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Keine Pferde mehr im Zoch: Die Kavallerie auf Schusters Rappen

Keine Pferde mehr im Zoch : Die Kavallerie auf Schusters Rappen

Traktoren statt Pferde zogen dieses Mal beim Rosenmontagszoch die Gespanne der Stadtsoldaten und Ehrengarde. Nicht alle sind mit dem Beschluss des Festauschusses einverstanden, grundsätzlich auf Pferde im Zoch zu verzichten.

Den meisten Jecken dürfte diese Änderung beim Bonner Rosenmontagszug kaum aufgefallen sein: Die Bonner und Beueler Stadtsoldaten sowie die Ehrengarde der Stadt Bonn waren ohne Pferde unterwegs. Die Mitglieder der Reitercorps trabten brav zu Fuß durch die Stadt, ihre Kutschen zogen kleinere Traktoren. Manch einer der Traditionscorps machte aus seiner Enttäuschung über den Verzicht keinen Hehl. Andere begrüßten dagegen die Entscheidung des Festausschusses Bonner Karneval aus dem Jahr 2021, künftig beim Rosenmontagszoch auf das Mitführen von Pferden zu verzichten. In Köln dagegen waren diesmal wie gewohnt mehr als 200 Pferde dabei.

Hintergrund für die Entscheidung seien die Sicherheit der Teilnehmer und Zuschauer sowie das Wohl der Tiere, hatte Simon Schmid, Pressesprecher des Festausschusses, damals erklärt. Der Entscheidung vorausgegangen waren lange Diskussionen in Politik und Gesellschaft um Für und Wider eines Einsatzes von Pferden im Karnevalszug. Nicht zuletzt hatte ein Vorfall am Rosenmontag 2017 diese Debatte angefacht, als nach Ende des Zugs ein Pferdegespann der Ehrengarde durchgegangen war. Es gab zwei Leichtverletzte. Damals ging man von Fremdeinwirkung aus. 2018 kam es in Köln am Appellhofplatz zu einem Unfall mit fünf Verletzten, als Pferde durchgingen, die eine Kutsche zogen. 2019 verzichtete man in Bonn wegen eines drohenden Sturmes komplett auf den Einsatz der Rösser im Zoch. 2020 hatten Stadtsoldaten und Ehrengarde die Zahl ihrer Gespanne schon deutlich reduziert.

Jetzt also komplett ohne Pferde: „Das hat den Vorteil, dass man nicht mehr durch die Pferdeäpfel muss“, witzelte Thomas von den Beueler Stadtsoldaten. Seine Kameradin Doris Schumann ist überzeugt, dass der Verzicht für Tier und Mensch die bessere Variante ist. „Ich habe schon so einige Unfälle mit Pferden im Zoch erlebt“, sagte sie. „So ist es besser“.

Norbert Ruttig ist ebenfalls einer der Reiter bei den Beueler Stadtsoldaten und musste dieses Mal wie alle anderen auf Schusters Rappen mitlaufen. „Das ist für uns als Reiter natürlich schwierig.“ In dasselbe Horn stieß ein Kollege von den Bonner Stadtsoldaten. „So ganz ohne Pferde, da fehlt uns was“, seufzte er. Allerdings habe er schon miterlebt, wie ein Luftballon neben seinem Pferd zerplatzte und das Tier plötzlich scheute. Er habe es zwar schnell wieder in den Griff bekommen, aber erschrocken sei er schon gewesen, erinnert sich der Stadtsoldat. Ganz klar die Haltung von Ehrengarden-Vorstandsmitglied Ralf Velten: „Wir sind ein Traditionscorps, da gehören die Pferde dazu. Es ist für mich nur schwer zu ertragen, dass wir jetzt auf sie verzichten müssen.“

Viele Zuschauer hatten dagegen gar nicht bemerkt, dass keine Pferde dabei waren. „Das ist mir gar nicht aufgefallen“, sagte Nadine Bolz, die mit ihrer siebenjährigen Tochter vor dem Alten Rathaus Kamelle sammelte. „Pferde sind doch Fluchttiere, die gehören hier auch gar nicht hin.“ Julia Höller stand mit ihren beiden Kindern neben Nadine Bolz und nickte mit dem Kopf. „Das finde ich auch“, sagte die Bonner Grüne, die voriges Jahr über die Liste in den Landtag eingezogen ist. Apropos Grüne: Die „Pferde“ der Zukunft im Zoch sind wohl Fahrräder. Mehr denn je waren Gruppen mit Drahteseln vertreten, wie etwa die Gruppe „Radeln ohne Alter“.