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Süßes für die Süßen

Süßes für die Süßen

Tolle Kostüme, tonnenweise Wurfmaterial und einige, die mit leeren Händen ans Ziel kommen.

Bonn. Kostüme und Kamelle: Darum dreht sich alles am Straßenrand. Dank des schönen Wetters war gestern die Wahl des Outfits reine Geschmackssache. Da wird mit Pappmaché und Styropor gebastelt, statt warmer Mützen gibt es Gras-Perücken und Krönchen, statt dicker Mäntel Schmetterlingsflügel und Supermann-Umhänge.

Man kann auch alles, was der Fundus hergibt, wild kombinieren, wie der Schlumpf im Baströckchen, der ein süßes Eisbär-Kind auf den Schultern trägt.

Der erste Zug seit Jahren ohne Pfützen oder Schneematsch. Da wird jedes Bonbon aufgehoben. Obwohl die Karnevalisten wissen: verpackte Süßigkeiten in kleinen Tütchen kommen besser an. Das Wurfmaterial zahlt übrigens jeder selbst. "Das reicht von 120 bis zu mehrere hundert Euro", weiß Max Heier, Sprecher der Bonner Stadtsoldaten. Bei insgesamt 2 600 Zugteilnehmern kommen für das Geld schon etliche Tonnen Süßes zusammen.

Und was haben die Bönnschen Blömcher dabei? "60 000 Blumen und ein Geburtstagskind", kommt die Antwort prompt vom Wagen. Helga Teves wird 70 und kann sich keine bessere Gesellschaft wünschen als die 230 000 am Wegesrand. Nicht-essbares Wurfmaterial haben auch die Bonner Zollkanonen dabei. Sie verschenken Grußkarten. Kann man ja immer brauchen. Fehlt nur der Wagen von der Post, der die passenden Briefmarken wirft.

Herzhaftes fliegt nur selten durch die Luft. Deshalb wird auch jede kleine Chipstüte sofort geleert. Und wer richtig Glück hat, ergattert ein frisches Würstchen vom Grill des Circus Comicus. "Essen für alle" - diese Botschaft der Deutschen Welthungerhilfe, die in Bonn ihren Sitz hat, lässt keinen kalt. Deshalb ist ihre Fußgruppe auch die einzige, die Kamelle zugeworfen bekommt.

Spätestens wenn die Wagen in die Adolfstraße in der Altstadt einbiegen, zeigt sich, ob die Teilnehmer haushalten können. Entweder die Zuschauer werden förmlich mit Süßigkeiten überschüttet, oder es gibt gar nichts mehr. Ausgerechnet die Frikadellenbrater von "Mäc Jeck" sind kurz vor Schluss total leer. "Du kannst doch wenigstens Alaaf schreien", rät ein Zuschauer dem schulterzuckenden Mann auf dem Anhänger.

Auch der Bonner CDU-Europaabgeordnete Axel Voss grüßt entschuldigend und mit leeren Händen vom Wagen. Wir vermuten eine neue Hiobsbotschaft aus Brüssel: Der neue Biosprit E 10 wird in Wirklichkeit nicht aus Getreide, sondern aus Kamelle gemacht.