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Rathaussturm in Bonn​: Die Blauen vertreiben die Grüne​n

Rathaussturm in Bonn : Die Blauen vertreiben die Grünen

Prinz Christoph II. und Bonna Nadine I. haben standesgemäß bis Aschermittwoch die Macht im Alten Rathaus übernommen. Bonns Oberbürgermeisterin gab zähneknirschend den goldenen Schlüssel in die Hände der Karnevalisten.

Bonn, Karnevalssonntag, 14.59 Uhr: Über dem Alten Rathaus weht nicht mehr das Stadtwappen, sondern die Fahne von Prinz Karneval. Und unten auf der Rathaustreppe strecken Christoph II. und Nadine I. überglücklich den Rathausschlüssel in die Luft. Die närrische Machtübernahme ist – „überraschenderweise“ – geglückt. Das Stadtsoldatencorps hatte die Kolpingsfamilie als Rathausverteidiger in die Flucht geschlagen.

Zweite Niederlage für die Oberbürgermeisterin

Für Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) war das die zweite große Niederlage innerhalb von vier Tagen. An Weiberdonnerstag musste sie das Beueler Rathaus an Wäscherprinzessin Lena I. übergeben. Und jetzt ist auch ihr erster Amtssitz besetzt. In der Farbensprache heißt das: Die Blauen schmeißen die Grüne raus.

Das feucht-windige Wetter war sicherlich auch dafür verantwortlich, dass der Rathaussturm der Stadtsoldaten in Rekordzeit verlief. Kaum war die Narrenschlacht geschlagen, zogen sich die geladenen Gäste wieder in die warmen Amtsstuben zurück und das Publikum trat sofort den Heimweg an.

Ex-Prinz moderiert Rathaussturm neben der OB

An den Tollitäten und am neuen Rathaus-Moderator, Ex-Prinz Thomas Zimmermann, hat es nicht gelegen, dass nicht so recht Stimmung aufkommen wollte. Selbst die Spieler der Telekom Baskets, die als Showeinlage ihre Basketbälle in Papiermülleimer warfen, kamen nicht richtig in Schwung. Was übrigens auch für die Tanzeinlage der vereinseigenen Cheerleader galt.

Eine ehemalige Bonna, die für die fünf tollen Tage in ihre Geburtsstadt gereist war, merkte erstaunt an: „Hier ist aber nicht viel los.“ Entsprechend enttäuscht waren auch die Stadtsoldaten und die Ehrengarde, die für den Karnevalssonntag ihr Feldlager beziehungsweise ein Biwak für die Bonner auf dem Marktplatz aufschlagen.

Ehrengarde und Stadtsoldaten sind unzufrieden

Ehrengarde-Kommandant Thomas Janicke machte sich Luft: „Wir müssen dringend den Karnevalssonntag als Veranstaltungstag überdenken. Die Besucherzahlen stehen in keinem Vergleich zu dem Aufwand, den die beiden Traditionscorps für diesen einen Tag betreiben. Die Konkurrenzveranstaltungen in und um Bonn herum ziehen zu viele potenzielle Gäste ab.“ Gemeint sind damit die vielen Karnevalszüge, die an diesem Tag in Bonn und der Region durch die Straßen ziehen. Die größten Konkurrenten sind: Liküra-Zug und Bad Godesberger Zug sowie viele kleine Veedelszöch.

Spitzentreffen soll Neuanfang einleiten

Stadtsoldaten-Kommandant Wolfgang Orth pflichtete seinem Kollegen bei: „Es muss was geschehen. Spannung und Stimmung fehlen.“ Nach Informationen des GA soll noch im März ein Spitzentreffen in ganz kleiner Besetzung stattfinden, damit der Rathaussturm 2024 lebendiger und unterhaltsamer wird. Die beabsichtigte Vitalspritze kommt somit noch rechtzeitig vor dem großen Jubiläum 2026. Dann wird der bönnsche Fastelovend 200 Jahre alt.

Wer sich beim Biwak der Roten (Ehrengarde) und beim angrenzenden Biwak der Blauen (Stadtsoldaten) umhörte, schnappte an jeder Ecke dieses Thema auf: Der Rathaussturm passt nicht mehr ins Hier und Jetzt. Uniformierte und Gäste, die das Spektakel in Beuel beim Rathaussturm erlebt haben, stellten fest, dass dort das Weiberbrauchtum jedes Jahr in ein neues Theaterstück verpackt und erzählt wird. Das ist vielleicht ein Grund dafür, dass der Rathaussturm in Beuel von mehreren tausend Zuschauern verfolgt sowie von WDR und General-Anzeiger live übertragen wird. Zum Vergleich: Den Rathaussturm in Bonn erlebten geschätzt maximal 800 Zuschauer.