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Tollitäten mit Durchschlagskraft in Lessenich und Dransdorf

Karneval in Lessenich und Dransdorf : Bauer durchbricht mit Dreschflegel die Pappmauer

Mit Durchschlagskraft und viel Brimborium nehmen die Tollitäten in Lessenich und Dransdorf ihre Hofburgen in Beschlag. Es ging aber mitunter auch drunter und drüber.

■ LESSENICH. Kampfeslustig mit Boxhandschuhen näherte sich die Kinderprinzessin der KG Lessenicher Sterne ihrem Wunschziel: Stella I. hatte sich in den Kopf gesetzt, die Gaststätte Al Tilo zu ihrer Hofburg zu machen, und war am Samstagabend mit ihren Kindertanzgarden und Unterstützung des Technischen Hilfswerks auf der Roncallistraße aufmarschiert.

Die Sache schien ein Kinderspiel zu werden. Allerdings hatten sich die Wirtsleute irgendwie die Unterstützung ausgerechnet des KG-Vorsitzenden Ingo Elenz und einiger Herren der Sternen-Garde gesichert, die durch die Fenster gegen die Angreifer pöbelten. Die ersten beiden Wellen der „laufenden Meter“, wie Elenz den Vereinsnachwuchs hämisch nannte, schienen die Verteidiger nicht sonderlich zu beeindrucken: Erst warfen die Minis mit Alu- und Zeitungsbällen, dann rückte die mittlere Tanzgarde mit Pfeilen und Bögen aus Plastik an.

Dann ging es drunter und drüber: Plötzlich blauer Rauch, konstanter Beschuss und Silvesterböller – da blieb den Herren in der Gaststätte, die sich nur mit Luftschlangen und Konfettiregen verteidigten, am Ende keine Wahl. So begrüßten sie und die Wirtsleute die Kinderprinzessin schließlich in der warmen Stube. Stella I. enthüllte denn auch die Plakette über dem Eingang. Danach wurden fleißig die Spuren der Schlacht vor dem Haus weggekehrt.

Damit war der erste Sturm auf die ehemalige Gaststätte Zur Linde seit mehreren Jahren geglückt. Die nächsten Termine für die Lessenicher Sterne sind die Tollitäten-Olympiade in der Lessenicher Soccerhalle am Sonntag, 19. Januar, und der Kinderkarneval am Samstag, 8. Februar, in der Mehrzweckhalle an der Laurentiusschule. Höhepunkt für Stella ist der Karnevalszug am Samstag, 22. Februar.

■ DRANSDORF. Ein martialischer Schrei, ein kräftiger Schlag mit dem Dreschflegel und Bauer Hans Robert hatte die Mauer aus Pappkartons durchbrochen, die Axel Wagner vor seiner Lambertusstube aufgebaut hatte. Eigentlich hätte sie das Dransdorfer Dreigestirn ein wenig länger aufhalten sollen, aber der Bauer machte kurzen Prozess. Dann stand er mit Prinz Dieter II. und Jungfrau Siegfrieda dort, und die Drei schienen nicht wirklich zu wissen, wie es weitergehen sollte.

 Waren sie vielleicht irritiert davon, dass sie nicht, wie all die Tollitäten davor, den kleinen Balkon über dem Saal der Gaststätte stürmen sollten, sondern den großen rechts vom Eingang? Der gehört eigentlich zur Wohnung von Mietern, die bereit waren, das Hofburg-Erstürmungs-Spiel mitzumachen. Begründung des Wirts: Man habe es ja nicht mit einem Prinzenpaar, sondern mit einem Dreigestirn zu tun, da brauche man mehr Platz. Außerdem hatte das familiär-gesundheitliche Gründe.

 Oder wunderten sie sich über die Verstärkung, die sich die Verteidiger geholt hatten? Das Mädchendreigestirn aus Altendorf-Ersdorf bei Meckenheim, bestehend aus Prinzessin Samy I., Bäuerin Lena I. und Jungfrau Nicole I., stand mit auf dem Balkon. Sie gehören der Gardegruppe Hätzblättche des TV Altendorf-Ersdorf an, wo man einen guten Draht zu Prinz Dieter hat. Die Dransdorfer Kinderprinzessin Alexa I. hatte leichtes Spiel: Sie wurde vom Mädchendreigestirn auf den Balkon eingeladen und durfte durchs Wirtshaus gehen. Allerdings wurde es ihr dort oben schnell zu langweilig: Sie hätte gerne Herrengesellschaft, rief sie hinab. Daraufhin wurde das Dransdorfer Dreigestirn, dem Wirt Wagner schon unterstellte, es sei gar nicht wirklich an der Erstürmung interessiert, aktiv: Mit Hilfe einer Feuerwehrleiter verschafften sie sich Zugang zum Balkon. Schließlich konnten alle Tollitäten siegreich jubeln und sich das Feuerwerk anschauen, das die Feuerwehr zu ihren Ehren abbrannte. Das Ungewöhnliche daran: Früher war die Pyrotechnik zur Unterstützung beim Sturm eingesetzt worden.