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Stadtsoldaten: So lief es mit den Pferden im Bonner Karneval

Stadtsoldaten : So lief es mit den Pferden im Bonner Karneval

Während das Corps die neuen Auflagen erfüllte, verzichtete die Ehrengarde beim Bonner Rosenmontagszug ganz auf Zug- und Reittiere. Jedes der 33 Tiere wurde zusätzlich begleitet. Stadtveterinärin Uda Erbe kontrollierte sie vor dem Abmarsch.

Während sich in Köln in diesem Jahr ein Unfall mit Pferden im Rosenmontagszug ereignet hat, lief in Bonn alles glatt. Dabei sind die beiden großen Corps völlig unterschiedlich mit den neuen Auflagen umgegangen. Bei den Stadtsoldaten hieß es: „Jetzt erst recht!“ Die Truppe war mit einigen Tieren unterwegs. Bei der Ehrengarde dagegen wurde die Kavallerie auf die Wagen verteilt. Es gab keine Reiter.

Im vergangenen Jahr hatten Tierschützer landesweit verlangt, dass keine Pferde im Karneval mitgehen sollen. Das Thema wurde in der Bonner Lokalpolitik kontrovers diskutiert. Nachdem 2017 nach Zugende an der Dorotheenstraße ein Pferdegespann der Ehrengarde durchgegangen war, hatten die Karnevalisten Auflagen erarbeitet (siehe Text unten).

Mit 33 Bagagepferden vor Kutschen und Kamellewagen traten nun die Stadtsoldaten an – jedes Tier wurde zusätzlich begleitet. Zum Beispiel Erika, das 17 Jahre alte französische Kaltblut, dessen Zügel Johann Filippi hielt. „Die ist zugerfahren, hat früher immer die Kanone gezogen“, sagte er. Seit zehn Jahren sei er mit Pferden beim Zug dabei. Die Bonner hatten sich mit den Beueler Stadtsoldaten zusammengetan und eine gemeinsame Reitergruppe gebildet. „Jeder hat vier Pferde dabei“, sagte Bonns Kommandant Ralf Wolanski.

Angriff von Tierschützern

Wie es der auf dem Prinzenorden abgebildete historische Rosenmontagszug zeige, „gehören Pferde traditionell dazu“, so Wolanski. Für ihn steht fest: „Ich will mich nicht in eine Kutsche reinsetzen und von einem Traktor ziehen lassen.“ Einige Kameraden hätten gar nicht mehr reiten wollen, weil sie voriges Jahr von Tierschützern persönlich angegriffen und auch gefilmt worden seien.

„Ich finde es wirklich sehr schön, dass wir hier ein Zeichen setzen können“, sagte der Beueler Reiter Wolfgang Frohn. „Wir gehören zum Karneval wie alles andere auch.“ Man könne nicht jede Tradition über Bord werfen. Er selbst reitet seit 14 Jahren bei drei Zügen pro Session mit. „Ich habe 50 Reitstunden im Jahr“, meinte Hans Brock von den Bonner Stadtsoldaten. Auch für ihn gehört das Reiten dazu. „Wir lassen aber die Kamelle weg.“ Die beiden können nicht verstehen, dass sie von einer Zugteilnehmerin angefeindet wurden. Laut Zugleiter Axel Wolf hatte Stadtveterinärin Uda Erbe bei ihren Kontrollen vor Abmarsch nichts zu beanstanden. Alle Papiere seien vorhanden gewesen, die Pferde hätten die Gelassenheitsprüfung bestanden.

Geschütze wurden umgebaut

Laut Vorstandsbeschluss ging bei der Ehrengarde gar kein Pferd mit, so Kommandant Thomas Janicke. Einige seiner Reiter seien aber schon etwas traurig gewesen, auf Wagen mitfahren zu müssen. „Wir haben unsere Geschütze umgebaut und nun kleine Traktoren davor“, sagte Janicke.

Die Ehrengarde hat es mittlerweile schwer, an Pferde zu kommen. Denn der Reitstall in Swisttal, mit dem sie seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, stellte keine mehr zu Verfügung. Die Betreiber hätten Angst, dass es sich für sie negativ auswirke, wenn eins ihrer Tiere in einen Unfall verwickelt würde. Abgesagt hatte auch der Stall, dessen Kaltblüter 2017 durchgegangen waren. Die Polizei geht laut Gutachten von einem Fremdverschulden aus, obwohl niemand gefasst wurde, der die Tiere gereizt haben soll.

„Ich finde es gut, dass die Stadtsoldaten Pferde dabei haben. Die sind doch jahrelang mitgegangen“, meinte ein als Charlie Chaplin Verkleideter am Straßenrand. „Ich finde das blöd. Ich habe selbst ein Pferd. Das ist Tierquälerei“, sagte Victoria Heßeler, als Backofen verkleidet. „Ich finde, Tiere gehören nicht in den Karneval“, so Alva Grimm. Wenn’s denn ein Pferd sein soll, dann bitte schön als Kostüm.