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Karneval in Bonn: Corona-Regeln, 2G, 3G - das gilt am 11.11.21

Viele Unklarheiten trotz Lockerungen : So feiert Bonn 2021/22 Karneval

Wer diese Session Karneval feiern will, braucht vor allem eines: den Überblick. Immer mehr Vereine entscheiden sich nach anfänglicher Zurückhaltung dafür, die fünfte Jahreszeit zu feiern. So vielseitig wie der Karneval sind aber auch die Corona-Regeln. Eine gewisse Unsicherheit bleibt.

Normalerweise beginnt die Planung der neuen Session schon dann, wenn die alte noch gar nicht zu Ende ist. Künstler werden oftmals zwei Jahre im voraus gebucht, ebenso wie die Hallen und Säle. Untereinander spricht man sich ab, um nicht auf lokaler Ebene zu konkurrieren. Aber was passiert, wenn es zwei Jahre Leerlauf gibt? Also nichts von langer Hand vorbereitet ist, die Jecken plötzlich innerhalb weniger Monate oder gar Wochen Feste organisieren müssen? So wie es aussieht, sind Verwirrung auf allen Seiten und höhere Kosten das Ergebnis – aber auch Freude, endlich wieder Brauchtum feiern zu dürfen.

Die Corona-Pandemie hat für ein Karnevals-Vakuum gesorgt. Holger Eich von den Duisdorfer Funken ist einer von vielen Bonnern, die versuchen, es zu füllen. Obwohl es den Verein erst seit vier Jahren gibt, konnten die Einbußen durch ausgefallene Feste kein großes Loch in die Kasse reißen. Vor drei Wochen verkündeten die Funken, dass es am 19. und am 20. November doch eine Herren- und eine Mädchensitzung geben wird. Entgegen anfänglicher Sorgen, dass man die Schmitthalle nicht wie gewohnt mit 500 bis 600 Besuchern füllen könnte, gibt es mittlerweile nur noch wenige Tickets. „Wir hatten noch Kartenreservierungen von vorletztem Jahr. Durch die Umstellung auf 2G gab es nur ein paar Rückläufer“, sagt Holger Eich. 2G bedeutet: Nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt. Pflicht ist das für eine solche Veranstaltung nicht. „Aber wir wollen allen Gästen ein sicheres Gefühl geben.“

 Karneval in Bonn 2021/22: Prinzenproklamation mit 2000 Gästen

Anders wird es bei der Prinzenproklamation im Maritim sein, wenn auch der Grundgedanke derselbe ist. 2000 Gäste dürfen kommen. Laut Simon Schmid, der Sprecher des Festausschusses Bonner Karneval ist, gilt dabei 3G+. Es darf nur teilnehmen, wer geimpft oder genesen ist oder einen PCR-Test vorweisen kann. „Wir gehen davon aus, dass nur sehr wenige Leute bei jeder Veranstaltung 40 bis 80 Euro für einen PCR-Test ausgeben werden.“ Stattdessen will der Festausschuss die Impfkampagne bewerben und unterstützt beispielsweise den Impfbus. „Wir rufen ständig dazu auf, auch in unseren Mitgliedsvereinen“, sagt Schmid. Bislang gebe es ein paar Veranstaltungen weniger, der Kamelle-Kalender sei noch nicht veröffentlicht. „Es kommen immer wieder spontan welche dazu, seit wir eine gewisse Planungssicherheit haben“, sagt Schmid. Dass Karneval komplett ins Wasser fällt, glaubt er nicht mehr.

Und so steht mittlerweile auch fest, dass es eine Sessionseröffnung am 11. November auf dem Marktplatz in Bonn geben wird. Anders als in Köln wird die Fläche nicht abgesperrt sein – was zunächst aber gefordert worden war. Auch hier gilt 3G+, ein Sicherheitsdienst und das Ordnungsamt werden stichprobenartig kontrollieren. „Alleine hätten wir das nicht machen können“, sagt Schmid. Denn es müssten im Zweifelsfall auch Platzverweise ausgesprochen werden. Das könne ein privater Sicherheitsdienst nicht leisten.

Karnveal in Bonn bringt höhere Kosten für die Veranstalter 

Egal ob 2G oder 3G+: Der Personalaufwand steigt. Ein Punkt ist die Hygiene; der Kölsche Wisch hat ausgedient. Gläser dürfen nicht mehr mit kaltem Wasser per Hand sauber gemacht werden. Stattdessen sind oftmals Spülmaschinen gefragt, die mindestens 60 Grad erreichen. Früher wurde das an der Theke nebenbei gemacht. Und auch die Kontrollen sorgen für Mehraufwand, die die meisten an externe Dienstleister vergeben. Denn es geht um Professionalität: Man will ausschließen, dass jemand hereingelassen wird, nur weil es ein Bekannter ist – und damit die Corona-Regeln nicht eingehalten werden. Hinzu kommt noch ein Engpass an Veranstaltungstechnikern, die sich in der Pandemie mangels Aufträgen andere Berufe gesucht haben. Viele Vereine rechnen damit, dass durch all das etwa 20 Prozent höhere Kosten entstehen. Auf der anderen Seite gibt es Druck von Künstleragenturen. Sie pochen auf die Verträge, die vor mehreren Jahren geschlossen und nur wegen der Pandemie ausgesetzt wurden. Wer wieder absagt, riskiert Strafzahlungen.

Schon jetzt blicken die Karnevalisten auf die tollen Tage im neuen Jahr. Derzeit sieht es danach aus, als würde vieles möglich bleiben. Ende des Monats soll es zwar eine neue Coronaschutzverordnung des Landes geben, größere Veränderungen kündigen sich bislang aber nicht an. Und trotzdem gibt es wieder diese Unsicherheit, die die Organisatoren schon vor Wochen umtrieb. Auf die Frage, unter welchen Bedingungen es einen Rosenmontagszug geben kann, heißt es aus dem Stadthaus: „Hierzu kann es noch keine Antwort oder gar eine Tendenz geben. Die Durchführung wird grundsätzlich perspektivisch möglich sein.“ Wird es also wie bei den Martinszügen laufen, die durch überbordende Verantwortung für die Veranstalter fast unmöglich wurden? „Kritische Situationen oder Fragestellungen können direkt und unkompliziert geklärt und besprochen werden“, so das städtische Presseamt. Ein schlüssiges Konzept klingt anders.

Karneval in Bonn 2021/22: Weiberfastnacht ist durchgeplant

Obermöhn Ina Harder, die mit ihrem Mitstreiterinnen maßgeblich für den Weiber-Karneval auf der Schäl Sick verantwortlich ist, fährt eine klare Linie: „Unser Programm für Weiberfastnacht steht.“ Sie geht davon aus, dass es keine Verschärfungen geben wird. „Wenn wir die Sessionseröffnung mit 3G machen können, wird das auch beim Rathaussturm funktionieren.“ Als Wirtin beschäftigt sie sich zudem mit dem Kneipenkarneval. In ihre „Rheinbrücke“ passen 150 Gäste, was unter der Grenze von 250 liegt, die das Land NRW vorgibt.

Diskussionen gibt es noch darüber, ob 2G oder 3G gelten sollen. „Man möchte den Kunden nicht vor den Kopf stoßen und nicht zu etwas zwingen, was sie nicht wollen oder können“, sagt sie. Für Unverständnis sorgt bei vielen Wirten die Maskenpflicht in der Innengastronomie. Auch hier gilt generell 3G. Doch wer sich vom Platz bewegt, muss eine Maske tragen – während man sich in einer Disko ohne Maske frei bewegen darf. Angesichts der vielen Regeln, aber auch des Brauchtums hat Harder einen Wunsch: „Dat alles widder so es, wie et mol war.“

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