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Karneval im Sommer: Karnevalszug in Tannenbusch ohne Kamelle

Karneval im Sommer : Karnevalszug in Tannenbusch ohne Kamelle

Die Männerreih Tannenbusch 1948 feiert ihr 70-jähriges Bestehen mit einem karnevalistischen Sommerfest.

Als wäre ein Karnevalszug durch Tannenbusch in diesem Jahr nicht genug, konnte man am Samstag – mitten im Sommer – noch einen zweiten erleben. Der war zwar deutlich keiner, man warf dank städtischer Auflagen keine Kamelle und hatte auch keinen Wagen dabei. Aber jecke Stimmung kam trotzdem auf. Und sehr zur Freude der Männerreih Tannenbusch 1948, die diesen Zug zur Eröffnung ihres Sommerfestes veranstaltete, standen auch viele Alt-Tannenbuscher verkleidet am Straßenrand und schlossen sich den Herren an.

Die zogen vom Platz an der Ecke Drosselstraße/Meisenstraße durch den Ortsteil bis vor die Pauluskirche. Dort gab es ein buntes Programm mit den Vilich-Müldorfer Bottermelechs Jonge und der Gruppe Zollhuus Colonia und ansonsten viel Geselligkeit bei bestem Festwetter. Zudem überreichten die Herren der Männerreih einen Scheck über 700 Euro an die Kinderhilfe der Arbeiterwohlfahrt, dem Gewinn aus dem Sommerfest, das sie im Juli im Lotte-Lemke-Haus der Awo für betreutes Wohnen veranstaltet hatten.

Der „Verein zur Pflege alter rheinischer Traditionen“, vor 70 Jahren aus einem Junggesellenverein hervorgegangen, versteht sich nämlich nicht nur als Ausrichter von Maiansingen, Wendehammer- und Sommerfest, sondern will sich in Alt-Tannenbusch engagieren. Denn: „Man muss in einem Ortsteil Leute haben, die sich einbringen“, sagte der erste Vorsitzende Fritz Vahrenkampf, „sonst ist der Ortsteil doch nur noch ein Wohngebiet“. Die 60 Mitglieder machen genau das, wenn sie etwa Geld für den katholischen Kindergarten sammeln, in der Fronleichnamsprozession den Himmel tragen und, wie vor einigen Jahren geschehen, die totgesagte Kirmes des Ortsausschusses übernahmen und in das Sommerfest umwandelten.

Weshalb die Frage, ob eine solche Männerreih überhaupt noch zeitgemäß ist, Vahrenkampf nur ein Schmunzeln abringt. Und die Gegenfrage: „Wieso ist etwas, das 70 Jahre besteht und funktioniert, nicht mehr zeitgemäß?“ Die Leute im Dorf würden ihnen Recht geben, denn die Veranstaltungen seien in der Regel gut besucht. Er weiß auch, wem er das zu einem guten Teil zu verdanken hat: „Ohne unsere Frauen könnten wir die Veranstaltungen nicht mehr machen.“ Denn der Alterschnitt liegt bei über 60 Jahren. Dafür seien sie auch meistens dabei. „Nur nicht an Vatertag.“

Bleibt noch die Frage: Warum ein solches Karnevalsmotto mitten im Sommer? Eine Anspielung darauf, dass die Männerreih kein Karnevalsverein ist, aber oft wie einer wirkt. Die Entscheidung, so Vahrenkampf, sei übrigens vor den Querelen mit dem inzwischen aufgelösten Karnevalsausschuss Tannenbusch gefallen. Es seien Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen worden, weswegen die Männerreih beschlossen habe, nicht beim Karnevalszug mitzugehen. Den hat sie nun allerdings nachgeholt.