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Ohne Musik und Bands: Erste Rednersitzung in Bonn

Ohne Musik und Bands : Erste Rednersitzung in Bonn

Keine Bands und Musik nur von der Saalkapelle: Auf der ersten Bönnschen Rednersitzung kam es aufs genaue Hinhören an. Mit dem neuen Veranstaltungsformat im Hotel Maritim wollten die Bonner Stadtsoldaten vor allem den Nerv der leiseren Karnevalisten treffen.

Mit einem beachtlichen Anfangserfolg: Von 400 Karten wurden 250 verkauft. "Am Anfang ist es immer ein bisschen schwerer", sagte Mirko Feld, der die Sitzung mit Dirk Vögeli - beides ehemalige Karnevals-Prinzen - organisiert hatte.

In Köln gibt es bereits seit einigen Jahren sogenannte Rednersitzungen, wo die Büttenredner wieder im Mittelpunkt stehen. In Bonn feierten die Stadtsoldaten mit ihrer Redenersitzung Premiere. "Die Idee ist schon länger bei den Stadtsoldaten im Umlauf", sagte Feld. Er habe es in seiner Session wertgeschätzt, wenn man den Leuten, die auf der Bühne etwas zu erzählen hätten, auch zuhöre. "Die Entwicklung geht immer mehr in Richtung Party-Karneval", bedauerte Dirk Vögeli. Die Musik heize die Stimmung zwar an, aber danach sei es schwierig, die Aufmerksamkeit des Publikums zurückzugewinnen.

"Ich mag alle Sitzungsformen. Aber ich finde es auch schön, wenn die Redner zu Wort kommen", positionierte sich Jessica von Fischer. In normalen Sitzungen sei das sehr schwierig geworden, sagte die Besucherin. "Büttenreden gehören für mich einfach zum Karneval dazu", sagte von Fischer.

Ursprünglich gehörten zur Karnevalssitzung, deren anfänglicher Hauptzweck die Vorbereitung des Karnevalszuges war, sowohl Musik als auch humorvolle Reden - manchmal auch mit einem gewissen Ernst - sowie die Verleihung des Karnevalsordens. Einen dieser traditionellen Teile wieder in den Vordergrund zu stellen, sei weniger ein Schritt zurück zur ursprünglichen Sitzung als ein Sprung in die Zukunft, meinte einer der Stadtsoldaten. So fühlen sich gerade Zugezogene oder eher zurückhaltende Karnevalisten von dem Slogan der Rednersitzung "Hin- und zuhören" angesprochen. "Mein Mann gehört zu ausgesprochen leisen Karnevalisten", erklärte Susanne Barth. Das Paar kommt ursprünglich aus Süddeutschland und lebt jetzt in Wachtberg. Barth selbst besucht aber auch andere Sitzungsformate gerne. Für den Abend wünsche sie sich vor allem keine sexistischen Witze. "Och, wenn sie gut sind", erwiderte darauf ihr Mann mit einem Augenzwinkern. Dass es nicht einfach war, alle Gäste zufrieden zu stellen, zeigte sich auch in der klaren Vorstellung einer guten Rede: "Die Redner müssen das Publikum mitnehmen, die Rede muss eine überraschende Wendung beinhalten, und ein lokaler Bezug ist wichtig", zählte der Besucher Klemens van de Sand als Merkmale einer guten Rede auf.

Und so setzten die Stadtsoldaten in ihrem Programm auf bekannte Namen wie den Kabarettisten Wolfgang Trepper, Willi & Ernst und Volker Weininger in seiner Rolle als Sitzungspräsident. Die Moderation von Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke vom Malentes Theater Palast überzeugten bei der Premiere mit Humor mit Klasse. In der Pause stärkten sich die Gäste am rheinischen Buffet. Denn auch das gehört zur traditionellen Karnevalssitzung: Zwiebelmett und Heringssalat, Krustenbraten und zum Nachtisch Kölschcrem, wie der Sous Chef des Matitims, Bartus van het Spijker, verriet.