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Der Bonner Löwe glänzt in echtem Gold

Der Bonner Löwe glänzt in echtem Gold

Ordensmeister Andreas König entwirft die Schmuckstücke von Prinz und Bonna - Der Metallbaumeister besitzt selbst rund 600 Orden - Wert fällt mit Aschermittwoch

Bonn. Wer hätte das gedacht: Was den diesjährigen Prinzenorden mit Löwe und Weltkugel so schön glänzen lässt, ist echtes Gold. Der Festausschuss Bonner Karneval hat tief in die Tasche gegriffen, um den Narren ein ganz besonderes Stück zu präsentieren - das Einzige, was Aschermittwoch vom Karneval übrig bleibt. Der Entwurf geht auf die Kappe von Ordensmeister Andreas König, der das Amt seit Ende 1996 im Festausschuss bekleidet.

Die Wände in der Kellerbar sind voll der glitzernden, bunten Auszeichnungen. Bei den Prinzenorden seit 1951 fehlt kein einziger. Dazu kommen die Orden von den Fidelen Walzbröde der Kolpingsfamilie Bonn-Zentral, bei der König als stellvertretender Schultheiß für Frohsinn sorgt. 80 Orden hängen offen aus, weitere rund 600 lagern in Kisten, "alle selbst verdient oder aus dem Familienbestand", sagt der 36-jährige Metallbaumeister.

Von den Ursprüngen Anfang des 19. Jahrhunderts mit niedrigen Stückzahlen hat sich der Karnevalsorden bis heute zum Selbstläufer entwickelt. Manche Narren bekommen für besondere Verdienste einen eng anliegenden Halsorden, den es bei manchen Vereinen auch zur Identifikation gibt. Dazu kommen jedes Jahr neu die Sessionsorden heraus, die die Prinzenpaare und Gesellschaften unter ausgewählte Narren bringen. Sie gehen an Aktive und Akteure, Sponsoren und Helfer sowie an alle, die ein paar Scheinchen in der Tasche haben.

Einer der mehr als 1000 aktuellen Prinzenorden kann gegen eine Spende von mindestens 55 Euro beim Festausschuss erworben werden. "Damit schmückt sich mancher gerne", sagt König. "Es gibt nur ein Problem. Am Aschermittwoch sind die erst mal wertlos. Sie landen in Vitrinen und Schuhkartons." Letztere kommen dann vielleicht erst wieder beim nächsten Umzug zum Vorschein. Für den Ordensmeister hat der Prinzenorden durch seine hohe Stückzahl heutzutage etwas von seinem individuellen Wert verloren.

Wem die Schubladen irgendwann zu voll werden, kann versuchen, seine alten Orden bei einer Börse, auf dem Flohmarkt oder im Internet los zu werden und in bare Münze umzusetzen. "Es ist aber schwierig, die Werte zu schätzen", sagt König. Somit handelt es sich bei alten Orden eher um seltene Liebhaberstücke, die bei manchem Narr zu Hause einen Ehrenplatz bekommen. Etwa wie die Lederkette, Kummet genannt, die Königs Großvater Karl senior, als Schultheiß beim Katholischen Gesellenverein - der Vorläufer der Walzbröde - getragen hat. Die ältesten der vielen Orden darauf stammen von 1927 und 1928.

Wer den Blick über Königs Orden wirft, erkennt so manche Begebenheit als Spiegel der Zeit. Den Prinzenorden von 1973 ziert der damals aktuelle Bonner Kussmund. 1983 war die Zeit der Großdemos in der Stadt. So ziert ein riesiger Narrenpulk vor dem Bonner Rathaus die Auszeichnung von Guntram I. und Claudia I. 1972 stand unter dem Stern des Sports, die Bonner traten zur "Olympiade der Freude" an. Ein besonders schönes Exemplar stammt von 1994, als Wolfgang II. und Hanneke I. den Jecken ein goldenes Buch verlieh. Das ließ sich sogar aufklappen, innen stand auf mehreren Seiten die Kurzhistorie des Karnevals.

Erste Strichzeichnungen

"Das Problem jedes Jahr ist, dass die Orden auch bezahlt werden müssen", sagt König. "Man muss ja alles mal tausend rechnen. Da macht eine Preisdifferenz von drei bis vier Euro schon eine Menge aus." Dem 36-Jährigen, der auch für den Entwurf der 21 000 Festabzeichen zuständig ist, stehen jedes Jahr etwa 13 000 Euro zur Verfügung.

Steht das Motto erst mal fest, macht sich König die ersten Strichzeichnungen, holt sich auch Rat bei seiner Frau Stephanie. Die Ideen legt er dem Vorstand vor, der je nachdem nachbessert. König hätte in diesem Jahr eine silberne Erdkugel unter goldenem Löwen favorisiert. Präsident Horst Bachmann entschied für komplett Gold, weil''s vornehmer wirkt.

Wenn beim Festausschuss die Wahl auf einen Ordenshersteller gefallen ist, kommen dessen Grafiker zum Zug. Der Orden 2002 besteht aus einem Zinkdruckguss. Am schwierigsten war, dass die dünne Linien der leicht nach vorne gewölbten Weltkugel ganz blieben. Dann wurde jedes Schmuckstück galvanisch vergoldet und von Hand bemalt. Der Hersteller setzte die glitzernden Similisteine ein, klebte den blauen Filz an, Bändchen dran, Deckel drauf - fertig.

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