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Rosenmontag: Bonns größtes Festival der Narren

Rosenmontag : Bonns größtes Festival der Narren

Der Bonner Rosenmontagszug war mit einer Dauer von dreieinhalb Stunden rekordverdächtig. Entsprechend lange regnete es Kamelle.

Kamelle ohne Ende, viel Musik, gute Laune – und das schien immer weiter zu gehen. Der Bonner Rosenmontagszug zog beachtliche dreieinhalb Stunden an den Jecken in der Innen- und Altstadt vorbei. Das dürfte rekordverdächtig sein. Vor allem vor dem Alten Rathaus und auf dem Münsterplatz war der Teufel los. Erst recht, als Prinz und Bonna als Letzte dort vorbeizogen.

„Das ist der absolute Höhepunkt“, sagte Richard I. Für ihn war es vor allem etwas Besonderes – weil Premiere – einmal auf einem Wagen zu stehen. „Das ist ein Wahnsinnserlebnis“, so der Prinz, der bei all den jubelnden Jecken eine Gänsehaut bekam. Dabei das Schmeißen aber nicht vergaß: Es flogen kiloweise Lakritzschnecken durch die Luft. Auch Katharina III. hatte euphorisch die Ärmel hochgekrempelt. Für sie war der Zug der Höhepunkt, wobei „auch die letzten Wochen unglaublich waren“, resümierte sie. Nicht zu vergessen das Bonner Kinderprinzenpaar, Leo I. und Janina I., die auf ihrem Wagen ebenfalls das Bad in der Menge genossen.

Laut Zugleiter Axel Wolf lief von Anfang an alles wie am Schnürchen, bis auf einmal kurz vor dem Abmarsch die Durschlöscher einen platten Reifen hatten: „Wir suchen nach einer Lösung“, sagte Wolf, die Präsident Jürgen Klasen und seine Karnevalsfründe bald gefunden hatten: „Wir haben schnell noch das komplette Rad gewechselt“, sagte er. Tja, sie hätten sonst laufen müssen… Mit dem Wetter haben die Bonner wie in vielen Jahren zuvor mal wieder Glück gehabt: „Ich habe Sonnencreme und einen Sonnen-App dabei“, meinte ein Scheich. Eine Clownin brachte als Talisman ihre Sonnenbrille mit. So ging denn auch die Rechnung bei den SSF auf, die mit einem Swimmingpool durch die Straßen zogen. „Das Wasser ist angenehm temperiert“, meinte Bademeisterin Laura mit einem Augenzwinkern, „damit Beethoven bei uns sein Seepferdchen machen kann“. Klar, dass der Komponist anlässlich seines 250. Geburtstags an allen Ecken und Enden vertreten war – auch außerhalb des sehenswerten separaten Zugs im Zug.

Für Staunen sorgte das riesige hölzerne Narrenschiff vom TC Blau Gold, dessen Mannschaft passenderweise Tennisbälle unters Volk brachte. Vor allem aber füllten sich die Beutel der Kinder (und auch Erwachsenen) mit Gummibären, Schokoriegeln, Chips und Popcorn. Nicht so ganz erschließt sich, warum zum Beispiel Tempotücher und ein Tütchen Fruchtgummi noch mal extra in einen Plastikbeutel gepackt wurden.

Gutes Gegenbeispiel dafür waren unverpackte Äpfel bei den Grünen (bestimmt bio). Skurril und besonders: große Schokonikoläuse, Kinderbücher, bunte Stofftierameisen, Notizbücher, Nudeln, Tee und ein aktueller Sessions-Mottoschal für Klaus Pott, der sich als gebürtiger Gelsenkirchener darüber sehr freute. Er legte ihn sich direkt um den Hals und schickte seiner Frau ein Selfie.

Beliebte Fotomotive waren auch die blendenden Geistesblitzkostüme der Emilie-Heyermann-Realschule, die ausgelassenen brasilianischen Tänzerinnen der Bahia Connection, der Neandertaler mit Mammut-Tattoo beim 200 Jahre alten Landesmuseum, die qualmenden Drachen der Bönnsche Chinese, der laufende Baum beim Bonner Klimanetz („Jeck op Future“) und das Poppelsdorfer Schloss auf dem Wagen der Uni – das sieht man ja schon lange nicht mehr ohne Gerüst. Nicht zu vergessen Publikumsliebling Circus Comicus mit Clownangel, Würstchenbräterei, Hanomag-Geknatter, Sektbar und jeder Menge Seifenblasen und Konfetti. Stärkste Gruppe abseits von Stadtsoldaten und Ehrengarde war wohl das Collegium Josephinum, das anlässlich seines 100-jährigen Bestehens mit weit über 300 Teilnehmern am Start war.

Was die Musik angeht, steigerte sich der Zoch mit jeder Minute: So feierten nicht nur die Hott Rott Chilis mit allen eine knallende Sambaparty auf der Straße. Eine scharfe Sache, bei der die Trommelschläge tief in die Magengrube gingen. Fanfarencorps und Musikzüge spielten von „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“ bis hin zur „En D‘r Kayjass Nummer Null“ ein breites Spektrum. Niederländische Musikanten schritten dabei in Formation vor und zurück und schlängelten sich so den Zugweg entlang. Während auf den Wagen der Baskets Beschallung fehlte, machten das Bands wie Coldstack und Köbesse wieder wett. Einfach genial: Der Bläser-Hummelflug von Druckluft bei Leev Marie. Das muss auch Beethoven gefallen haben, der in de x-ten Ausgabe auf einem Wagen zur E-Gitarre griff. Ein Rosenmontag an die Freude.