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Karneval in Bonn: Beim Sessions-Endspurt geben alle mächtig Gas

Karneval in Bonn : Beim Sessions-Endspurt geben alle mächtig Gas

Die Narrenzunft verlieh den Kappesorden, in Poppelsdorf bebte der Pfarrsaal, und bei den Tannebüscher Jecken tanzte Michael Jackson.

Beim Sessions-Endspurt haben die Karnevalsgesellschaften mit ihren Sitzungen noch einmal alles gegeben und die Jecken mit handgemachtem und professionellem Programm so richtig auf närrische Betriebstemperatur gebracht.

Poppelspdorf. Im vollen Pfarrsaal erlebten die Jecken bei den Närrischen Germanen ein Programm ohne Durchhänger, dafür voller Witz, Bewegung und Noten. "Für mich ist das immer ein Stückchen, wie nach Hause zu kommen", sagte Sitzungspräsident Willi Baukhage nach der Liechtenstein-Polka der Teddybären. Er ist ein alter Hase im Poppelsdorfer Karneval und weiß, was den Leuten gefällt. Zum Beispiel Urgestein Willi Armbröster (78), bei dem sich als Fußballfan die Spiele hinterher an der Theke entscheiden.

Doch wehe, wenn angeschickert das Heimspiel folgt: "Meine Frau ist dort der Mannschaftskapitän." In Armbrösters reimende Fußstapfen tritt de Tuppes vom Land, der sich in allen Lebenssituationen auskennt, etwa wenn, oh Schreck, Blitzeis kommt: "Früher wusste noch jedermann, dass das im Winter passieren kann." Und über Wulff, der jetzt wieder Zeit zum Reisen hat: "Die halbe Welt lacht sich kapott, endlich ist der Tünnes fott!" De Schwaadlappe verbringt in der Kneipe seine Leberwursttage ("Es gibt Tage, da ist mir meine Leber wurst"), die Matrosen von Bodo und die Ballermänner aus Röttgen zeigten nicht nur Bein, sondern auch Hebefiguren.

Froh waren alle, dass nach einem Jahr Pause wieder Harry & Chris mit Dudelsack, Trompete, Saxofon, Gitarre und Flöte antraten: Ihre Potpourris hatten Tempo, da wurde nach "Drink doch eine met" das "My Heart will go on" aus Titanic mit "Highway to Hell" von AC/DC verknüpft. Für Kinofeeling sorgte Kellnerin Nicole, die sich als Neytiri aus dem Film "Avatar" kunstvoll blau geschminkt hatte. (bot)

Tannenbusch. Einen festen Zeitplan gab es bei den Tannebüscher Jecke am Samstagabend nicht. Wenn Gruppen wie die Husaren Grün-Weiß aus Siegburg kamen, wurde die Bühne im Haus des Karnevals frei gemacht, ansonsten konnte jeder nach Belieben auftreten - oder eine Polonaise starten. Es sei eher ein Dankeschön für die Vereinsmitglieder als eine Sitzung im üblichen Sinne, sagte Helmut Schmitz, Präsident der Bürger- und Karnevalsgesellschaft.

Einer der Höhepunkte war der Auftritt von Stephan Eisel, der das Publikum als Michael Jackson begeisterte. In den Jahren zuvor stand er schon als Elvis Presley, Tina Turner und Marilyn Monroe auf der Bühne. Das kam daher, dass er damals eingeladen worden war, die Vereinsgründung zu leiten. "Dabei hat man mich gleich zum ersten Ehrensenator ernannt", erklärte Eisel. Die damit verbundenen Anforderungen als Gönner habe er sich aber nicht leisten können. "Also habe ich zugesagt, dass ich jedes Jahr bei der Kostümsitzung verkleidet auftrete." (kpo)

Auerberg. Am Freitag wurde noch einmal kräftig mit Büttenreden, Musik und Tanzeinlagen gefeiert. Es sollte das letzte Mal sein, dass Erika Welsch (81) die Karnevalsfeier für Senioren der DRK-Begegnungstätte organisiert. 15 Jahre hat die ehemaligen Lehrerin die Feier ausgerichtet. Der größte Teil der Senioren, die sich in der Begegnungsstätte treffen, seien Russen und die feierten keinen Karneval.

Damit vergleichbar sei aber das orthodoxe Neujahrsfest. Auch da werde gefeiert und sich verkleidet, berichtet Welsch. Daher wird ab nächstem Jahr in der DRK-Begegnungsstätte auf russische Art gefeiert. Welsch bleibt der Begegnungsstätte aber erhalten und wird sich weiter einbringen. Auf Karneval wird die Bonnerin nicht verzichten: "Ich bin viel zu sehr Karnevalistin, als dass ich komplett aufhören könnte." Kinderprinzessin Melina I. aus Lessenich kam vorbei und dankte Welsch für ihre jahrelange Arbeit. (gem)

Endenich. Seit 30 Jahren verleiht die KG Narrenzunft den Kappesorden an Menschen, die sich um Endenich und das rheinische Brauchtum verdient gemacht haben. Der diesjährige Würdenträger ist Karl Gehlen. Der 76-Jährige ist seit Jahren für den Fußballverein Endenich 08 aktiv, unter anderem war er Vorsitzender und ist jetzt "Mädchen für alles", wie er augenzwinkernd sagt.

Gehlen ist maßgeblich am Bau des Clubheims im Sportpark West beteiligt gewesen und hat vor 14 Jahren das Kinderkostümfest an Karnevalsfreitag ins Leben gerufen. Außerdem engagiert sich der pensionierte Ingenieur, der viele Jahre bei Ford in Köln beschäftigt war, im Trägerverein der Endenicher Burg und war lange Mitveranstalter des Endenicher Adventsmarkts.

Der Vater von zwei Töchtern und einem Enkelsohn lebt mit seiner Frau in seinem Elternhaus am Burggraben, liebt die Geselligkeit und verreist gerne in fremde Länder. Der Kappesorden erinnert an die bäuerliche Vergangenheit Endenichs, in dem die Bauern vor allem Kohl, auf Bönnsch "Kappes", anbauten. Die Laudatio auf Gehlen hielt Karin Lepper, Ortsausschussvorsitzende und Kappesorden-Trägerin 2011. (lis)