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Wechsel bei den Karnevalsmusikern: Alte Bands mit neuen Songs und jungen Gesichtern

Wechsel bei den Karnevalsmusikern : Alte Bands mit neuen Songs und jungen Gesichtern

In der karnevalistischen Musikszene vollzieht sich ein umfassender Generationswechsel. Wie die Künstler damit umgehen.

Der Karneval häutet sich in diesen Tagen. Weil in den vergangenen beiden Jahren die fünfte Jahreszeit weitgehend ausgefallen ist, mussten sich diesmal viele Künstler neu finden. Für die Amateur-Tanzcorps stellte die Corona-Zwangspause vielfach eine Zäsur dar, weil das Training ausfallen musste oder in den virtuellen Raum verlegt wurde. Nicht wenige verlernten auf diesem Wege Tanzschritte und Beweglichkeit. Einige Gardetänzerinnen hängten ihr Hobby ganz an den Nagel, einige mussten neu angelernt werden. Das hatte krisenhafte Züge.

Auch im professionellen Musiksektor kann man von tiefgreifendem Generationswechsel sprechen. Nach den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bandbestehen der Kölner Kulttruppe Bläck Fööss haben sich die letzten Gründungsmitglieder aufs Altenteil zurückgezogen. Mit der Folge, dass der Wiedererkennungswert deutlich gesunken ist. Die altbekannten Gesichter fehlen. Dabei hatte man das Personal über Jahre nach und nach ausgetauscht. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis: Mit Gitarrist Bömmel und Sänger Erry Stoklosa sind die letzten Urgesteine gegangen.

Ähnlicher Befund bei den Höhnern. Nach dem Bassisten Hannes Schöner vor zwei Jahren ist nun auch der Vorzeigeschnurres Henning Krautmacher in Rente gegangen. Keine Frage: Die Bands machen weiterhin hochprofessionell Musik, aber an die neuen Gesichter muss man sich erst noch gewöhnen. Diese Liste ließe sich noch fortsetzen. Die Räuber, die seit Jahrzehnten im Karneval und im Stadion des 1. FC Köln mit dem Trömmelche-Song präsent sind, haben auch alle Frontleute ausgewechselt.

Jetzt könnte man sagen: Es gibt doch noch genug junge Bands. Aber auch dort gibt es erste Ermüdungserscheinungen. Die stimmungsgarantierende Bläserband Querbeat hatte vor der Session angekündigt, ab sofort deutlich weniger Auftritte hinzulegen und erst wenige Wochen vor Rosenmontag ins Karnevalsgeschäft einzusteigen, um die eigenen Kräfte zu schonen. Das klang schon fast wie „Nie mehr Fastelovend“.

Ganz so schlimm kam es nicht, aber sie teilen das Schicksal, dass für sie inzwischen nicht nur zu Karneval eine intensive Auftrittssaison herrscht, auch im Sommer können Karnevalsbands zahlreiche Engagements verbuchen. Querbeat haben allerdings in Stil und Herkunft inzwischen würdige Nachfolger gefunden wie Druckluft und Knallblech. Und jede Session muss ein neuer Hit her. Auch da hat sich ein Trend etabliert. Weg von anspruchsvollen langen Texten, hin zu kurzen Strophen. Und dazu Refrains die mit einzelnen Silben wie „la, la, la“ oder „na, na, na“ oder „döp, döp, döp“ auskommen.

Bei den Paveiern erklingt das in diesem Jahr nach „Humba Humba“ und bei den Räubern nach „Wigga Digga“. Alles klare Zugeständnisse an die Partytauglichkeit. Etwas traditioneller haben sich die Klüngelköpp mit „Niemols ohne Alaaf“ aufgestellt. Die Höhner greifen in die Nostalgiekiste mit dem Lied „Prinzessin“. Denn jeder, der schon mal Kasperletheater gesehen hat, kennt die Situation, dass das Krokodil es auf die Prinzessin abgesehen hat.

Dabei haben sich die Bands offenbar abgesprochen, bei ihren 30-Minuten-Auftritten während der Karnevalssitzungen mit den neuen Titeln ins Programm zu starten. Und ganz zum Schluss, quasi als Zugabe, wird das Stück noch einmal wiederholt. Das bleibt im Kopf, und das bleibt im Ohr.

Wie man es auch dreht und wendet, thematisch gibt es bei den Karnevalssongs kaum wegzudenkende Evergreens. Ganz oben steht das Thema Liebe, gefolgt von Heimat und Erinnerung. Als Zutaten fehlen selten: das Kölsch, der Rhein und der Dom.