1. Narren-News
  2. Beuel

Sogar die Panzerknacker blieben friedlich

Sogar die Panzerknacker blieben friedlich

"Kamelle" schallte es am Samstag in Oberkassel, Vilich-Müldorf und Schwarzrheindorf

Oberkassel. (bss) Wem ein Rendezvous bevorsteht, sollte vorher ein Schönheitsschläfchen halten. Das weiß die Kinderprinzessin aus Oberkassel, obwohl sie erst acht Jahre alt ist. "Ich lag heute bis neun Uhr im Bett, damit ich erholt für den Karnevalszug bin", erzählte Daniela am Samstagnachmittag voller Aufregung.

Kein Wunder, die Prinzessin erwartete schließlich eine Begegnung mit ihrem gesamten Oberkasseler Volk. Liebevoll von Mama geschminkt, thronte sie mit Prinz Freddy auf dem hohen, grün-weißen Wagen, der den krönenden Abschluss im Oberkasseler Zug bilden sollte und begutachtete schon einmal die kostümierten Jecken.

Beim Startschuss um drei Uhr rollte der erste Wagen vom Ernst-Kalkuhl Gymnasium los und zog an den anderen insgesamt 30 Gruppen vorbei, die sich an der Königswinterer Straße aufgestellt hatten.

In der Höhe des Oberkasseler Hofes, wo die Straße schon dicht von kamellehungrigen Jecken gesäumt war, begrüßte und kommentierte Dieter Wittmann, Präsident der Kaasseler Jonge, jede einzelne Gruppe und wurde dafür mit Süßigkeiten beworfen.

"Alaaf", schrien die Breitbacher Hunnen, die TUS-Oberkasseler Hexen oder die neonfarbenen, zarten Schmetterlinge der evangelischen Theatergruppe dem Präsidenten zu, und der schrie sich heiser: "Ihr seht super aus."

Unter dem Motto "Gesundes Frühstück hebt im Nu bei Kalkuhl-Früchtchen den IQ" verteilte die Truppe vom Ernst-Kalkuhl-Gymnasium hundert Kilo Äpfel. Die wurden nicht geworfen, sondern von den als Erdbeeren und Karotten verkleideten Schülern und Lehrern liebevoll in närrische Hände gedrückt - Fallobstquote gleich null.

Vilich-Müldorf. (kis) "Sind die Löwen nicht schön?", sagte ein Besucher im Clownskostüm begeistert, als mit dem Wagen der "Traditions-A-Jugend" eine Horde beigefarbener Raubkatzen in die Beueler Straße einbog.

Sein Enkel Luca, gleichfalls als Clown verkleidet, hatte allerdings etwas anderes im Sinn. An seinem Schnuller vorbei, rief der Eineinhalbjährige "Alaaf" und "Kamelle" und fing auch prompt eine Lakritzschnecke.

Bei frühlingshaften Temperaturen hieß es am Samstag beim Kinderkarnevalszug "Vorhang auf und Bühne frei für den Müldorfer Zirkus 2003". Da flitzten die "Karate-Tiger" des SV Vilich Müldorf in Kimonos vor einem weißen Ford her - an dessen Steuer eine leibhaftige "Sonnenblume" aus dem Adelheidischor saß.

Schick mit Frack und rot glänzenden Zylindern gaben die "Bottemelechs Jonge" die Zirkusdirektoren, während die "Klatschbloome" als Panzerknacker Schokotäfelchen verteilten.

Überhaupt wurde laut Andrea Suchatzki vom Bürgerverein "so viel geschmissen wie noch nie." Das galt besonders für das Kinderprinzenpaar Rebecca I. und Michael II. , die dafür sorgten, dass es Popcorn und Gummibärchen regnete.

Nicht nur Kamelle, sondern auch 200 Dosen Tomatenmark brachte die "Mupfelbande" unters Volk. In Kostümen aus Pflanzenringen und Silberstoff und mit Hüten aus silbern angemalten Rotkohl- und Brechbohnendosen marschierte die Bande als 27-köpfige Blechdosen-Armee an der Spitze des Zuges mit.

Bezüglich ihrer Wiederverwertbarkeit hatten sich die Dosen der Mupfelbande schon allerlei Gedanken gemacht. "Wir kriegen keine Pfandmarke", betonten sie einstimmig. "Und wir werden auch nicht recycelt", fügte Bandenmitglied Marion Brenner hinzu.

Schwarzrheindorf. (hgh) Vier prächtige Tiger - na gut: die kostümierte Zugleitung - waren die Ersten. D''r Zoch kütt im Doppelkirchen-Ortsteil. "Der kürzeste, der bunteste, der schönste Karnevalszug von ganz Rheindorf", bemerkte Rainer Krippendorff, Vorsitzender der Bürgervereinigung, schmunzelnd.

Vorher hatte Wäscherprinzessin Patty I. den Pänz in der Arnold-von-Wied-Schule einen Besuch abgestattet. Als Bienen summten die Frauen des Damenkomitees in der TSV Bonn rrh. durch die Straßen und verteilten auch Süßes: leckere Schokolade.

Das Wetter spielte mit: "Seit Weiberfastnacht sind wir deswegen im Dauergebet", verriet Margret Lennarz lachend. Säbelrasseln bei der Theatergruppe "Die Glorreichen Sieben" - das Ensemble präsentierte sich als "Ritter von der Wolfsburg".

Kleine, geränderte Augen beim Junggesellenverein. Die Jungs mit dem lautesten Soundsystem schmissen die Kamelle nicht mehr ganz so entfesselt wie an Weiberfastnacht.