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Historie: Maria Balzer - die Erfinderin des Beueler Rathaussturms

Historie : Maria Balzer - die Erfinderin des Beueler Rathaussturms

Ihre Schlagfertigkeit war geradezu berühmt-berüchtigt. Sie war bekannt für ihren Witz, ihr Händchen fürs Praktische, ihre Fantasie und nicht zu vergessen ihre rheinische Frohnatur. Wenn sie's erleben könnte, wäre es wohl ihr schönstes Geburtstagsgeschenk gewesen: Maria Balzer, die Erfinderin des Rathaussturms und Schöpferin der Wäscherprinzessinnen, wurde heute vor 100 Jahren geboren.

Sie war eine "patente Frau", wie es früher wohl geheißen hätte, also eine Frau, die sich jedem Problem stellt und für alles eine Lösung hat. Ihr Mann wurde an der Front in Rumänien gefangen genommen und blieb vermisst. "Was mit ihm geschah, hat sie niemals erfahren", erzählt ihre Tochter Ilse Klose. Damals im Krieg lebte die junge Mutter mit den zwei kleinen Mädchen in Köln.

Dreimal wurden sie ausgebombt, bis sich Maria Balzer entschied, in ihre Heimatstadt Beuel zurück zu ziehen. Dort fand man zunächst eine Wohnung in der Villa an der Jutespinnerei, dann ein Fachwerkhäuschen an der heutigen Sankt Augustiner Straße. "Jeden Mittag schaltete meine Mutter das Radio ein, weil sie dann die Namen der Gefallenen durch gaben", erinnert sich ihre Tochter.

Das Geld für ihre Familie verdiente sie sich als Schneiderin. Das Geschäft lief recht gut, so dass sie noch vier Näherinnen einstellte. "Nachts wurde zugeschnitten, tagsüber genäht", so Ilse Klose. Nach dem Krieg zogen die drei ins Elternhaus am Konrad-Adenauer-Platz. Dort, wo heute ein Lubig-Bäcker ist, war damals das Elektrogeschäft von Balzers Vater. Ihr ältester Bruder war übrigens der bekannte Heimatforscher Johannes Bücher.

"1956 befand sich das Alte Beueler Damenkomitee in einem schlechten Zustand, viele waren zerstritten, alles ging den Bach runter", fasst Klose zusammen, Da sei die damalige Präsidentin Anna Krause auf Maria Balzer zugekommen und habe sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, die Präsidentschaft zu übernehmen.

Sie konnte! Eine ihrer ersten Taten war ein Besuch bei Beuels damaligem Stadtdirektor Franz Brock. Bis dahin war es an Weiberfastnacht üblich, dass die Damen mit der Kutsche am Rathaus vorfuhren und dort mit einem Gläschen Sekt empfangen wurden. Bei der Besprechung des nächsten Empfangs habe Brock ironisch angemerkt: "Und wenn ich Sie nicht mehr ins Rathaus hinein ließe?"

Damit war die Idee des Rathaussturms geboren. Mit Wäscheknüppeln ausgestattet stürmten die jecken Wiever 1957 erstmalig das Rathaus. Ein Jahr später, am 13. Februar 1958, war der Sturm der "revoltierenden Weiber", wie der GA tags darauf schrieb, eine Veranstaltung, die die Massen auf die schääl Sick lockte: "Bürgermeister und Stadtdirektor im Käfig", lautete die Schlagzeile. Dies war auch das erste Jahr, dass die Wiever eine Wäscherprinzessin ausriefen: Barbara Beu wurde nicht proklamiert, sondern gekrönt - im ehemaligen Hotel zur Post gegenüber dem Rathaus, dort wo heute Kaiser's ist.

Zunächst war es so, dass nur die Töchter der Wäschereibesitzer auch Wäscherprinzessin werden durften, als die ihnen ausgingen, wurden die Angestellten herangezogen. Erst seit 1965 durften auch Nichtwäscherinnen ins Ornat steigen. Die erste dieser Generation war Balzers Tochter Ilse Klose.