Der Prinz hat sich an die Strumpfhose gewöhnt
In Oberpleis regiert Blau-Weiß - Günther Herr und Herbert Landsberg erhalten Orden - "Nicht jeder ist so schlank wie der Bürgermeister" - Uthweiler feiert zum 33. Mal in der Halle Dahs
Oberpleis. Rund um die Karnevalstage gibt es in Oberpleis nur zwei Farben - Blau und Weiß. Denn in blau-weißer Herrlichkeit präsentiert sich die Narrenzunft der Kolpingsfamilie zu jeder närrischen Gelegenheit und die Prunksitzung am Samstag war sicher nicht die geringste davon.
Unter dem Jubel der mehr alsr 500 Jecken im ausverkauften Haus marschierten die "Zwei us der Tüttchesfabrik", Rainer I. und Erika II., mit ihrem riesigen Hofstaat ein. Das Bläsercorps Auelgau untermalte den Einzug musikalisch und für die militärischen Ehren sorgten das Blau-Weiße Funkencorps und die Tanzcorps Ströpp, Dilledöppchen und Zunftsterne.
Sitzungspräsident Heinz Vogt ließ die einfallsreich kostümierten Jecken gar nicht erst zur Ruhe kommen, sondern entzündete gleich ein Feuerwerk närrischer Höhepunkte. Sowohl eigene Kräfte wie "Protokollarius" Wolfgang Schmidt, als auch hochkarätige Spitzenkräfte des rheinischen Karnevals wie der singende Prinz Wicky Junggeburth sorgten dafür, dass keine Lach- oder Schunkelpausen entstanden.
Besonders Bauchredner Klaus Ruprecht mit seiner Affenpuppe Willi hatte die Lacher auf seiner Seite. Das Liebeslied, das Willi dem Präses Vogt zu Ehren sang, entpuppte sich doch eher als Schmählied: "Deine Zähne sind wie die Sterne - stehen weit auseinander und nachts kommen sie raus."
Zu vorgerückter Stunde schlug dann die Stunde des Prinzenpaares. "Mir sinn jetz zwei Woche im Amt un ich muss sache, et ess schön. Datt et esu schön witt, hatte me net jedaach", verkündete der Prinz strahlend und verriet: "Ich hann mich uch fass schon an die Strumpfbutz jewennt."
Unter dem Motto "Tüttche klävve es uhs Lävve" hielt er im Anschluss seine gereimte Prinzenrede, bevor er mit seiner Prinzessin die höchste Auszeichnung vergab, die der Regent verleihen darf: Günther Herr aus dem Elferrat und der Funke Herbert Landsberg erhielten den Prinzenorden für ihre langjährigen Verdienste um den lokalen Karneval.
Einen ihrer letzten Auftritte auf dem Oberpleiser Parkett lieferten die Jojo''s ab und sorgten mit akrobatischen Figuren für erstaunte Gesichter und Beifallsstürme. Den Abschluss des offiziellen Teils der Prunksitzung bildete natürlich die traditionelle Oberpleiser Hymne "Pleese Wend", vom vielhundertstimmigen "Vogt-Chor" intoniert.
Eudenbach. Zu den Klängen von Robbie Williams Hit "Let me entertain you" betrat Sitzungspräsident Ingo Alda am Freitag die Bühne der ausverkauften Mehrzweckhalle in Eudenbach. Und er ließ sich ähnlich feiern, wie es sonst nur der britische Popstar gewohnt ist.
Ein lautes "Hallo Leute" folgte, das durch ein noch lauteres "Hallo Ingo" beantwortet wurde. Die Prunksitzung der KG "Spitz pass op" war eröffnet und die Stimmung kochte von der ersten Sekunde an. Ingo Alda äußerte sein Bedauern über die Versammlungsstättenverordnung. "Sieben Zentimeter haben uns gefehlt und wir hätten eine weitere Stuhlreihe aufstellen können", erklärte er dem Publikum.
Der Empfehlung seitens der Verantwortlichen, pro Bank doch wenigstens fünf Narren zu platzieren, um mehr Besucher in die Halle lassen zu können, kam die KG nicht nach. Nicht jeder sei so schlank wie der Bürgermeister, meinte Alder, und man wolle ja keine Platzangst beim Feiern verspüren.
Das Publikum bedankte sich für diese Entscheidung mit Feierlaune und machte mächtig Stimmung. Kinderprinz Jacques 1. (Merkel), der von Prinzessin Theresa 1. begleitet wurde, bekam zu seinem zehnten Geburtstag, den er am Vortag feiern konnte, nachträglich ein Geburtstagsständchen vom Publikum geschenkt.
Direkt darauf folgte ein absoluter Höhepunkt. Der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Eudenbach hatte für seinen Leiter Leo Mais, Prinz Leo I., nebst Ehefrau und Prinzessin Elke I., einen Tanz einstudiert. In Feuerwehrmontur präsentierten die Tanzamateure Hebefiguren und Choreographien allererster Güte. Diese gelungene Überraschung für das Prinzenpaar verwandelte die prächtig geschmückte Mehrzweckhalle in einen wahren Hexenkessel.
Uthweiler. Unter einem guten Stern startete am Freitagabend die Bürgersitzung des Bürgervereins Uthweiler. Denn nach rheinischen Maßstäben gilt ein Fest als Tradition, das drei Mal in Folge gefeiert wurde. Die närrische Jubiläumszahl hingegen ist die elf.
Somit kann eine Karnevalssitzung, die seit drei mal elf Jahren in der Halle der Baumschule und Gärtnerei Dahs in Jüngsfeld stattfindet, eigentlich nur ein Erfolg werden. Entsprechend legten sich Sitzungspräsident Walter Jonas und seine Mitstreiter vom "Siebenerrat" ins Zeug, um das Stimmungsbarometer im gefüllten Narrentempel in die Höhe zu treiben.
Doch bevor die Bühne für Musiker, Tänzer und Büttenredner frei gemacht wurde, galt es zunächst die närrischen Regenten offiziell in den Adelsstand zu erheben. Bürgermeister Peter Wirtz proklamierte das Kinderprinzenpaar Marcel I. (Wicharz) und Julia I. (Behr) und gab damit auch in diesem Teil des Pleistals seine Regierungsgewalt bis Aschermittwoch ab.
Im Gefolge der jungen Tollitäten übernahm eine Horde Vogelscheuchen einen Gutteil der Sitzplätze im Saal. Zu Ehren des Kinderprinzenpaares tanzten nicht nur die Sternschnüppchen aus Bockeroth, sondern auch die Ballettgruppe der Prinzessin stellte ihr Können zur Schau.
Hoher Besuch stellte sich im Laufe des Abends ein, denn traditionell kommt das Oberpleiser Prinzenpaar nach Jüngsfeld zu Besuch. Prinz Rainer I. zeigte sich stark beeindruckt vom Wuchs seines zwölfjährigen Herrscherkollegen aus dem Nachbarort. "Watt jett ihr ührem Kinderprinz ze esse - der is jo grüßer wie ich".
Für Präses Jonas hatten die Gäste aus Oberpleis gleich zwei Überraschungen mitgebracht. Der führte nämlich nicht nur durch seine 10. Sitzung in Jüngsfeld, sondern ist auch noch seit 25 Jahren aktives Mitglied im Blau-Weißen Funkencorps der Pleeser. Auf eigener Bühne wurde er von Prinz Rainer zum Oberst befördert.
