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Bonner Rathaussturm: Der OB erliegt dem Charme der Bonna

Bonner Rathaussturm : Der OB erliegt dem Charme der Bonna

Sollte irgendjemand für das Wetter verantwortlich sein, dann muss er ein Herz für den Karneval haben: Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel erobern Prinz Jürgen I. (Römer) und Bonna Nora I. (Jordan) am gestrigen Karnevalssonntag das Alte Rathaus.

Knapp 2000 Bonner feuern die Tollitäten an, die mit schlagkräftiger Unterstützung der Stadtsoldaten die Burg der Federfuchser und Tintenkleckser einnehmen.

Mit Trompeten und Trommelwirbel aus "Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria", das berühmte Orchesterwerk von Ludwig van Beethoven, aufgeputscht, nehmen die Angreifer mit der vierten Welle die Trutzburg von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ein. Seit 15.03 Uhr weht die Fahne des Prinzen auf dem Rathaus und signalisiert unübersehbar: Bis Aschermittwoch regieren die Narren in der Bundesstadt.

Der Rathausturm ist jedes Jahr geprägt durch das Strategiespiel zwischen Angreifern und Verteidigern. Mit Tricks und Wortgefechten will man die Gegenseite verunsichern. Ein Beispiel gefällig: Der OB attackiert den Kommandanten der Stadtsoldaten, Ralf Wolanski, mit dem Satz: "Wenn ich du wäre, dann wäre ich doch lieber ich." Darauf kontert Wolanski: "Meine Amtszeit geht aber deutlich länger als deine. Ich stehe hier noch im nächsten Jahr. Du nicht. Dann kannst du doch jetzt schon den Weg frei machen." Worauf der OB süffisant bemerkt: "Wer seinen Senf stets dazugibt, ist selbst ein Würstchen."

Aber auch der Festausschuss Bonner Karneval lässt die Muskeln spielen. Aufgerüstet mit wortgewandten Bonnas sowie Präsidenten und Kommandanten von bönnschen Fastelovendsvereinen rückt Marlies Stockhorst an. Die Präsidentin des Festausschusses ist bekannt dafür, dass sie Dank ihres Mutterwitzes gekonnt de Muul schwade kann. Als unterhaltsames Ablenkungsmanöver bietet sie Noah Chorny auf. Sein Spezialgebiet ist die 2000 Jahre alte chinesische Kunst der vertikalen Stangenakrobatik. Dabei erklimmt Noah einen fünf Meter hohen Mast auf die verschiedensten und unmöglichsten Weisen und stellt mit seinem Körper Fahnen dar, die den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen scheinen.

Mit Muskelkraft und turnerischem Geschick hievt sich Chorny in die Höhe. Beifall brandet auf und Rufe der Begeisterung schwappen über den Marktplatz. Nimptsch gewinnt der Show etwas Gutes ab: "Lieber Prinz, das ist für dich der Weg ins Rathaus." Der, nicht mundfaul, antwortet: "Gleich steht ein anderer Jürgen vor der Rathaustür." Und Nora ergänzt: "Ich habe ein großes Herz für Männer mit dem Vornamen Jürgen." Nimptsch ist dem Charme der Bonna erlegen, kapituliert und trinkt mit dem Prinzenpaar einen Friedensschluck aus einem Weinpokal.

Am Rande des Rathaussturms war auch die gestrige terrorgefahrbedingte Absage des Karnevalsumzuges in Braunschweig ein Thema. Aber alle verantwortlichen Stellen sind der Meinung, dass die Rosenmontagszüge in der Region starten sollen. Laut NRW-Innenministerium ist die Polizei aber sensibilisiert. Der Bonner Polizei liegen nach Auskunft von Pressesprecher Robert Scholten keine Erkenntnisse auf eine Terrorgefahr vor.

Der Festausschuss reagierte gestern ähnlich. "Wir haben keine Hinweise auf Bedrohungen", sagte Zugleiter Axel Wolf, "ich gehe fest davon aus, dass alles wie geplant läuft." Auch in der Region gibt es laut Auskunft von Burkhard Rick, Sprecher der Kreispolizeibehörde Siegburg, keine Hinweise auf eine besondere Bedrohungslage. Es seien lediglich die üblichen Zugangskontrollen und Schutzmaßnahmen in Bezug auf die Polizeistationen intensiviert worden. Was die Karnevalsumzüge angeht, gebe es keinerlei Einschränkungen.