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Karneval in Bonn: So bunt waren die Züge auf dem Hardtberg

Karneval in Bonn : So bunt waren die Züge auf dem Hardtberg

Karnevalszüge auf dem Hardtberg thematisieren Steinvorgärten und Probleme mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei feiern auch Jecke von weither. Ein Blick nach Röttgen, Dransdorf und Lessenich/Messdorf.

■ . Seit 50 Jahren gibt es den Festausschuss Röttgen schon – da reichte ein Kinderprinzenpaar beim Karnevalszug am Sonntag nicht, um das zu würdigen. Das dachten sich Marlies Schirrer, Hannelore Brüssel und Diana Ulrich. Überraschend tauchten sie bei der Zugaufstellung als Dreigestirn auf. „Das wusste niemand“, freute sich Prinz Marlies.

Und so gingen sie vorneweg. Hinter ihnen kamen die Ückesdorfer Ü-Dötzchen als Meeresgetier, es folgten Gartenzwerge, Supermänner und -frauen in rosa, bunte Planschbecken und der TC Röttgen als Cowboys und Indianer. Die Karnevalsfreunde Röttgen brachten Polizei und Panzerknacker zusammen. Einige Bewohner gingen als Gärtner und forderten zum Thema Steinvorgärten: „Weg mit dem Schotter, Blumen sind flotter!“

Der Spielmannszug Rot-Weiß Duisdorf ging der Prinzengarde Weiß-Rot Röttgen voraus, die das Kinderprinzenpaar Johann I. und Luisa I. eskortierte. Der Zug startete im Neubaugebiet und fuhr in diesem Jahr auch wieder durch die Wehrhecke. Eine After-Zoch-Party gab es nicht, weil die Turnhalle der Schlossbachschule saniert wird.

■  Es erstaunt immer wieder aufs Neue, welche weiten Wege die Menschen zurücklegen, um den Dransdorfer Karnevalszug zu sehen. Rico und Anton waren aus Ostfriesland angereist, um ihre Verwandten Herma und Andi zu besuchen und dem Zug beizuwohnen, „weil es hier so schön ist“. Für Rico war es das erste Mal, er kennt Karneval nur aus Papenburg, wo es nicht nur Europas größtes Trockendock gibt, sondern auch einen recht imposanten närrischen Umzug.

Dort ist Rico schon öfter mitgegangen, und das fand er eigentlich besser als am Straßenrand zu stehen. „Aber die Stimmung ist hier besser“, war Anton überzeugt. Sie alle hatten sich als Frühlingserwachen verkleidet, weil sie gerne gärtnern. Da kamen ihnen vermutlich die „Kamelle“, die die Biologische Station warf, ganz recht: Darunter waren nämlich auch Sonnenblumensamen.

An der Sparkasse wartete nicht wie üblich das Bonner Prinzenpaar, dieses Jahr war es in Buschdorf zu Gast. Dafür jubelten auf der Ehrentribüne neben OB Ashok Sridharan das Bonner und das Röttgener Kinderprinzenpaar der Dransdorfer Kinderprinzessin Alexa I. zu. Sie sahen insgesamt 61 Gruppen – inklusive Sanitätern. Die beliebten Stelzenläufer aus Belgien waren dieses Jahr nicht dabei. Das habe vor allem mit den Wetterprognosen zu tun, erklärte Manfred Düren von der Zugleitung. Bei Sturm hätten sie nicht auf ihre Stelzen steigen können. Das bedauerten die vier Damen in den farbenprächtigen „pakistanische Glückstrucks“-Kostümen. Shiny, Sunny, Shaggy und Shanty hatten sich besonders auf diese Gruppe gefreut. „Die Stelzen sind einmalig.“

Aber bunt war der Zug trotzdem. Man sah „Dransdorfer Pänz“ als chinesischen Drachen und lautstarke Pantomimen unter dem Motto „Ohne Worte treffen wir den richtigen Ton“. Die SPD wies verkleidet als Bushaltestellen auf die Verbindungs- und Materialprobleme des öffentlichen Personennahverkehrs hin. Es gab Blumenmädchen, Las-Vegas-Spieler und jede Menge Musikgruppen. Erstmals hatten die Adelegg Schalmeien Isny das Dransdorfer Dreigestirn musikalisch vom Empfang in der Sparkasse zur Zugaufstellung eskortiert.

Prinz Dieter II., Bauer Hans-Robert und Jungfrau Siegfrieda waren ganz aufgedreht: Endlich ging ihr Zug. „Etwas Besseres als das Dransdorfer Publikum gibt es nicht“, rief der Bauer. Der Prinz blickte auf eine tolle Session zurück, in der man viele Freundschaften geschlossen habe. Und die Jungfrau bedauerte, dass es damit jetzt bald vorbei ist. „Wenn es nach uns ginge, könnten wir noch zwei Wochen dranhängen.“ Eins sei aber klar: Man müsse nicht nach Köln. „Auch wir in Bonn verstehen es exzellent, Karneval zu feiern.“

Die Laurentius-Gemeinde hat die Nase voll: Seit 17 Monaten thront kein Wetterhahn auf dem Turm und das Dach hat Löcher. Nichts geschieht und dem Frust darüber ließen Gemeindemitarbeiter beim Karnevalszug am Samstag freien Lauf. Sie rollten Papp-Kirchen durch die Straßen und appellierten: „Rettet Bonns älteste Kirche!“
Vor der Laurentiusschule stand ein älteres Ehepaar, das vor 50 Jahren nach Lessenich gezogen ist. Von 1964 bis 1974, erzählten sie, hätten sie genau dort gegenüber eine Tankstelle geführt. „Die Leute kamen an Karneval immer bei uns Getränke kaufen.“ Jedes Jahr seien sie beim Zug, früher mit 20 und mehr Mitgliedern eines Radwandervereins. In diesem Jahr waren sie alleine dort, aber den Zug wollten sie sich trotzdem nicht entgehen lassen.

Der zeigte, dass die Menschen am Start in Meßdorf und in Lessenich, wo er in der After-Zoch-Party endete, sich mit ihren Stadtteilen identifizieren. In wenigen anderen Zügen gehen so viele Nachbarschaftsgruppen und Freundeskreise mit wie dort. Die Burgwegfräulein gingen als Fische, man sah Pänz von der Koernickestraße, Figuren aus Starlight-Express, Schlagerfreunde, eine Saint-Patricks-Day-Party-Gemeinschaft und wie jedes Jahr die schrägen Vögel. Vorneweg fuhr der Ortsausschuss mit dem Vorsitzenden Bruno Euskirchen auf einem großen Prunkwagen, den Abschluss bildete Kinderprinzessin Stella I., die über beide Ohren strahlte.

Dazwischen rollte der Fußballverein Rot-Weiß-Lessenich auf einem Partywagen durch die Ortschaften. Einige Gruppen kamen aus Duisdorf, die Pfadfinder von Sankt Rochus zum Beispiel, die als Piraten mitgingen. Die größten Gruppen stellten die Rochusschule mit ihren Rockern, ein seit Jahren gewohnter Anblick, und das Joki-Familienhaus, das sich als krabbelnde und fliegende Insekten für deren Schutz aussprach: „Bald haben wir nur noch Hummeln im Hintern.“

Hier geht es zur Bilderstrecke: Zug in Dransdorf