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Das Rathaus wird gestürmt - mit oder ohne Rico

Das Rathaus wird gestürmt - mit oder ohne Rico

Bei ihrer Gala-Prunksitzung lassen die Bonner Stadtsoldaten ihre Muskeln spielen - Als bester Redner nimmt Willibert Pauels Kirche und Karneval auf die Schippe - Neuer Ehrenobrist Bernd Stelter mit Mütze

Bonn. Ein Schlag links, einer rechts. Rico I. stellt sich im Kampf gegen Norbert Krug geschickt an. Der Bonner Prinz und der Corpsintendant der Stadtsoldaten hatten bei der Gala-Prunksitzung am Sonntagabend allerdings nicht die Säbel gewetzt, sondern duellierten sich mit Krücken.

1500 Jecke in der ausverkauften Beethovenhalle hatten nicht nur daran Spaß. Sie erlebten ein Spitzenprogramm. Rico I. nahm mit seiner Attacke eigentlich nur Kommandant Herbert Raab aufs Korn. Der hatte sich am Bein verletzt und saß in einem Rollstuhl im Zuschauerraum ( der GA berichtete).

Schon früher hatte er sich geschworen, als Chef der Truppe niemals mit Krücken auf die Bühne zu kommen. Der Prinz dagegen muss von seinen Vorsätzen abrücken. Auch wenn er seine Bützwette gewinnen sollte (11 111 jecke Wiever küssen), das Rathaus wird er nicht friedlich einnehmen können.

"Wir stürmen, komme was wolle", versprach Krug. "Mit Krücken, ohne Krücken. Mit Rico, ohne Rico", schlug sich sogar Ina I. auf die Seite der kampfeslustigen Truppe. Das große Fest in Blau-Weiß-Rot begann mit den Kadetten und dem Einzug des kompletten Corps': Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Landsturm. "Is et net schön? Dä Schelleboom klimpert", freute sich eine Stadtsoldatin über die ersten Töne des Spielmannszugs.

Tanzoffizier Werner Fuchs hob seine Marie, Anne Mittler, mit Leichtigkeit in die Höh' und ließ sie wie einen Propeller über sich kreisen - Riesenapplaus. Auf nagelneuen, in Österreich gefertigten Stühlen nahm Schultheiß Josi Wild mit seinem Elferrat vor der Rathauskulisse Platz.

"Aber auch die neuen Stühle haben Armlehnen", stellte Guido Cantz fest. Doch so mööd, wie der Porzer Jung es befürchtete, waren die elf gar nicht. Sie machten bei jeder Nummer voller Elan mit. "Wenn der Papst das erste Mal auf dem Balkon erscheint: Das ist die Urform der Prinzenproklamation", verglich der Bergische Jung (Diakon Willibert Pauels) Kirche und Karneval.

Beim besten Redner des Abends traf jeder Witz ins Schwarze. Der Unterschied zu den Mohammed-Karikaturen? "Religion darf man natürlich nicht durch den Dreck ziehen. Aber es muss möglich sein, in einer Leichtigkeit darüber zu lachen." Die Stadtsoldaten ernannten Bernd Stelter zum Ehrenobristen, der so seinen Vorsätzen auch nicht treu blieb.

"Rudi Carell sagte mir mal: Mach alles, aber setz' nie eine Mütze auf. Du siehst bescheuert aus." Es lag an jedem einzelnen, das zu beurteilen. Die Bläck Fööss marschierten mit Dudelsäcken auf, die Räuber brachten das "Trömmelche" mit.

Rheinveilchen, Rumpelstilzje, Paveier und viele mehr ließen wenigstens einen Vorsatz wahr werden. Die Stadtsoldaten wollten eine Super-Sitzung präsentieren. Das ist gelungen. Abtreten.

Am Samstag, 18. Februar, bieten die Stadtsoldaten von 11 bis 18 Uhr das Münsterplatzfestival. Im Mittelpunkt steht gegen 13.50 Uhr der Waffenstillstand mit den Meckenheimer Stadtsoldaten. Die "Fehde" besteht seit 98 Jahren.