Kamelle... Kamelle...

  • Polizeikommissarin Linden und ihre beiden Kollegen tun ohne Rangabzeichen und Kopfbedeckung Dienst. "Vorsorglich", meinen sie. "Denn das sind begehrte Trophäen beim Karneval." Oberkommissar Norbert Kroll, zuständig für den "Abschnitt Rathaus", sieht''s gelassener. "Das ist mindestens mein zehnter Einsatz an Weiberfastnacht - und ich bin noch immer in voller Montur zur Wache zurückgekehrt." Mindestens so komplett wie der kleine Polizist, der auch noch seinen Schulranzen auf dem Rücken trägt, darin ein Straßenatlas Deutschland/Europa. Die Mama zeigt auf den echten Schupo: "Da ist dein Kumpel." Dem Steppke ist das nicht geheuer, er ergreift die Flucht.
  • "Im nächsten Leben werd'' ich wieder ein Kaninchen." So lange wollen Antje und Wolfgang aus Holzlar aber nicht warten. Angesichts ihrer langen Löffel und Schneidezähne unschwer als Mümmler zu erkennen, hopsen sie am Zugweg entlang und sammeln statt Möhren Kamelle und Popcorn in ihre Beutel. Ob die beiden jenseits der närrischen Tage das Kaninchen-Dasein so genießen, wie es der "Drei-Haare-auf-der-Brust"-Sänger Bernd Stelter anpreist, verraten sie nicht.
  • Wer ödet sich denn da auf dem Rathaus-Balkon an? Schon Stunden zu früh präsentieren sich dort zwei Kontrahenten, die bei der Weiberfastnacht Tricks für die heiße Phase im Bundestags-Wahlkampf abgucken wollen. Ins Berliner Parlament zieht es beide. Ulli Kelber (SPD), der schon dort ist und sich als Häuptling "Rote Locke" verkleidet hat, und Stephan Eisel (CDU), im feinen Tuch als "Kinderprinz" oder "Hofschranze", wie spitze Zungen bemerken. Dass die beiden sich wenig zu sagen haben, wissen seit Weiberfastnacht viele.
  • Britta Klomp ist von Kopf bis Fuß auf Knöpfe eingestellt. Das hätte sie gar nicht mehr auf ihr Kostüm sticken müssen. Hunderte von Knöpfen zieren das Gewand - in allen Formen und Farben. Sogar Schlapphut und Schuhe hat sie damit versehen: "Seit Silvester habe ich jeden Abend daran gearbeitet."
  • Ganz gesund sieht Ulrike Behrenz nicht aus. Ob sie Frischblut braucht? Die Apothekerin steht als Vampir hinter der Ladentheke und deckt die jecke Kundschaft mit Medikamenten ein. "Kopfschmerztabletten gehen besonders gut", meint ihre als Sennerin kostümierte Kollegin Kirsten Sonnenschein. Rechtzeitig zum Rathaussturm machen sie den Laden dicht: "Die meisten kommen eh morgen."
  • Auch der Padrone vom Pizza-Restaurant feiert Karneval. Was trägt so ein waschechter Italiener? Natürlich einen Ferrari-Overall. Schumi, gib Gas.
  • Was haben wir alle Glück. Morgens sah es noch so aus, als müssten die Jecken auf Moderatorin Ina Harder verzichten. Ein Magen-Darm-Infekt macht der Spitzenfrau der Beueler Weiberfastnacht zu schaffen. Doch dann, mit kleiner Verspätung, taucht sie auf - frisch, hübsch, witzig, schlagfertig. Eben wie wir sie kennen.
  • Der Beueler Frohsinn und Rhythmus schwappt auch auf die Bonner Rheinseite. Eine Bahn der Linie 62 verwandelt sich bei der Fahrt über die Kennedybrücke in einen Trommelzug. Eine Gruppe gelb-schwarz gestreifter Fahrgäste - das Ensemble Samba-Schlimm - haut mächtig auf die Pauke. Die Bahn bebt, der Fahrer lacht.