwohl das Wurfmaterial durch die Inflation in diesem Jahr um einiges teurer geworden ist, fliegt nicht weniger Kamelle durch die Luft als zuvor.

Von Schokoriegeln, über Popcorn, Taschentücher und Lakritzstangen ist alles mit dabei. Und auch die Wagen und Kostüme sind so aufwendig gestaltet wie eh und je. So fährt in einem das Krümelmonster in der Seilbahn mit, die Nixen vom Märchensee zeigen sich geheimnisvoll in pastellfarbenen Kostümen, und das alte Beueler Damenkomitee präsentiert seine nur aus Krawatten bestehenden, selbst genähten Röcke.

Dann kommt auch schon der letzte Wagen, Wäscherprinzessin Lena I. mit Gefolgschaft. Wie könnte es anders sein: Einer der Ordner, der den großen Wagen zu Fuß begleitet, trägt ein Krokodilskostüm. Ob er bei der Wahl seiner Garderobe den aktuellen Sessionshit der Höhner: „Pass op, pass op, Prinzessin! Dat Krokodil well dich fresse!“ im Kopf gehabt hatte? Für eine Nachfrage ist er leider nach dem Zug nicht mehr auffindbar, schwimmt schon woanders.

Pünktlich um 12 Uhr erreicht Lena dann endlich das Rathaus zur Machtübernahme. Damit ist der Zug beendet. Zugleiter Ralf Reetmeyer zieht ein positives Fazit: „Alles hat super geklappt. Alle angemeldeten Gruppen und gekommen, und es gab keine Zwischenfälle.“ Für das nächste Jahr, den Jubiläumszug, sei er startklar.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Bilder vom Weiberfastnachtszug in Beuel (1)