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"Nach dem Zug ist vor dem Zug"

"Nach dem Zug ist vor dem Zug"

Hinter dem närrischen Treiben auf Beuels Straßen und dem Rathaussturm steckt monatelange Arbeit

Beuel-Mitte. Engel gegen Teufel, ein Schmetterling, der über dem Rathausvorplatz kreist, oder eine Eroberungs-Waschmaschine: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn sich der Beueler Zug an Weiberfastnacht durch die Straßen schlängelt, und Wäscherprinzessin, Obermöhn und die jecken Wiever des Alten Beueler Damenkomitees das Rathaus im Sturm erobern. Doch was so kinderleicht aussieht, ist ein logistisches Meisterwerk. Und so steckt hinter dem närrischen Treiben monatelange Arbeit.

"Nach dem Zug ist vor dem Zug", sagt Birgit Landsberg von der Bezirksverwaltungsstelle Beuel, die mit ihrem Chef Manfred Krahe und Zugleiter Joachim Mertens den Kern des Organisations-Teams bildet. "Es ist ungewöhnlich, dass Zug und Sturm von der Stadt organisiert werden. In allen anderen Stadtbezirken macht das der Festausschuss", sagt Krahe.

Los geht es schon im März - zur Nachlese, an der auch der Arbeitskreis Weiberfastnacht teilnimmt, also das Damenkomitee, die Kommentatoren, Obermöhn und die ehrenamtlichen Wagenbauer. "Wir besprechen Zug und Rathaussturm, diskutieren die Schwierigkeiten und überlegen, was wir ändern", sagt Krahe. Danach ist Ruhe - bis es im Juni an die Mottoauswahl geht und geschaut wird, wie das jecke Treiben im kommenden Jahr aussehen könnte.

Im Herbst beginnt der richtige Stress. Nachdem bekannt gegeben worden ist, wer die nächste Wäscherprinzessin ist, wird überlegt, wie der Rathaussturm dramaturgisch aussehen könnte. Denn dabei spielen die Hobbys der Lieblichkeit in spe eine große Rolle. "Wenn man den Ablauf hat, dann geht es an die Deko", sagt Krahe.

"Ich mache einen TÜV-Termin für die Wagen und teile ihn allen Vereinen mit, die sich für den Zug angemeldet haben", sagt Landsberg. "Außerdem erfordert die Koordinierung des Personals eine große Logistik." Es werden Gespräche mit den Kommentatoren geführt, außerdem müssen rund 100 Zugordner organisiert werden, die die Straßen frei halten und für Sicherheit sorgen.

Meist sind das Soldaten, den Rest stellen die Freiwillige Feuerwehr und die Stadt. Dann braucht jedes Rad der 57 bis 65 Fahrzeuge einen Radengel. Die stellen die Vereine zwar selbst, für die fünf städtischen Wagen aber ist das Orga-Team zuständig.

Polizei und Stadtwerke sind auch mit an Bord: Die Umleitungen für Busse und Bahnen müssen geregelt, die Oberleitungen abgeschaltet und entlang der Zugstrecke müssen Halteverbotsschilder aufgestellt werden. "Ab 5.30 Uhr wird am Zugmorgen rigoros abgeschleppt", warnt Landsberg.

"In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal Toiletten und einen Müllcontainer am Aufstellort", sagt Krahe. Ansonsten werden Kapellen organisiert, Sperrgitter aufgetrieben, Zäune zum Beispiel um das Synagogendenkmal aufgestellt, Kamelle bestellt und verteilt.

Alles aber kann nicht geplant werden. "Viel passiert spontan", sagt Krahe. Wie zum Beispiel die Baustelle, die Zugleiter Mertens vor einigen Jahren am Tag vor Weiberfastnacht in der Siegfried-Leopold-Straße entdeckt hatte. "Da mussten wir den Weg ändern", sagt Krahe und schmunzelt.