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Bunt geht's in die neue Session

Bunt geht's in die neue Session

Gut 2 000 Jecken erleben den Karnevalsauftakt vor dem Alten Rathaus - Erster Auftritt von Amir I. und Uta I.

Bonn. Ein grauer Mittwochmorgen, es nieselt. Den Karnevalisten ist das schnuppe. Die machen den tristen Tag mit ihren Kostümen bunt. Da steht Jimi Hendrix samt in Pink gekleideten Groupies an der Haltestelle und wartet auf den Bus in die Innenstadt. Dort, auf dem Markt, warten schon die Jecken auf den Kanonenschlag zur Sessionseröffnung um 11.11 Uhr.

An vorderster Front, wie immer, Karnevalist Ingo Pelzer - Gringes genannt. Diesmal aber nicht als Clown, sondern als gesundes Schwein: "Ich han net de Wutze-Jrepp", steht auf einem Schild auf seiner Brust. Und dann donnert es auch schon, und die Hauptakteure der Session "Bönnsche Saache - drövver laache" betreten die Bühne. "Egal, ob Moslem, Jude, Buddhist oder Christ. Ich will jeden einladen, mitzemache un ze lache", sagt der in Teheran geborene Amir I.

Fotos Bilder von der SessionseröffnungWo auch in Bonn der Schuh drückt, egal ob Festspielhaus, Bonner Loch oder "die schönste Pannenbaustelle B 9: Mer lache uns drövver kapott". Seine Bonna Uta I. war ein ganz jeckes Baby, feierte schon Karneval, "da konnte ich Bonbons noch nicht beißen". Den Bonnern stellen sich auch Wäscherprinzessin Lara I. (Mohn), Liküra Kerstin I. (Engels) sowie Christoph III. (Caspary) und seine Godesia Kathrin Liepert vor.

Nils I. (Oestrich), zehn Jahre alt und Bonner Kinderprinz, dichtet: "Mit den Hobbys ist erst mal Schluss. Der Karneval, der ist ein Muss." Ihm zur Seite steht die gleichaltrige Ann-Kathrin I. (Thielscher), die stolz ist, Kinderbonna zu sein. Mit einem kräftigen Bass gibt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch sein Debüt beim Empfang der Tollitäten im Rathaus: "Was für ein Anblick..." Er verteilt Küsschen, seine Frau schnappt sich im Gegenzug die Bützoffiziere der Beueler Stadtsoldaten.

"Er hat noch keine Mütze", ruft plötzlich Ulli Hauschild und ernennt den OB zum geborenen Ehrenmitglied des Großen Senats. Viermal närrische Herrscher: "Eine bedeutende Zahl", wie Nimptsch sagt. Sie machten unser Leben aus wie die vier Elemente, Jahreszeiten oder Himmelsrichtungen. Sein Rat: "Auch wenn einem das Wasser bis zum Hals steht: bloß nicht den Kopf hängen lassen."

Gut 2 000 Jecke kommen bis in den Nachmittag vors Rathaus. Marlies Stockhorst präsentiert dort ein Unterhaltungsprogramm mit Bruce Kapusta, Kribbelköpp, dem Jung us em Vürjebirch, Opernsänger Tino vom Taxi und vielen anderen. Ein Wermutstropfen: Einige Jugendliche ziehen am Mittwochmorgen mit Kornflaschen über den Markt, die mit irgendwelchen undefinierbaren Mixgetränken gefüllt sind.

Amir I. (Shafaghi)Von Teheran hinein ins Getümmel des bönnschen Karnevals: Amir I. ist im Iran geboren und kam 1980 mit seinen Eltern nach Bonn. "Ich war so beeindruckt, dass ich keinen einzigen Rosenmontagszug bis zum heutigen Tage ausgelassen habe." 1981 folgte der erste Kontakt mit den Bonner Stadtsoldaten, 2002 trug er ihre Uniform. "Der Beitritt 2006 ins Corps à la Suite war für mich in Folge reine Ehrensache", sagt Amir I. Es ist für ihn eine Ehre, in der "weltoffenen Heimatstadt Bonn" eine Tollität mit Migrationshintergrund sein zu dürfen. Shafaghi ist Chef der Firma prodi@log Telemarketing GmbH. Seinen Mitarbeitern hatte der 39-Jährige am Mittwoch frei gegeben, damit alle den Sessionsstart mitfeiern konnten. Uta I. (Göbels)Sie ist nicht nur die Bonna des Prinzen, sondern auch seine Lebenspartnerin. Uta I. kam im Johanniter-Krankenhaus zur Welt und wuchs in Endenich auf. "Mir machte es riesigen Spaß, beim Damenkomitee Lustige Bucheckern auf der Bühne zu stehen und die Weiberfastnachtssitzung mitzugestalten", sagt die 26-Jährige. Von 2000 bis 2002 begleitete sie die Bonner Prinzenpaare als Pagin. Bei jedem Einzug in einen Saal bekam sie eine Gänsehaut, "und mir war klar: Ich möchte einmal Bonna werden". 2002 stieß sie zur Tanzgruppe der Stadtsoldaten. Uta I. machte 2003 ihr Abitur an der Liebfrauenschule und dann eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Volksbank Bonn-Rhein-Sieg. Heute arbeitet sie in der Filiale Oberpleis.