Närrische Notizen

In Heidenberg müssen Erwachsene draußen bleiben - Zehnjähriger führt durch die Kindersitzung in Vilich - Durchweg weibliche Sitzung beim Damenkomitee St. Paulus

Heidebergen. (aff) Karnevalszüge funktionieren in der Regel wie folgt: Bunt verkleidete Jecken stehen am Straßenrand, bejubeln verbeiziehende Narrentruppen und fangen Kamelle, was das Zeug hält. Etwas anders geht es indes seit 56 Jahren in Heidebergen zu.

Kamelle in den Zug werfen ist ausdrücklich erwünscht, heißt es, wenn zum Auftakt des Straßenkarnevals der Kinderzug des Bürgervereins durch den kleinen Ortsteil Holzlars am östlichen Rande Bonns zieht.

"Bei uns geht es halt immer etwas anders zu", merkte Karl-Heinz Post, Vorsitzender des Bürgervereins Heidebergen, schmunzelnd an. Rund 70 Kinder zogen am Sonntag, angeführt von einem Wagen, von der Heidebergenstraße über die Siebengebirgsstraße zur Gaststätte "Zum Wolfsbach".

Staunend verfolgten sie den Auftritt der Kindertanzgruppe der Holzlöre Orijinale sowie die Besuche ihrer Lieblichkeiten der Wäscherprinzessinen Melanie III. und LiKüRa-Prinzessin Simone II. So sehr sie sich auch bemühten, einen Blick auf das Geschehen im Saal zu erhaschen, die meisten Eltern und Erwachsenen mussten draußen bleiben.

"Es ist eine Veranstaltung für Kinder, nur wenn es nicht anders geht, dürfen Erwachsene mit in den doch recht kleinen Saal", so Post. In der nächsten Session müsse der Verein sich übrigens etwas Neues überlegen, erklärte Post. Da die Gaststätte "Zum Wolfsbach" zum Verkauf stehe, werde man ein neues Ziel des kleinen Zuges brauchen. "Vielleicht geht es nächstes Jahr zum Holzlarer Hof", sinnierte Post.

Vilich. (voj) Am liebsten hätte Wäscherprinzessin Melanie III. den kleinen Sitzungspräsidenten gleich mitgenommen. Auch Obermöhn Evi Zwiebler fand den zehnjährigen Paul Hombach ganz famos: "Das ist aber ein staatse Sitzungspräsident, den ihr hier habt. Ich gratuliere zu dieser Wahl." Tatsächlich machte der Fünftklässler seine Sache hervorragend.Selbstbewusst, schlagfertig und charmant führte er durch die erste Kindersitzung der Rot-Weißen Senatoren, die am Sonntagnachmittag im Haus der Begegnung stattfand. Statt des üblichen Kinderkarnevals im lockeren Rahmen hatten sich die Senatoren diesmal für eine Sitzung entschieden, die sowohl bei den 70 Kindern als auch bei den 50 Erwachsenen gut ankam.

Der kleine Paul Hoffmann scheuchte den "großen" Präsidenten Michael Vianden gleich zu Beginn von der Bühne, "denn das hier ist schließlich eine Kindersitzung!" Souverän begrüßte er dann nicht nur die Wäscherprinzessin mit Gefolge, sondern auch das Kindercorps der Beueler Stadtsoldaten, die Prinzengarde Vilich-Müldorf samt Kinderprinzenpaar Lucas I. und Jessica I. sowie die Poppelsdorfer Schlossmadämchen und Schlossjunker und den Zauberer MiBa.

Die bunt kostümierten Pänz waren für jeden Spaß zu haben und mussten auch nicht still auf den Stühlen sitzen bleiben. Zwischendurch gab es für die Kleinen Spiele und jede Menge Tanzmusik.

Beuel-Mitte.(me) Männer hatten bei der Sitzung des Damenkomitees St. Paulus nichts zu suchen. Die Frauen feierten unter sich, drängten sich an den den langen Tischen eng aneinander. Einzig zum Arbeiten durften einige Männer den Pfarrsaal St. Josef betreten."Die können für uns kellnern", meinte Christiane Statz, Vizepräsidentin des Damenkomitees. Bereits seit mehr als 25 Jahren veranstaltete das Damenkomitee die Sitzung und ließ sich auch dieses Mal etwas Neues einfallen: Als Geishas verkleidet und aufwändig geschminkt begrüßten sie die Närrinnen im Saal. Fast alle Programmpunkte gestalteten sie in Eigenregie, brachten Sketche, Tänze und Lieder auf die Bühne.

Auftritte von auswärtigen Künstlern dienten einzig dem Vergnügen der Damen. So begeisterten unter anderem das Männerballett "Alte Kameraden" mit ihren mehr oder weniger grazilen Bewegungen das Publikum.

Besonderen Anklang fand auch die Namenshitparade am Ende der Sitzung: Das Damenkomitee nutzte Hits, in denen Frauen besungen werden, um sich vorzustellen. So trat Präsidentin Gabi Hallauer, die durch das Programm führte, beim Lied "Für Gabi tu ich alles" nach vorne. Auch "Hello Mary Lou", "Was hast du Holz vor der Hütte, Brigitte" oder "Ich mag Steffi" wurden für die Namensvetterin im Komitee gespielt.

Alles in allem war es eine durchweg weibliche Sitzung. Doch so richtig vermisst, hatte wohl niemand die Männer, die am Ende des Abends im Auto vor dem Pfarrsaal warteten, um als Chauffeur zu dienen.