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Im Karneval hat Westerwelle was zu sagen

Im Karneval hat Westerwelle was zu sagen

Der Liberale ist Ehrenobrist und zeigt sich bei der Prunksitzung in der Beethovenhalle von seiner humorvollsten Seite - Stelter reißt mit seiner Laudatio alle mit

Bonn. Wo drehen sich die Mariechen wie Propeller in der Luft? Wo hält ein Politiker eine Dankesrede, dass sich die Gäste vor Lachen kaum noch halten können? Wo zündet fast jede Nummer von 17 Uhr bis weit nach Mitternacht?

Bei den Bonner Stadtsoldaten. Die haben am Sonntagabend eine Sitzung in der ausverkauften Beethovenhalle hingelegt, die kaum Wünsche offen ließ. Gala und Prunk vermischten sich mit jeder Menge Spaß und guter Laune.

Absoluter Glücksgriff war es, Guido Westerwelle zum Ehrenobristen zu ernennen. Sein Vorgänger Bernd Stelter kam ein paar Stunden nach seinem Auftritt extra noch einmal zur Sitzung zurück, um die Lobrede zu halten - über den "prominentesten und gefürchtetsten Oppositionspolitiker Deutschlands".

Bei der Ankündigung lachte dem Liberalen das Herz, er trat Applaus heischend nach vorne. Stelter: "Ich rede von Horst Köhler" Nein, nur ein Scherz. Westerwelle sei 2002 Kanzlerkandidat der FDP gewesen, 2005 dann Vizekanzler der Herzen. "Bei einer großen Koalition ist nicht viel drin für die Opposition, da kriegt man nicht mal Karten für die Handball-WM."

Stelter bescheinigte dem Liberalen, Humor zu haben und sozial zu sein. "Sie sind im Rheinland geboren, ich in Westfalen. Normalerweise hätten Sie Büttenredner werden müssen und ich Politiker."

Westerwelle hielt eine trockene Rede mit viel Selbstironie. "Ich danke dafür, dass ich hier sprechen darf. Denn in Berlin habe ich ja nichts zu sagen." Das Mariechen bützte er gleich viermal. "Tanzoffizier, mach dir keine Gedanken. Ich laufe außer Konkurrenz." Seine Laudatio 2008 - "die würde ich gerne über Angela Merkel halten oder im Nachhinein über Edmund Stoiber".

Westerwelles Büro hatte vergessen, den Stadtsoldaten die Hutgröße des Politikers mitzuteilen. "Wir haben mal drei Mützen mitgebracht", sagte Kommandant Herbert Raab. Eine passte so gerade, dazu gab es Orden und Urkunde.

Aufs Handball-Endspiel mussten die Narren verzichten, wurden von Sitzungspräsident Josi Wild aber auf dem Laufenden gehalten. Die Höhner verschoben ihren Auftritt auf den späten Abend, weil sie noch beim Weltmeister in der Kölnarena spielten. Entsprechend überschwänglich war deren Stimmung, die sich ganz auf die Beethovenhalle übertrug: Sie gratulierten den Sportlern mit "Wenn nicht jetzt, wann dann?".

Die Kadetten der Blau-Weiß-Roten freuten sich besonders auf den Auftritt von Trompeter Bruce Kapusta. "Was wär'n die Männer ohne Weiber?", fragten sich die Räuber. Und die Boore stellten treffend fest "Rut sin de Ruse".

Von der Musik zum Sport. Stadtsoldaten-Tanzoffizier Werner Fuchs ließ sein Mariechen Anne Mittler auf einer Hand über sich wie den Rotor eines Hubschraubers kreisen. Die Rheinveilchen und die Luftflotte zeigten Hebefiguren, dass manchem der Atem stockte.

Prinz und Bonna, der Mann met däm Hötche, ne Knallkopp und Bauchredner Klaus mit Affe Willi rundeten das Programm ab. Westerwelle: "Der Abend hätte verdient, als Fernsehsitzung in ganz Deutschland gezeigt zu werden."