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Sitzung im Brückenforum: Dirk II. wird zum "Lackierprinzen"

Sitzung im Brückenforum : Dirk II. wird zum "Lackierprinzen"

Die Kostümsitzung der Durstlöscher bot eine illustre Programm-Mischung. Von Akrobatik bis Comedy war fast alles vertreten.

Was für ein Muttersöhnchen: Heinz-Rüdiger stand in seinem grünen Pullunder und hässlicher Hornbrille etwas unbeholfen auf der Bühne und erzählte von seiner schweren Kindheit. Einmal ein Star sein: Er bat das Publikum der Durschlöscher um Anfeuerung, was sie anstandshalber auch taten. Eine seltsame Nummer? Vielleicht. Aber als Comedykellner Rudi einen Turm aus Tassen balancierend noch dazu kam, riss das ungleiche Gespann die Jecken mit. Sie verwandelten am Samstag die Kostümsitzung im fast vollen Brückenforum in ein Varieté, bei dem auch Bonns Prinz Dirk II. einen künstlerischen Auftritt hatte.

Präsident Jürgen Klasen gab zu, dass er nicht wusste, welche Nummer der Verein mit seinen 240 Mitgliedern da eingekauft hatte. Rudi zog beim Servieren in Zeitlupe Grimassen, steppte, sprang Seilchen auf dem Einrad und nahm nachher sogar noch eine völlig überrumpelte Hunnin aus der ersten Reihe in die Pedale tretend Huckepack. Als dann noch Heinz-Rüdiger mit dem tiefen, rauchigen Bass eines Louis Armstrong "What a Wonderful World" anstimmte, waren alle hingerissen - der Beweis, dass Kleinkunst den Karneval künftig bereichern könnte.

Akrobaten gehören ja längst dazu, denn die durchtrainierten Tänzer von High Energy und den Fidelen Sandhasen sind nichts anderes. Die Oberlarer schickten noch ihre Jüngsten vorbei, die auch schon atemberaubende Hebefiguren beherrschen. Männerballett darf bei den Duschlöschern nicht fehlen: Finsterwalde heißt die Truppe, die extra aus Brandenburg nach Beuel kam, um zu Techno-Beats ein Märchen zu tanzen - ganz schön heiß. Hatten sich auch die Elf vom Saunaclub aus Mondorf gedacht, die im Bademantel in den Reihen saßen und sogar einen kleinen dampfenden Saunaofen samt Aufguss und Sanduhr mitgebracht hatten. "Hier ist immer eine super Stimmung und alles sehr locker", sagte Heike Kramer.

Das bestätigte auch Katrin Mies am Nachbartisch. Sie stammt aus Magdeburg, lebt seit 1991 und war das erste Mal auf einer Sitzung. Als Fan ging ihr das Herz auf, als Brings kamen und nicht nur mit ihrer neuen Ballade "Liebe gewinnt" die Halle für sich gewann. Frontmann Peter Brings empfahl, einfach mal die Handys auszumachen: "Wir sind in echt hier. Genießt das einfach." Ins selbe Horn stieß der bestens gelaunte Marc Metzger, der als soziales Netzwerk seiner Kindheit nur die Strickgruppe seiner Oma kannte.

Eine besondere Freundschaftsgeste war, als neben den Abordnungen von Bonner Stadtsoldaten, Ehrengarde und Wiesse Müüs auch die Beueler Stadtsoldaten mit Dirk II. und Alexandra III. aufmarschierten. Wie bei den Durschlöschern üblich, musste seine Majestät eine besondere Aufgabe lösen. Als Inhaber des Karosserie & Lackiercentrums Vögeli drückte Klasen dem "Lackierprinzen" goldenes Farbspray in die Hand, mit der er voll Elan eine Motorhaube verzierte - am Ende ein besonderes Geschenk mit den Schriftzügen der Majestäten.

Die Cöllner und die wilde Brassband "Druckluft" aus Bonn mit ihrer Teufelsgeigerin Carlotta waren am Ende noch das Tüpfelchen auf dem i. An die Sitzung werden sich viele lange erinnern, wie auch an den viel diskutierten Sessionsorden: eine Monstranz mit Kölschglas, das bierselige Durschlöscher anbeten.