1. Narren-News
  2. Bonn

Beethoven gibt beim Bonner Sturm Rückendeckung

Beethoven gibt beim Bonner Sturm Rückendeckung

Christoph I. und Karin IV. erstürmen mit den Stadtsoldaten das Alte Rathaus. Kaiser Jürgen "Mingtsch" flieht.

Bonn. Farblos wie die Fassade des Alten Rathauses lief am Sonntag die Verteidigung der Federfuchser und Tintenkleckser ab. Prinz Christoph I. und Bonna Karin IV. eroberten gemeinsam mit den Bonner Stadtsoldaten die Trutzburg der Aktenschieber.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch war erst machtlos, dann entmachtet. Als die Prinzenfahne auf dem Rathausdach wehte, gab er auf, überreichte huldvoll den goldenen Schlüssel und zog sich schmollend bis Aschermittwoch zurück.

Dabei hatte er eigentlich alles versucht: Wortgewandt nebelte er die Angeifer mit seinem Redeschwall ein. Optisch getarnt war er als chinesischer Kaiser aus der Ming-Dynastie. Mit irreführenden Besitz-Zuständen wie "ming Stadt, ding Stadt, sing Stadt" versuchte Jürgen "Mingtsch", die Angreifer an der Nase herumzuführen. Er bot sogar das WCCB im Tausch gegen das Rathaus an.

Aber jegliche Taktik verblasste gegen den Charme der Bonna. Und was beweist das? Mit Asiaten haben die Bonner Stadtoberhäupter in letzter Zeit nicht unbedingt Glück.

Die Bonner Stadtsoldaten hatten dieses Mal alles aufgeboten, was laufen konnte. 180 Uniformierte marschierten auf den Marktplatz und schindeten mächtig Eindruck. Kommandant Ralf Wolanski wollte mit diesem personellen Kraftakt die Schmach vom Vorjahr vergessen machen.

2010 hatte das Corps keine Lust auf den Rathaussturm und spulte deshalb nur ein Minimalprogramm ab. Die Wiedergutmachung ist den Stadtsoldaten am Sonntag bestens gelungen: Sie haben bewiesen, dass sie eine staatse Truppe mit Sinn für Tradition sind. Ihre Sturmtaktik war ausgeklügelt: In drei Wellen rollten die Rot-Blauen auf das Rathaus zu. Kavallerie, Artillerie und Infanterie traten an.

Als die Rathausverteidiger sich aufgerieben hatten, setzte das komplette Corps zum Angriff an. Das Rathaus fiel, die Verteidiger ergaben sich, Griesgram und Muckertum mussten Frohsinn und Fröhlichkeit weichen. Prinz und Bonna waren außer Rand und Band und tanzten auf dem Marktplatz zur Musik des Ludwigschors Walzer.

Der Festausschuss Bonner Karneval hatte sich für die Rathauserstürmung tatkräftige Unterstützung geholt. Münster-Erbauer Gerhard von Are alias Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher und Ludwig van Beethoven alias Konrad Beikircher gaben den Angreifern Rückendeckung.

Beide zweifelten an, ob das Alte Rathaus wirklich richtig renoviert worden ist. Der OB versuchte, beide zu beruhigen: "Wenn ihr aufgebt, lasse ich das Beethoven-Orchester in China spielen." Das Angebot brachte Beethoven nur noch mehr in Rage: "Was sollen die denn da spielen? Vielleicht das Stück 'Ming Sching sin fott'?"

Die Schlacht ums Alte Rathaus dauerte gut zwei Stunden. Die Zeit verging für die mehr als 3 000 Zuschauer wie im Flug. Der Rathaussturm war die beste Werbung für den Rosenmontagszug. Da wieder die Sonne scheinen und die Temperaturen zweistellig sein sollen, erwartet der Festausschuss Bonner Karneval bis zu 250 000 Zuschauer am Straßenrand.

Der Zug setzt sich um 12 Uhr an der Ecke Thomastraße/Thomas-Mann-Straße in Bewegung. Gegen 17 Uhr kommen die letzten Wagen in der Dorotheenstraße an.