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Interview mit Ute Groll: Madame Motterboddem sagt tschöö

Interview mit Ute Groll : Madame Motterboddem sagt tschöö

Aschermittwoch ist für Karnevalisten in aller Regel ein trauriger Tag. Es heißt Abschied nehmen von den fröhlichen Tagen. In diesem Jahr kommt allerdings noch eine besondere Note hinzu: Es heißt Abschied nehmen von einer Karnevalistin, die fast drei Jahrzehnte die Beueler Weiberfastnacht, den rheinischen Karneval und vor allem das Vereinsleben der "Nixen vom Märchensee" geprägt hat.

Ute Groll, die vielen Freunden des Frohsinns besser bekannt ist als "Madame Motterboddem" zieht sich endgültig aus dem aktiven Karneval zurück. Über ihre Jahre auf der Bühne und die aktuelle Situation des Brauchtums sprach sie mit Holger Willcke.

Wie ist die Kultfigur "Madame Motterboddem" entstanden?
Ute Groll: Ich habe nach einem Namen gesucht, der eine gestandene, große Frau darstellt, die das Bodenständige verkörpert. Als Ergebnis kam dieser Name und diese Figur heraus.

Bei allem Respekt, diese Interpretation des Namens passt doch auch auf die Privatperson Ute Groll. Können Sie sich mit der Bühnenfigur identifizieren?
Groll: Ein Stück weit schon, aber ich trage privat keine Kittel und rede auch kein Vorgebirgsplatt.

Wann wurde Madame Motterboddem geboren?
Groll: Eigentlich 1988, aber im ersten Jahr bin ich noch nicht unter diesem Namen aufgetreten. Auch Kittel und Mitgabel folgten erst später.

Wieso können Sie als Beuelerin das Vorgebirgsplatt so gut sprechen?
Groll: Ich musste es von Grund auf üben. Ich konnte vorher gar kein Platt sprechen. Bei uns zu Hause und auch in der Schule war das Mundartreden verboten.

Man sagt Ihnen nach, dass Sie vor jedem Auftritt nervös sind. Stimmt das?
Groll: Ja, ich habe nach all den Jahren immer noch Lampenfieber. Aber sobald ich auf der Bühne stehe und mit meinem Vortrag beginne, bin ich die Ruhe selbst.

Sie sind niemals in eine andere Rolle geschlüpft, warum eigentlich?
Groll: Anfangs habe ich immer gehofft, ich könnte die Rolle tauschen. Aber je erfolgreicher die Auftritte von Madame Motterboddem wurden, desto mehr wurde mir klar, das klappt nicht mehr.

Wer hat die Texte geschrieben?
Groll: Ich habe alle selbst zu Papier gebracht. Ich habe immer nach Witzen und Anekdoten Ausschau gehalten und daraus dann ein Programm zusammengestellt. Mein Mann war und ist mein ehrlichster Kritiker.

Was war Ihnen bei den Texten wichtig?
Groll: Meine Rede sollte so authentisch wirken, dass die Leute glaubten, ich hätte das alles tatsächlich selbst erlebt.

Sind Ihre Programme immer beim Publikum angekommen?
Groll: Es gab mal ein Jahr, da hat es nicht so gut geklappt. Da musste ich meine Rede umbauen. Damals hat mich mein Kollege Willi Armbröster getröstet und gesagt, 'Kind, es kann auch mal am Publikum liegen.'

Wann ist Madame Motterboddem in Ruhestand gegangen?
Groll: 2006 habe ich wegen der Wäscherprinzessinnen-Regentschaft meiner Tochter pausiert. 2007 und 2008 habe ich das Programm dann endgültig auslaufen lassen.

Wirklich endgültig?
Groll: Ja, die Zeit ist vorbei. Aber ich bin ehrlich, in jeder Session empfinde ich es als sehr schade, dass es immer weniger echte Redner auf den Bühnen gibt. Comedians sind keine Büttenredner. Ich denke darüber nach, ob ich 2016, wenn das Damenkomitee 70 Jahre alt wird, noch einmal mit einer Art 'Best of Madame Motterboddem" auf die Bühne gehe. Aber da ist noch keine Entscheidung gefallen.

Warum hören Sie als Präsidentin Ihres Damenkomitees auf?
Groll: 25 Jahre sind genug. Es müssen jetzt Jüngere ran, die andere Idee entwickeln können. Ich will nicht als Spaßbremse enden.

Hat Ihr Damenkomitee Nachwuchsprobleme?
Groll: Ja, das hatten wir. Aber aktuell sind 20 Frauen aktiv, das ist sehr gut. Seit 2014 bieten wir auch wieder eine Weibersitzung an, allerdings nicht mehr an Weiberfastnacht. An diesem Tag will die Mehrheit der Frauen lieber Party machen.

Wie steht es um den Oberkasseler Karneval?
Groll: Derzeit sehr gut. Seitdem die Kaasseler Jonge, die kfd, die Alten Kameraden, das Tanzcorps und die Nixen vom Märchensee eine Kaasseler Koalition gebildet haben und gemeinsam den Sessionsauftakt durchführen, ist wieder ein Aufschwung zu verspüren.

Zur Person

Ute Groll wurde 1955 in Beuel geboren und wuchs in Gielgen auf. Sie hat das St. Adelheid Gymnasium in Pützchen besucht. Seit 39 Jahren lebt sie mit Ehemann Heinz in Oberkassel. Von Beruf ist die zweifache Mutter Fremdsprachenkontoristin.

Sie ist seit 25 Jahren Präsidentin des Damenkomitees "Nixen vom Märchensee". Tochter Melanie war 2006 Wäscherprinzessin in Beuel.