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Züge in Bonn: Wölfe, Superhelden und viel Beethoven in Lengsdorf

Züge in Bonn : Wölfe, Superhelden und viel Beethoven in Lengsdorf

Zahllose Lengsdorfer freuen sich, dass ihr Karnevalszug ohne Probleme durch die Straßen ziehen kann. Baustellen hätten ihnen beinahe einen Strich durch die jecke Rechnung gemacht.

Vereinzelt wurde der Wolf ja schon in NRW gesichtet. Aber dass gleich ein ganzes Rudel im Naturschutzgebiet Mülleheck nahe Lengsdorf beheimatet ist, war bislang nicht bekannt. Erst recht nicht, dass Wölfe eine karnevalistische Ader haben: Am Freitag gingen sie im Lengsdorfer Karnevalszug mit. Und sie hatten sogar Rotkäppchen, den Jäger und die Großmutter mitgebracht.

Die Knallhaade und die Tischtennisfreunde Lengsdorf bildeten das 40-köpfige Rudel. Sie waren eine von 31 Gruppen, die sich nachmittags auf dem Kirchbüchel in Bewegung setzten. Am Straßenrand hatten sich dank guten Wetters enorm viele Menschen versammelt, unter ihnen auch eine weitgereiste Gruppe Regenbogenfische: Die sieben Medizinstudenten kamen aus Leipzig. Schon zum dritten Mal besuchen sie den Lengsdorfer Zug, weil er ihnen gut gefällt – und weil einer von ihnen von dort kommt.

An der VR-Bank moderierte Markus Limbach, dort stand auch die Bühne für das Bonner Prinzenpaar. Allerdings war nur Bonna Katharina III. dort, Richard I. war mit Männergrippe daheimgeblieben, um für Rathaussturm und Rosenmontagszug fit zu sein. Vorbei zogen jecke Zirkusleute, hüpfende Physiotherapeuten, Musik- und Tanzgruppen sowie Superhelden von der Feuerwehr. Der Heimat- und Verschönerungsverein präsentierte mit Weinkönigin Lara I. und Bacchus Ralph Biry sowie Maikönigin Caterina ein musikalisches Crossover: „Beethoven meets Kiss“ war das Motto. Der Komponist und die Rockband hätten sich womöglich gut verstanden. Die SPD kritisierte die Kostenexplosion bei der Beethovenhalle, die CDU wollte als Bauarbeiter „den Hardtberg bewegen“. Die High-Society-Ladies luden ins Märchenland ein, der Kegelclub de Fente feierte 30-jähriges Bestehen. Der Zugweg führte durch den Ort bis zum Bürger- und Vereinshaus, wo Henning Pöppel ebenfalls moderierte und zur After-Zoch-Party einlud.

Die Veranstalter waren froh, dass im Vorfeld alle Hindernisse beseitigt werden konnten. Wie berichtet, hatte die Baustelle an der Kreuzung Provinzialstraße und Villemombler Straße die Organisatoren vom Ortsfestausschuss (OFA) einige Schweißausbrüche bereitet, wurde aber rechtzeitig vor Weiberfastnacht abgeschlossen. Am Mittwoch sah sich OFA-Vorsitzender Christoph Schada plötzlich wieder mit dem gleichen Problem konfrontiert: Die Straße Auf dem Kirchbüchel, auf der sich die Gruppen für den Start sammeln sollten, war gesperrt wegen Kanalarbeiten für das Gelände der ehemaligen Gallwitzkaserne. „Davon wusste die Behörde, die den Karnevalszug genehmigt, nichts“, sagte Schada. Nach Protesten erreichte er eine Teilsperrung. „Das Lengsdorfer Landrecht zieht“, meinte Schada im Scherz.