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Nachdenkliche Stimmen beim Festkommers der GKKG

Nachdenkliche Stimmen beim Festkommers der GKKG

Peter Giesen spricht über Geschichte und Zukunft des Sitzungskarnevals

Königswinter. (oro) Auf der Bühne klirrte es. Und schon eilte Siebengebirgsprinz Guido I. mit Shawn, dem schwarzen Schaf, nach oben und drückte das Wollknäuel dem verdatterten Sitzungspräsidenten in die Hand.

Dabei hatte Peter Giesen erst kurz zuvor die Gäste in der CJD-Aula aufgeklärt: Wann immer einem Mitglied der Entourage des Siebengebirgsprinzenpaares ein Missgeschick passiert, wandert Shawn weiter.

Er selbst sei auch schon mehrere Male "das schwarze Schaf" gewesen. Dass der Prinzenführer nun ausgerechnet beim Festkommers anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft (GKKG) wieder diese Sonderrolle übernahm, sorgte, wie es sich für echte Jecke gehört, für herzhaftes Gelächter. Scherben bringen eben Glück - und Shawn.

Aber bei der Veranstaltung, zu der die Narren-Kollegen aus der Stadt und Umgebung zur Gratulationscour reichlich erschienen waren, wurden auch ernste Töne angeschlagen. Peter Giesen unterzog in seinem Festvortrag seine Gesellschaft und den Karneval insgesamt einer nachdenklich machenden Betrachtung.

"150 Jahre GKKG - zwischen Brauchtumspflege und Event-Marketing" hieß der Titel seines bemerkenswerten Zustandsberichtes, der zwar lang, aber kein bisschen langweilig war. Er ging auf Ursprünge ein, die 5 000 Jahre zurück liegen und auf die "Saturnalien" der Römer, die auch in ihrer Kolonie im Rheinland gefeiert wurden: "Es war während dieser Festtage nicht gestattet, etwas Ernsthaftes oder Wichtiges zu tun, sondern bloß zu trinken, zu lärmen, zu scherzen und Festkönige zu wählen und nackend zu singen."

Er erinnerte an das Karnevalsverbot unter der französischen Besatzung, an die Preußen, die es nach ihrer Herrschaftsübernahme 1815 im Rheinland mehrfach androhten. Heute sind es die "Events", die den Gesellschaften Probleme machen, führte Peter Giesen auf.

"Besonders jüngere Menschen gehen eher auf eine solche Veranstaltung als auf eine Sitzung im Ort. Da treffen sie dann auf bis zu zehntausend Gleichgesinnte und machen Party. Wir geraten mit unserem Sitzungskarneval in eine Zwickmühle. Halten wir bei dem Aufgebot an Kräften nicht mit, merken wir es sofort an zurückgehenden Besucherzahlen." Aber, so betonte der Festredner, "mir ist nicht bekannt, dass sich diese Veranstalter in der Brauchtumspflege oder in der Jugendarbeit engagieren".

In diesem Zusammenhang hob er die Bedeutung der Karnevalsvereine hervor: "Die Mitwirkung steht für Freude und Fröhlichkeit, für Bewahren und Erhalten, für die Liebe zur Heimat. Karneval bedeutet Gemeinwohl, Kameradschaft und Aufrichtigkeit. Dabei sind wir unserer Jugend in einem besonderen Maße verpflichtet, um Halt und Freude, Geborgenheit und Anerkennung zu geben."

Giesen wünschte sich, dass immer genügend Menschen bereit sind, das Brauchtum Karneval zu bewahren. Insbesondere hob er den außerordentlichen Einsatz von Mike Weiser, dem Vorsitzenden der GKKG, hervor. "Er hatte in den letzten zehn Jahren nur eins im Sinn: eine finanziell gesunde Gesellschaft und ein würdiges Jubiläum. Dabei hat er keine Arbeit gescheut."

Weiser bedankte sich bei seinen Mitstreitern aus dem Vorstand. Gemeinsam hätten sie die drei Ziele erreicht: Erhalt der Gesellschaft, Vorbereitung auf das Jubiläum und Abbau des großen Schuldenberges. Bürgermeister Peter Wirtz gratulierte: "Ich bin stolz darauf, eine so alte, jung gebliebene Karnevalsgesellschaft in unserer Stadt zu haben."

Und er bedankte sich für die Verwurzelung der GKKG im gesellschaftlichen Leben der Stadt. "Sie bringt sich auch außerhalb der fünften Jahreszeit ein, beim Altenfest, beim Winzerfest. Die GKKG ist aus dem Stadtbild nicht wegzudenken." Dieter Wittmann, Präsident des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel und vom Festausschuss Siebengebirge, befestigte die edle Fahnenschleife vom Bund Deutscher Karneval an der Standarte der GKKG.