1. Narren-News
  2. Bonn

Auch Erfahrungen der Ex-Bonna halfen nicht

Auch Erfahrungen der Ex-Bonna halfen nicht

Bis Aschermittwoch regiert Prinz Willi III. - Anja Pohl übernahm Kommando der Rathausverteidiger - Stadtsoldaten hatten Reinigungsdienst zwangsverpflichtet - Biwak der Ehrengarde

Bonn. Närrischer Ausnahmezustand in der Bonner Innenstadt: Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann ist entmachtet, das Alte Rathaus bis Aschermittwoch in der Hand von Prinz Willi III. Eine wilde Schlacht war dem Rathaussturm vorangegangen: Einen Moment lang bildeten sich dichte Rauchschwaden um die Fassade des Alten Rathauses, begleitet von donnernden Kanonen und Fanfarenmusik. Dann erklommen die Stadtsoldaten gemeinsam mit Prinz Willi III. die Rathaustreppe, hissten die Prinzenflagge, und die OB gab sich geschlagen und überreichte den Rathausschlüssel an Willi III., der seinerseits die elf närrischen Gebote verkündete.

Dabei war sich "Bärbelchen" diesmal siegessicher gewesen. Stadtdechant Wilfried Schumacher, der ihr sonst immer zur Seite stand, war nämlich kurzfristig ins Exil geflüchtet, und die wildesten Vermutungen verbreiteten sich über seinen Ersatz. Was bis zum Schluss keiner ahnte: Anja Pohl, besser bekannt aus der vergangenen Session als Bonna Anja I., übernahm für Schumacher das Kommando der Rathausverteidiger.

"Die hat schon Erfahrung und weiß, wie man ins Rathaus reinkommt", freute sich Dieckmann. "Außerdem ist sie eine tolle Frau mit einer richtigen Bonner Schnüss." Denn die "Bonner Schnüss" hatte Anja ja bereits in der Session 2000/01 unter Beweis gestellt. Und da sie selbst auch bei den Stadtsoldaten aktiv ist, konnte sie vorher eine "Verwirrungstaktik" starten.

So spotteten die beiden Damen noch munter, als die ersten Kavalleristen der Stadtsoldaten die Übergabe-Forderung verlasen und dann erfolglos wieder abzogen. Dieckmann: "Wir sehen uns dann also morgen auf dem Rosenmontagszug, ja?" - Zu früh gefreut: Kurz darauf erschienen die Stadtsoldaten erneut, und nach einem Wortgefecht zwischen den Verteidigerinnen und Kommandant Herbert Raab begann die Angriffswelle der 150 Mann starken Soldatentruppe.

Bereits in den Morgenstunden hatten sich die Stadtsoldaten noch Verstärkung besorgt. Am Hauptbahnhof wurde eine ganze Kolonne von Reinigungskräften zum Soldatendienst verpflichtet, was sich anfangs jedoch als keine gute Wahl erwies: Schon mit einfachen Megafon-Anweisungen wie "Durchzählen" hatte der Rekrutennachwuchs Probleme: "Einer, noch einer, noch einer...".

Ähnliche Probleme beim Wibbeln und Stadtsoldatentanz: Irgendwer hopste immer aus der Reihe. Kann man mit denen wirklich den Rathaussturm gewinnen? Offenbar schon: Nachdem die neun neuen Rekruten orange Arbeitskluft gegen rot-blaue Uniform getauscht hatten, stand dem Angriff nichts mehr im Wege.

Auch die Zuschauer auf dem Marktplatz blieben vom Sturm der Stadtsoldaten nicht verschont: So mancher Jeck wurde von den Soldaten des Landsturms arretiert und wurde erst gegen eine Spende für den Verein Senioren- und Jugendhilfe im Bonner Stadtsoldatencorps mit der "Dagewesen"-Plakette aus dem Arrest entlassen. Dafür musste aber niemand verhungern oder verdursten: Das traditionelle Biwak der Ehrengarde der Stadt Bonn bot mit Erbsensuppe, Steaks und der größten Feuerzangenbowle Deutschlands nicht nur einen Schmaus für den Gaumen, sondern mit einem karnevalistischen Bühnenprogramm auch für Augen und Ohr.