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Porträt eines richtigen Karnevalsjecken: Vom Fastelovendvirus befallen

Porträt eines richtigen Karnevalsjecken : Vom Fastelovendvirus befallen

Werner Knauf aus Dransdorf wird 70 Jahre alt. Warum er solch ein Karnevalsfan ist, kann er auch nicht erklären. Aber er ist einer - von klein auf. Er gründete unter anderem die Bönnsche Chinese und die Große Dransdorfer KG.

Woher er das närrische Gen hat, das weiß Werner Knauf auch nicht so genau. In seiner Familie war damals keiner jeck außer ihm. Schon als kleiner Junge bastelte er sich Kostüme und fuhr mit dem Rad durch die Gegend, um ja keinen Karnevalszug in der Nähe zu verpassen. „Ich musste die Züge einfach alle mitkriegen.“ Und es wurde nicht besser im Laufe der Zeit. „Rosenmontag hatte ich immer Urlaub.“ Aus gutem Grund.

Es kam, wie es kommen musste. Knauf, der an diesem Donnerstag 70 Jahre alt wird, gründete schon in jungen Jahren mit sechs anderen eine Karnevalsgesellschaft. Es war die Große Dransdorfer KG. Man schrieb das Jahr 1972. Und der junge Mann hatte Ideen, er „erfand“ 1979 den Närrischen Frühschoppen, den er verkleidet als „Köbes“ viele Jahre lang moderierte. „Damals gab es ja keine Sitzung, die schon morgens stattfand“, erinnert er sich. Und auch die Verleihung des „Dronsdorfer Hätz“ geht auf seine Initiative zurück.

Nach 28 Jahren als Präsident und 36 Jahren im Vorstand wurde er zum GDKG-Ehrenpräsidenten ernannt. Und fand noch einmal eine neue Aufgabe. Er gründete mit Jin Jian Shu, dem Gastronomen des Restaurants Kaiser Garden in Hersel, die Karnevalsgesellschaft Bönnsche Chinesen. „Das resultiert eigentlich aus dem Tollitätenempfang, den Jin Jian Shu, mit dem ich schon seit 20 Jahren befreundet bin, in seinem Lokal gemacht hat.“ Und da Knauf weiß, wie man als Verein arbeitet und er es reizvoll fand, das Brauchtum Karneval mit der chinesischen Kultur zu verbinden, ist er heute der Vorsitzende der Bönnsche Chinese, während Shu als Präsident amtiert. Die asiatische Lebensart war Knauf dabei nicht fremd, schließlich stammt seine Ehefrau Narisa aus Thailand.

Knauf spricht kein Chinesisch

Womit er allerdings nicht gerechnet hatte: Die Medien interessierten sich brennend für die neue Karnevalsgesellschaft, die viele Journalisten als exotisch empfanden und die als Partnerschaft zwischen Deutschen und Chinesen einen Seltenheitswert besaß. Schon allein das Schauspiel, wenn die Truppe mit dem Großdrachen und der befreundeten Hunnenhorde im Rosenmontagszug in Bonn dabei ist, fasziniert viele Menschen.

„Bei der Gründungsversammlung dieses Vereins waren schon 100 Leute dabei, und heute haben wir 286 Mitglieder, davon sind ein Drittel Chinesen“, sagt Knauf nicht ohne Stolz. Einen Posten hatte er eigentlich gar nicht im Sinn, aber da schlägt der alte Bazillus dann doch wieder durch. Vor allem hatte er auch die Zeit, denn als Polizeimeister im Bundesgrenzschutz wurde er mit 57 Jahren pensioniert.

Ein Manko allerdings gibt es, Knauf spricht gar kein Chinesisch. „Nur ein paar Brocken, wie Guten Tag oder Prost“, lacht er. In Fernost war er auch erst einmal. Dennoch sind die Bönnsche Chinese inzwischen seine karnevalistische Heimat. Aber auch bei der GDKG, bei den Stadtsoldaten, der Ehrengarde und der Narrenzunft Endenich, wo er ebenfalls Mitglied ist, lässt er sich immer wieder mal sehen. Und natürlich im Ehrenrat des Festausschusses Bonner Karneval, in den er berufen wurde. Man sieht, der karnevalistische Elan lässt nicht nach bei einem, der mitten in der fünften Jahreszeit geboren ist. Womöglich ist es das, was den Virus damals schon ausbrechen ließ, als er auf die Welt kam.