Festausschuss Bonner Karneval : Sabbatjahr für das Prinzenpaar
Bonn Der Festausschuss Bonner Karneval hat am Tag der abgesagten Prinzenproklamation den Sessionsorden 2021 vorgestellt. Digital findet der Fastelovend in der Bundesstadt kaum statt.
Es wäre ihr Tag gewesen: Aus Marco Wiese und Nadine Klein wären am Freitagabend bei der Prinzenproklamation im Maritim-Hotel offiziell Prinz Marco I. und Bonna Nadine I. geworden. Auf die römischen Ziffern muss das designierte Bonner Prinzenpaar noch ein ganzes Jahr warten. Und auch auf dem Sessionsorden des Festausschusses Bonner Karneval, den die beiden stattdessen am Mittag vorstellten, spiegelt sich wider, dass die Session ohne ordentliche Tollitäten auskommen muss.
Darauf sind Marco und Nadine zwar genannt, aber eben ohne die römischen Ziffern. Und weil die Krönung ausfiel, hat Ordensmeister Andreas König auf seinem 25. Sessionsorden auch auf die Krone verzichtet. Er zeigt, von einem Zierkranz mit Diamanten umrahmt, den Jeck, der aus einer Geschenkkiste herausspringt. Im Sinne des Sessionsmottos: „Laache, schwaade und joode Saache maache“, steht die Kiste für die guten Sachen. Auf ihr sind Bonner Wahrzeichen zu sehen: Post Tower, Langer Eugen, die Münsterbasilika, Beethoven neben der Oper, außerdem die Kreuzbergkirche, das Stadthaus und die Kennedybrücke. „Dieser Orden 2021 wird an eine Session erinnern, die von den leisen Tönen geprägt war und dennoch die Symbolkraft des Brauches Karneval widerspiegelte“, teilte Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst mit.
„Mit dem Orden wollen wir den Förderern des Bönnschen Fastelovends Danke sagen“, sagte der designierte Prinz. Zusammen mit der noch druckfrischen Fastelovends-Zeitung werden „Ordensboten“ den Orden zu den ehrenamtlichen Mitgliedern der Karnevalsvereine bringen, sagte Pressesprecher Ralf Birkner, als Ermutigung und Durchhaltebotschaft: „Das, was der Karneval bedeutet, kann uns keine Krise rauben“, ließ Marco wissen.
Karneval sei mehr als Feiern, so die designierte Bonna Nadine. „Karneval, das sind auch die kleinen Dinge im Alltag.“ Die beiden waren traurig darüber, dass die Proklamation ausfällt – aber sie ist ja nur aufgeschoben. Ähnlich dürften es die Bonner Jecken aus den Gesellschaften empfinden. Statt also wie gewohnt und ausgelassen im Maritim-Hotel bis in die frühen Morgenstunden die Prinzenproklamation zu feiern, hat in den Karnevalsvereinen bereits die Vorfreude auf die Session 2021/22 begonnen.
„Es wird wohl auf ein jeckes Sabbatjahr hinauslaufen“, sagt Roman Wagner, Vize-Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft (KG) Wiesse Müüs. Schließlich lebe eine Karnevalssitzung nun einmal von der Stimmung im Saal, da müsse man die Durchführung nicht übers Knie brechen, zumal der verlängerte Lockdown derzeit ohnehin keinerlei Spielraum lasse.
In einigen der größeren Bonner Karnevalsvereine sitzt der Schock durch die Zwangspause offenbar noch so tief, dass auf den Internetseiten nach wie vor die ursprünglich geplanten Veranstaltungen für die kommenden Tage und Wochen beworben werden. Die Ehrengarde der Stadt Bonn hingegen verkündet auf ihrer Internetseite nüchtern, dass man sich entschlossen habe, alle geplanten Veranstaltungen der Session abzusagen. Auch digitale Alternativen, wie man sie sich etwa in Form des Kölner Angebots Jeckstream ins Haus holen kann oder wie sie die Kölner Prinzengarde mit Tausenden Zuschauern erfolgreich auf die Beine stellte, sind in Bonn bislang nicht in Sicht. „Was in Köln funktioniert, muss nicht automatisch auch in Bonn funktionieren“, schätzt Roman Wagner die Erfolgsaussichten zurückhaltend ein.
Man wolle den Bonner Karneval auf der Internetseite des Festausschusses „vertieft beleuchten“, so Birkner. Viel mehr ist nicht geplant. Es habe Überlegungen gegeben, zum Beispiel Seniorenheime zu besuchen. „Das ist jetzt natürlich vom Tisch“, sagte er. Und weil man nicht weiß, wie lange der Lockdown noch anhält, plant man auch nicht für den Februar, sondern wartet erstmal ab.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Festausschusses.
