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Rathaussturm in Oberpleis: Kölsch statt Schampus

Rathaussturm in Oberpleis : Kölsch statt Schampus

Die Oberpleiser Jecken stürmen Babylon Plees. Unterstützung erhalten sie dabei durch das Uthweiler Kinderprinzenpaar Moritz I. und Ajana I.

In Plees sind die Goldenen 20er Jahre angebrochen – zumindest in bestimmten Teilen der Gesellschaft. Während der gemeine, oder besser gesagt der jecke Mob am Rosenmontag draußen im Regen stand, feierten die ehrwürdigen Kreise aus Verwaltungssteppern und Rathausabgeordneten im Pleeser Admiralspalast eine rauschende Party bei Schampus und Charleston. Um dem dekadenten Treiben ein Ende zu setzen, oder zumindest auch ein Schlückchen aus der Sektflasche abzubekommen, setzte das feierlustige Fußvolk, unterstützt vom gesamten karnevalistischen Adel aus Königswinter und der geballten Macht der staatsen Funken-Armee, zum Sturm auf „Babylon Plees“ an.

„Wir, die braven, anständigen Bürger von Königswinter, stehen entsetzt vor dem Abgrund an Lasterhaftigkeit und Völlerei, der sich hier auftut“, äußerte sich Wortführer Rüdiger Theuerkauf, Chef des Festausschusses, reichlich fassungslos. Das sah die Polit-Prominenz, die sich in ihrem Sündenpfuhl auf der ersten Etage des Ratspalastes pudelwohl fühlte, erwartungsgemäß ganz anders: „Wir investieren das ganze Jahr über Tränen, Schweiß und Arbeit – für euch, die ihr da in Kostümen rumlauft“, rechtfertigte sich Bürgermeister Peter Wirtz. Was ihm allerdings angesichts seines güldenen Glitzerfummels, der schwarzen Lack-High-Heels an den Füßen und dem Schampus-Glas in der Hand keiner so richtig abnehmen wollte. Die Angreifer brachten also ihre Geheimwaffe ins Spiel, um den Sumpf trocken zu legen: die Frauenpower aus der Altstadt. „Es liegt ein Hauch von Revolution in der Luft“, verkündete Theuerkauf siegessicher. „Also ich habe nur heiße Luft vernommen“, lästerte Wirtz zurück. Zugegebenerweise hinterließ die Geheimwaffe aus der Altstadt einen etwas kläglichen Eindruck – die Frauenpower drohte am Montagvormittag im Regen unterzugehen. Weshalb die Angreifer ihre Taktik änderten und auf Verhandlungen setzten: Wenn das Angebot stimme, sei das Volk ein allerletztes Mal zu besänftigen. „Sonst gibt es Revolution“, lautete die Drohung.

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, brachte Theuerkauf schon mal das Uthweiler Kinderprinzenpaar Moritz I. (Wagner) und Ajana I. (Sauer) in Stellung. Was tatsächlich Wirkung zeigte: „Das ist ja eine total linke Tour“, empörte sich Wirtz, „Kinder von Ratsmitgliedern nach vorne zu schicken, um das Rathaus zu stürmen.“ Da lenkte das Stadtoberhaupt dann doch lieber ein: „Wir sind ja auch menschlich und werden euch reinlassen.“ Im Admiralspalast wurde das sündige, oder besser gesagt das jecke Treiben daraufhin weitergeführt – allerdings gemeinsam. Und statt Schampus und Charleston gab es ganz bodenständig Kölsch, Ähzezupp und Mariechentanz. qg