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"Kampf gegen geistige Verflachung"

"Kampf gegen geistige Verflachung"

Der Elferrat der Bonner Ehrengarde feiert 70. Geburtstag - Erst Frack, dann Uniform

Bonn. Vaterstädtischer Verein und Elferrat der Bonner Ehrengarde: Dieses närrische Gremium ist mitlerweile 70Jahre alt. Gegründet in jener Zeit, als die Bonner Jecken nicht unbedingt den Kopf frei hatten für den Karneval: Das närrische Treiben verblasste vor dem Hintergrund von Wirtschaftskrise, Inflation und Arbeitslosigkeit. Zudem war der Karneval als Ausdruck bürgerlicher Freiheit keinesfalls mit dem Wesen der NSDAP vereinbar.

Dennoch fanden sich im Herbst 1933 die Herren Heinrich Ludwig, Heinz Viehöfer, Hermann Schmitz, Jakob Andernach, Dominikus Becker, Heinz Mühlens, Peter Gummersbach, Franz Pierrot, Heinrich Frings und Jakob Geffeler beim damaligen Oberbürgermeister Rickert ein, um den Karneval "im Sinne des Kampfes gegen die geistige Verflachung" neu aufzulegen.

Die mutige Gruppe, der künftige Elferrat unter Leitung des ersten Schultheiß Peter Gummersbach, entsprach dann dem Wunsch der Stadtverwaltung, eine Gesellschaft zur Förderung und Pflege des Bonner Karnevals zu gründen.

Der Grundstein war gelegt, am 9.Dezember 1933 schlug die Geburtsstunde des Vaterstädtischen Vereins zur Förderung und Erhaltung des Bonner Karnevals. Motto für den Bönnschen Karneval 1934: "Ahle on neue Volksleedche em schönen Bonn". Der "Kleine Rat", wie er vom Volksmund genannt wurde, sollte unter anderem die "Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung sowie die Unterbindung unwürdiger Geschäftemacherei" sicherstellen.

Marsch durch Bonn

Der Elferrat der Bonner karnevalistischen Dachorganisaton schuf sich rasch sein unverwechselbares Erscheinungsbild: Traten die Herren zunächst noch in schwarzen Anzügen oder im Frack auf, ließ Hermann Schmitz rasch ansehnliche Uniformen nach dem Vorbild des Kürrassier Regimentes von Friedrich Wilhelm von Seydlitz anfertigen.

Am 18.Januar 2003 feierten die Nachkommen der Gründungsmitglieder den 70.Geburtstag des Elferrates - mit großem Aufwand und Marsch durch die Bonner Innenstadt. Zur Feier des Tages durften die Ehrengardisten das, was selbst den Altvorderen nicht gestattet war: einmal zum Ausmarsch aus dem Bonner Münster "M''r losse de Dom in Kölle" schmettern.