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Vier Stunden mit der Prinzessin

Vier Stunden mit der Prinzessin

Unterwegs mit LiKüRa Claudia I.: Von Ehrenrunden im Kreisverkehr und Notfallpaketen im Umhängetäschchen

LiKüRa. Beherzt greift Daniela Pützstück zu einer Haarnadel. Routiniert befestigt die Pagin das spitze Stück Metall an Krone und Haar ihrer Lieblichkeit LiKüRa-Prinzessin Claudia I. (Mertens).

Die Regentin des LiKüRa-Staates kneift kurz die Augen zusammen, ignoriert aber das Zwicken. "An manchen Tagen sitzt das Krönchen nach nur sieben Nadeln, an anderen verschwinden wieder 30 im Haar und der Kopfschmuck wackelt trotzdem", erzählt Mertens und schmunzelt. Krönchen aufsetzen sei wohl von der Tagesform abhängig.

Seit mehr als vier Wochen muss Claudia I. fast täglich die mühevolle Prozedur über sich ergehen lassen. "Ich glaube, heute sitzt sie etwas arg gerade", sagt die Prinzessin. Wichtig sei, dass die rund 25 Jahre alte, frisch restaurierte Krone keck etwas schief sitzt.

Prompt korrigiert Pützstück, dann endlich ist alles perfekt. Schnell wirft die zweite helfende Hand, Pagin Andrea Weber, das rote Samtcape über die Schultern, hilft ihrer Lieblichkeit mit den störrischen Druckknöpfen, und schon geht es los zum ersten Termin des Tages.

"Je näher es auf den Höhepunkt der Session zugeht, desto enger wird unser Terminplan", erläutert Adjutantin Sabine Gerwing. Zehn Tage vor Rosenmontag beginne die heiße Phase. "Dann sind wir täglich von früh bis spät unterwegs", sagt sie.

Ihr Job sei es, dafür zu sorgen, dass jeder Termin pünktlich eingehalten wird und die Prinzessin samt Gefolge gut, ordentlich und sicher durch die jecken Tage kommt. "Wohin geht es denn als erstes", fragt Claudia I. während sie in ihren Prinzessinnenwagen steigt.

"In Niederdollendorf empfängt uns die Volksbank als Sponsor und überreicht Wurfmaterial", sagt Gerwing, wirft schnell einen Blick Richtung Begleitfahrzeug und gibt das Signal zur Abfahrt. Mit zwei Autos geht es um 14 Uhr über die Stadtgrenze. "Allein ist die Prinzessin nie zu sehen.

Immer reisen ihre Paginnen, ihre Adjutantin und oft auch ein ganzer Tross an Freunden und Vereinsmitgliedern mit", sagt Gerry Smillie, Pressesprecher des Festausschusses LiKüRa-Karneval.

Bevor es aber tatsächlich auf die Autobahn Richtung Dollendorf geht, werden erst mal einige Runden durch den Ramersdorfer Kreisverkehr am Polizeipräsidium gedreht. "Wir haben die offizielle Erlaubnis vom Polizeipräsidenten bekommen", erzählt die Prinzessin und lacht. Man sei halt jeck.

In der Volksbank angekommen, wartet bereits ihre Kollegin Altstadtprinzessin Daniela I. Nach einem kurzen Gruß und dem Dank für die Unterstützung bleibt ausreichend Zeit für einen Plausch.

Festquatschen darf sich die Prinzessin indes nicht, um 15 Uhr warten bereits die Narren der KG Ramersdorfer Junge darauf, im Beisein ihrer Lieblichkeit eine Ausstellung über die Vereinsgeschichte zu eröffnen. "Man kommt ziemlich rum.

Die Termine sind oft sehr unterschiedlich. Langweilig wird es auf keinen Fall", sagt Claudia I. Sollte auf ihren vielen Reisen einmal etwas Unvorhergesehenes passieren, kann sie jedenfalls voll auf die Hilfe ihres Gefolges zählen.

"In unseren kleinen Umhängetaschen haben wir ein Notfallpaket mit Lippenstiften, Taschentüchern und einem Autogrammstift. Im Auto liegen sogar Reservestrumpfhosen", sagt Weber.

Schwieriger werde es, wenn etwas mit dem Kleid der Prinzessin passiere, sagt Claudia I. In dem Fall laute das Motto schlicht: "Mama! Hilfe!" Erst gerade habe Prinzessinnen-Mutter Carola Mertens einem Orangensaftfleck zu Leibe rücken müssen. "Ich fürchte, nach Aschermittwoch muss ich mich erst mal wieder daran gewöhnen, dass mir nicht jeder Handgriff abgenommen wird.

Erst letzte Woche erwischte ich mich auf der Arbeit dabei, dass ich einem Kollegen wie selbstverständlich meine Jacke hinhielt, damit er sie fortbringt", erzählt sie und lacht laut auf. Herrlich muss das Leben als Prinzessin sein, beschwerlich die Rückkehr in das wahre Leben.